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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verflucht, meiner Bestimmung gefolgt, anstatt bei meiner Geliebten geblieben zu sein. So viel zu meiner Würde.
    »Mama, wieso hat dieser Mann auf mich gewartet? Wieso hat er ausgerechnet das Haus beobachtet, an das ich den Rest meines Waffenrocks hängte?«
    »Wir haben alle Häuser beobachtet, die unseren Glaubensgenossen gehörten«, sagte der verkleidete Bettler. »Wir dachten, Ihr würdet irgendwann den Weg zu einem davon finden.«
    »Aber wie konntet Ihr wissen, dass ich nach Milan kommen würde?« Er wandte sich an seine Mutter. »Mama, ich habe selbst erst vor kurzem erfahren, dass du hier bist. Wir haben niemals über Milan gesprochen, als wir noch alle zusammen waren.«
    Seine Mutter umarmte ihn erneut und drückte sich an ihn. »Nein«, flüsterte sie. »Aber dein Vater hat auch immer den Weg zu denen gefunden, denen sein Herz gehörte. Ich war mir sicher, dass es bei dir nicht anders wäre.«
    »Aber … du hättest jahrelang warten können! Oder bis in alle Ewigkeit, wenn ich tot gewesen wäre.«
    »Ich wusste, dass du nicht tot warst. Und schlimmstenfalls hätte ich jahrelang gewartet. Du bist mein Sohn!«
    Rogers schüttelte den Kopf und erwiderte Sariz’ Umarmung mit einer Mischung aus Ergriffenheit und Stolz. Wenn ich die Fähigkeiten meines Vaters geerbt habe , dachte er im Stillen, finde ich dann auch wieder zurück zu dir, Yrmengard?
    »Das gütige Licht hat dich hergeführt und dich beschützt.«
    »Mama, hauptsächlich haben mich zwei Männer beschützt. Sie sind meine Freunde. Ihnen solltest du danken.«
    »Wo bist du ihnen begegnet? Wie habt ihr euch als Bonhommes erkannt in diesen Zeiten?«
    Wir sind gemeinsam wie wilde Tiere hergezeigt, mit Steinen beworfen, bespien und mit Scheiße beworfen worden. »Wir waren Kameraden im Heiligen Land.«
    »Das Licht der Gottheit möge …«
    »Mama, sie gehören nicht unserer Glaubensgemeinschaft an. Einer ist ein ehemaliger Sergeant des Johanniterordens, der andere kommt aus England.«
    Scior di Ponte zog eine Augenbraue hoch und trat einen halben Schritt zurück. Sariz musterte ihren Sohn, dann wechselte sie einen Blick mit dem graubärtigen perfectus .
    »Ich hole sie her und …«, begann Rogers.
    Sariz unterbrach ihn. »Dies ist ein Haus der Glaubensgemeinschaft«, sagte sie, »auch wenn sein Besitzer es nicht ahnt. Wir haben die Gebete gesprochen und es gereinigt. Wenn deine Gefährten nicht zu unserem Glauben gehören …«
    Rogers ließ seine Mutter los. »Ich gehe zu ihnen nach draußen, dann kannst du ja zwischen Tür und Angel mit mir reden«, sagte er scharf.
    Sariz schüttelte den Kopf. Zwischen ihren Brauen stand nun eine Falte. »Für so einfach hältst du das?«
    »Sie sind meine Freunde. Wenn ihr sie nicht willkommen heißen wollt, dann heißt das, dass ihr auch mich nicht …«
    »Du denkst: Meine Mutter ist eine Bonhomme, meine Freunde gehören nicht zu unserem Glauben, deshalb lehnt sie sie ab?«
    Rogers machte den Mund auf und wieder zu. Was hatte sie gesagt?
    Sariz hob die Hand und gab ihm eine Ohrfeige. »Die ist dafür, dass du glaubst, deine Mutter sei nicht besser als der schlimmste, bigotte Romchrist.« Sie gab ihm eine zweite. Sie schlug nicht hart zu, aber Rogers, der als Kind von seiner Mutter nicht einmal dann geschlagen worden war, wenn er wirklich etwas ausgefressen hatte, stand vollkommen fassungslos da. Er wich ihr nicht einmal aus. »Die ist dafür, dass du zugelassen hast, dass deine Freunde draußen stehen und ich mich bei ihnen noch nicht einmal bedanken konnte.« Sie hob die Hand ein drittes Mal. Rogers zuckte zusammen. Doch sie packte ihn nur im Genick, zog sein Gesicht zu dem ihren hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Und der ist dafür, dass dir die Menschen in deinem Herzen wichtiger sind als Gebote und Vorschriften. Und jetzt lässt du mich gefälligst ausreden: … Wenn deine Gefährten nicht zu unserem Glauben gehören, dann ist es meine Aufgabe als Gastgeberin, sie hereinzubitten und willkommen zu heißen und ihnen zu versichern, dass Bruderschaft tiefer geht als Glaube und Vaterland.«
    Sie ließ ihn stehen und ging zu Walter und Godefroy hinaus. Rogers stand da und rieb seine Backen und sah ihr dabei zu, wie sie die beiden begrüßte – und sich dann vor ihnen auf den Boden kniete und beiden die Hände küsste. Walter und Godefroy wehrten sich verlegen und stießen mit den Köpfen zusammen, als sie gleichzeitig versuchten, sie auf die Beine zu ziehen. Dann kamen sie zu dritt herein,

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