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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Stall erreichte den Holzverschlag, in dem der Mechanismus zum Heben des Fallgitters untergebracht war. Die beiden anderen Wachen gelangten vor dem Eingangsportal des Wohntrakts an. Aus dem Stall heraus explodierte ein Reiter auf einer wahren Bestie von Pferd, das die zurückschwingende Stalltür aus den Angeln riss und zersplittern ließ, als wäre sie ein dünnes Brett. Das Pferd wieherte grell. Der Stall erzitterte unter den Hufschlägen der anderen Pferde. Dort standen die Schlachtrösser der Herren, unruhige, wilde Biester in ihren besten Augenblicken, doch jetzt wütend wegen des Lärms und erregt wegen der Tatsache, dass eines von ihnen aus dem Gefängnis entkommen war. Möglicherweise war auch die Tatsache an ihrer Erregung schuld, dass Hertwig von Staleberc bei so vielen wie nur möglich die Balken heruntergerissen hatte, die sie in ihren Pferchen zurückgehalten hatten. Holz splitterte, etwas rollte und schepperte mit dem Krachen, das eine Pferchwand von sich gibt, die der Wucht von Pferdehufen nachgegeben hat und nun mitsamt der darauf abgestellten Werkzeuge und Rüstungsteile in sich zusammenfällt.
    Das Fallgitter erbebte und ruckelte nach oben. Es hätte gequietscht, wenn Holz und Taue nicht zu nass gewesen wären. Die Führungsketten rasselten.
    Eine halbe Seite des Stalls löste sich in einen Schauer aus Holzteilen, Splittern und herumwirbelndem Stroh auf. Weitere Pferde sprangen daraus hervor.
    Die beiden Wächter zerrten ihre Spieße aus den Eisenringen heraus und rissen das Eingangsportal auf. Sie eilten zurück in den Burghof und spähten zu der Fensteröffnung hinauf, aus der jetzt der halbe Oberkörper eines Mannes hing. Jemand im Inneren des Raumes musste ihn an den Beinen festhalten, sonst wäre er nach draußen gefallen. Das Fallgitter vor dem Burgtor hatte inzwischen eine Öffnung von Mannshöhe freigegeben. Das Pferd mit Hertwig von Staleberc auf dem Rücken stieg wiehernd und mit wirbelnden Vorderhufen. Die anderen Pferde galoppierten im Burghof umher. Dreck und Schlamm flogen von ihren Hufen auf und klatschten gegen die Steinwände, als stünde die Burg unter Beschuss.
    »Nein!«, schrie der Mann im Fenster. Seine Blicke fielen auf die beiden Wächter, die zu ihm emporspähten. Unwillkürlich nahmen sie Haltung an. »Macht das Tor zu!« Die Stimme des Mannes überschlug sich vor Wut.
    »Aber Graf Rudolf, wir haben es doch gerade wieder …!«
    »Macht das Tor zu! Gnade euch Gott, wenn ich runterkomme. Das Tor zu, ihr Vollidioten, oder ich nagle euch alle ans Kreuz!«
    Der Oberkörper von Graf Rudolf verschwand. Die beiden Wächter sahen sich an, zuckten mit den Schultern, liefen zum Eingangsportal zurück und verrammelten es erneut mit ihren Spießen. Dann drehten sie sich um und blickten zum Burgtor. Das Fallgitter hatte knapp die Unterkante des offenen Torflügels erreicht. Graf Rudolfs Streitross mit seinem fremden Reiter auf dem Rücken hörte auf, sich auf den Hinterbeinen auf der Stelle zu drehen. Hertwig von Staleberc warf sich seitlich aus dem Sattel und klammerte sich an Sattelrand und Mähne fest, und das Pferd donnerte unter den Eisendornen des Fallgitters hindurch, gefolgt von zwei, drei, vier weiteren Pferden, die all die Aufregung zur Raserei gebracht hatte und die der Gewohnheit folgten, sich immer dorthin zu stürzen, wo der größte Lärm in der Schlacht war.
    Im gleichen Moment stolperte der Wächter aus dem Verschlag und sah betroffen zu seinen Kameraden auf der Mauerkrone hinauf, die hinunterbrüllten: »Mach es zu, du Narr, mach es zu!«
    Der Lärm im Burghof war zu groß. Er legte eine Hand an ein Ohr. »Hä?«
    »Mach es zuuu!!«
    Draußen, jenseits des Tores, rasten die Pferde die Straße hinunter. Hertwig von Staleberc schwang sich in den Sattel zurück. Von drinnen prallte etwas gegen das Eingangsportal des Wohntraktes. Die Wächter hörten Graf Rudolf kreischen: »Aufmachen, ihr Hurensöhne! Aufmachen!«
    Der Soldat vorne am Burgtor brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit, als auch die restlichen Pferde unter dem hochgezogenen Fallgitter in die Freiheit stürmten. Von oben schrien seine Kameraden: »Du sollst es wieder zumachen! « Er stürzte in den Verschlag zurück.
    Beim Wohntrakt zogen die Wächter ihre Spieße aus den Eisenringen. Es ging schwer, weil der Druck von innen gegen die Flügel zu groß war. Endlich hatten sie es geschafft. Die Türflügel platzten auf, und Graf Rudolf von Habisburch stürmte heraus, das Schwert erhoben, und hinter ihm ein

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