Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
sagte er schließlich. »Und das ist ein Ort, den kein Mensch kennt. Wenn das Geheimnis Kaiser Federicos dazu dient, den Krieg zwischen uns und der Romkirche doch noch zu entfachen, dann muss es verborgen bleiben!«
    »Der Ort ist eine kleine Stadt namens Wizinsten, zwei Tagesreisen von hier; und des Rätsels Lösung findet sich in Gestalt einer jungen Zisterzienserin, die Hertwig von Stalebercs Zwillingsschwester ist.« Rogers hob den Kopf und erwiderte den Blick seines Vaters.
    »Ich wollte es nicht wissen«, sagte Ramons ruhig. »Aber …«
    »Was ›aber‹?«
    »Wizinsten, hm? Gibt es dort ein altes Benediktinerkloster?«
    »Ja«, sagte Rogers verwirrt, »nur …«
    »Der Prior der Benediktiner von Wizinsten war bei den Gesprächen in Colnaburg zugegen. Ich habe mir jedes Detail eingeprägt, das damals irgendwie wichtig erschien, und ich erinnere mich genau an den Namen. Die Benediktiner dort sind die einzigen Mönche außerhalb des Ordens von Cîteaux, denen Kaiser Federico vertraut hat – weil sie, bevor sie die Kutte nahmen, seine Waffengefährten gewesen waren, mit denen er als Halbwüchsiger aus Apulien aufgebrochen war, um sich die Kaiserkrone zu holen. Zu ihnen hat der Kaiser all den Reichtum des Langue d’Oc bringen lassen. Nach Wizinsten!«
    Rogers starrte ihn an. Sein Herz klopfte schwer. »Die Mönche sind seit Jahren verschwunden, Papa, und in den Ruinen ihres Klosters lebt die Frau, die ich liebe.«
    In die Stille hinein, die sich daraufhin ausbreitete, sagte Ramons: »Wenn es so ist, dann ist das Geheimnis des Kaisers nicht mehr sicher, und mit ihm all das Geld. Lieber nehme ich es auf mich, meine Seele mit alldem zu belasten, als dass ich zusehen möchte, wie Rogers’ und Oliviers Armageddon doch noch ausbricht, nur weil ich zu zögerlich bin, die Geschichte zu Ende zu bringen.«
    Rogers stand auf. »Dann kommst du mit?«
    Sariz wandte sich zu Rogers: »Habe ich dir nicht gesagt, dass es richtig war, zuerst hierherzukommen?«
    Vor der Tür ertönte plötzlich ein langsames, rhythmisches Geräusch. Sie sahen sich an. Ramons Augen wurden schmal. Rogers war als Erster bei der Tür und riss sie auf.
    Ein Mann stand allein mitten auf dem Treppenabsatz vor dem Zugang zum Saal. Sein Gesicht war schmal und auf kühne Weise gutaussehend, auf seinen Wangen schimmerte Rouge, und seine Augen waren mit Kohl umrandet wie die eines Höflings bei einem königlichen Empfang. Er applaudierte langsam und ohne zu lächeln.
    »Wunderbar bis zum Ende durchgefolgert«, sagte er. »Ich bin beeindruckt.«
    Rogers keuchte und trat einen Schritt auf ihn zu. Zwei Männer standen plötzlich mit gezückten Schwertern neben ihm, die Klingen auf Rogers gerichtet. Auf der Treppe warteten weitere Männer. Alle trugen das gleiche Wappen wie ihr Anführer auf den Waffenröcken: einen flammendroten Löwen.
    Rogers trat noch einen Schritt vor und fühlte, wie sein Vater seinen Arm packte und ihn zurückhielt.
    »Sehen wir uns endlich wieder«, sagte Rudolf von Habisburch und verbeugte sich vor Ramons. »Also in Wizinsten liegen mein Schatz und das Geheimnis des Kaisers? Darf ich Euch meine Begleitung antragen, Mesires und Mesdames?«
    7.
PAPINBERC
     

     
    Es blieb ihnen nichts übrig, als sich von Rudolf von Habisburchs Männern nach draußen führen zu lassen. Die Gasse war von Menschen verstopft. Die meisten von ihnen waren Bewaffnete und trugen Rudolfs Wappen. Er schien mit wenigstens einer halben Hundertschaft Soldaten hierhergekommen zu sein. Rogers sah Walter und Godefroy auf dem Boden knien, die Hände hinter dem Rücken gefesselt und von Soldaten bewacht. Ihm wurde schwindlig, weil der Anblick dem so ähnlich war, den er für seinen letzten damals in Terra Sancta gehalten hatte, als die Dörfler ihn zur Kreuzigung davongeschleppt hatten. Seine beiden Freunde sahen wütend aus, waren aber unverletzt. Hartmann stand bleich daneben. Im ersten Augenblick dachte Rogers, der Assistent des Bischofs habe doppeltes Spiel getrieben, doch ein Blick in Hartmanns Gesicht belehrte ihn eines Besseren.
    Ramons und Rogers wurden gezwungen, neben Walter und Godefroy niederzuknien. Rudolf bat Sariz und Adaliz mit übertrieben höfischer Geste, hinter den Männern Aufstellung zu nehmen. Seine Augen blitzten, und auf seinen roten Wangen wirkte das sorgfältig aufgetragene Rouge stumpf und matt.
    Die Bürger, die um den Ring aus Soldaten herumstanden, tuschelten und murmelten. Rogers musterte sie, während er versuchte, dem Gemisch aus Wut,

Weitere Kostenlose Bücher