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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Enttäuschung und Furcht Herr zu werden, das in ihm brodelte. Er ahnte, dass sie von der Seite der Papinbercer keine Hilfe erwarten konnten. In ihren Gesichtern überwogen Neugier und Sensationslust, und Rudolf mit seinen Soldaten und seinen offen zur Schau getragenen Waffenfarben sah sowohl offiziell als auch unüberwindbar genug aus, um jeden Gedanken an Mitgefühl für ein halbes Dutzend vollkommen Fremder erlöschen zu lassen. Außerdem hatte man sie im Haus eines Juden gefasst. Rogers brauchte nicht nachzudenken, welchen Weg Rudolfs Argumente nehmen würden, sollte ihn tatsächlich jemand wegen seines bewaffneten Auftritts hier zur Rede stellen. Plötzlich erinnerte er sich daran, dass er, als sie gerade in Papinberc angekommen waren, Schwester Adelheid gesehen hatte. Er hatte so getan, als kenne er sie nicht – sie wäre nur eine gewaltige Komplikation gewesen bei dem Ansinnen, endlich mit seinem Vater zusammenzutreffen. Für einen Augenblick hatte er gedacht, sie würde auf ihn zukommen; doch dann hatte Adaliz auf irgendetwas gedeutet und gelacht, und er hatte sich seiner Schwester zugewandt, und danach war Adelheid bereits weitergegangen. Sie musste beschlossen haben, dass eine Verwechslung vorlag. Ausnahmsweise war Rogers dankbar für seinen ständig juckenden Bart gewesen. Und er war jetzt dankbar, dass die Zisterzienserin die Stadt wieder verlassen haben musste. Wenn sie in der Menge der Gaffer gestanden hätte, hätte sie ihn unweigerlich erkannt; den Bart hatte er erst heute Morgen abgenommen, um seinem Vater nicht wie ein Barbar entgegenzutreten.
    Rudolf sah sich um wie ein Feldherr, der eine eroberte Stadt in Augenschein nimmt, dann begann er mit einem seiner Männer zu flüstern. Der Mann eilte davon.
    Jemand in dunkler, einfacher Kleidung stellte sich vor Rogers auf. Rogers blinzelte nach oben in Gabriels Gesicht. Rudolfs Häscher lächelte, bückte sich und klopfte Rogers in seiner täuschend kameradschaftlichen Art auf die Schulter.
    »Na, Rogers?«, sagte er. »Wieder einmal erweist es sich, dass du mir nicht entkommst, obwohl du immer noch intakte Kniesehnen besitzt.«
    »Willst du mir erzählen, dass du dieses Mal ausnahmsweise allein zu mir gefunden hast?«, fragte Rogers. »Die letzten Male haben dir tote Männer den Weg gewiesen – Guilhelm und Volko.«
    »Ich bin ein Mann, der etwas auf Traditionen gibt«, erwiderte Gabriel. »Sagt dir der Name Ulrich von Wipfeld etwas?«
    Rogers schloss die Augen. »Du hast den Jungen auch auf dem Gewissen, du Bastard?«
    »Noch nicht, aber du wirst es dir gleich wünschen.«
    Zwei Soldaten zerrten Ulrich herbei und zwangen ihn neben Rogers auf die Knie. Die Augen des jungen Mannes waren rotgeweint. Er wich Ramons’ und Rogers’ Blick aus und flüsterte nur: »Verzeiht mir, Mesires, verzeiht mir …!«
    »Was hast du getan, du Unglücksrabe?«, fragte Rogers.
    »Ich habe dir noch nicht dazu gratuliert, wie du die beiden Männer abgehängt hast, die ich auf eure Fährte gesetzt hatte«, sagte Gabriel. »Das hatte Stil, vor allem, da es auf den letzten paar hundert Schritten geschah. Respekt. So gewitzt habe ich euch Ketzer noch gar nicht kennengelernt. Normalerweise seid ihr doch immer so geradeheraus und steif. Aber du hast ja schon in Terra Sancta ganz gute Ansätze gezeigt. Zwischendurch habe ich zwar mal den Glauben an dich beinahe verloren …« Gabriel gab Ulrich einen sanften Tritt. »Sag ihm, warum sein Trick nichts genützt hat, Jungchen.«
    Ulrich presste die Lippen zusammen.
    »Du hattest ihm verboten, zu dem ersten Treffen mit deinem Vater mitzukommen, nicht wahr?«, fragte Gabriel gutgelaunt. »Ein letzter Rest von Misstrauen …? Kann man ja gut verstehen, wenn ein Ketzer seinen eigenen Leuten gegenüber misstrauisch ist; die meisten von euch sind schließlich durch den Verrat von Glaubensbrüdern auf den Scheiterhaufen geraten. Aber du hättest ihm mal besser vertraut, Rogers, weil er euch nämlich gefolgt ist. Ich nehme an, er wollte den großen Ramons Trencavel mit eigenen Augen sehen. Und auf ihn hast du nicht geachtet bei deinem Weg durch die Stadt. Meine beiden Holzköpfe hast du entdeckt, aber nicht das grüne Bürschchen hier, das vor lauter Heldenverehrung einen Sabberfaden hinter sich herzog. Tja, Rogers. Du hättest mich beinahe abgehängt kurz vor dem Ziel, wenn er hier nicht gewesen wäre.«
    »Tötet mich«, wisperte Ulrich, der von Neuem zu weinen begonnen hatte. »Ich bin ein Judas.«
    »Du bist lediglich ein

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