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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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kamen hoffnungslos verheddert an der nächsten Hauswand zum Halten. Die Gaffer flüchteten nur so weit, bis sie in Sicherheit waren, dann ertönten die ersten Lacher. Bischof Heinrich war noch vor Rudolf wieder auf den Beinen und bekam einen Wutanfall, der dem Rudolfs in nichts nachstand. Wild fuchtelnd schlug er auf Rudolf ein. Rudolf wehrte seine Schläge ab, dann kehrte seine eigene Wut zurück, und er gab dem Bischof noch im Liegen einen Faustschlag, der diesen in die Arme seines herbeieilenden Assistenten schickte. Hartmann und sein Herr gingen zu Boden. Rudolf zog sein Schwert, schwang es über den Kopf und drang auf den Bischof ein, der zu quietschen begann und versuchte, sich hinter Hartmann zu verbergen. Die Menge schrie auf. Rogers lenkte sein Pferd ein zweites Mal vorwärts und stieß Rudolf erneut zu Boden. Dann verbeugte er sich in Richtung des kreischenden Bischofs. Die Menge lachte. Rudolf kam ohne sein Schwert wieder auf die Füße und stapfte blind vor Wut auf den nächstbesten Lacher zu. Eine kleine Gestalt rannte mit vorgestreckter Schulter in ihn hinein und brachte ihn endgültig zu Fall. Rudolf blieb schweratmend liegen. Ein Soldat zerrte Godefroy von Rudolf herunter und auf die Füße, aber man konnte sehen, dass er sich selbst das Lachen nur mit Mühe verbiss. Die Menge applaudierte.
    Godefroy verbeugte sich wie ein Komödiant und rief grinsend: »Wir sind leider nur heute da, Leute, also gebt, was ihr könnt!«
    Tatsächlich flogen ein paar Münzen. Die Soldaten klaubten sie auf, dann räumten sie auf Anordnung Rudolfs, der wieder zur Besinnung gekommen war, die Gasse. Irgendwie waren danach auch der Bischof und Hartmann verschwunden. Rudolf stieg auf sein Pferd, und sie verließen Papinberc nicht wie vorgesehen im Triumph, sondern schweigend, wenn man von den einzelnen Lachern und Pfiffen absah, die ihnen aus der Anonymität diverser Menschenhäufchen nachgeschickt wurden. Als eine junge Frau von einem Marktstand herbeieilte, ein paar frisch erblühte Barbarazweige Rogers’ Pferd in die Mähne steckte und »Gesegnetes Christfest, junger Herr!« rief, ließ Rudolf die Gefangenen von seinen Soldaten in die Mitte nehmen.
    Niemand lief herbei, um ihm oder Gabriel ein paar Barbarazweige aufzudrängen.
    8.
PAPINBERC
     

     
    Nachdem sie die Brücke passiert hatten, beugte sich Rogers zu seinem Vater hinüber.
    »Dann wollte Rudolf im Grunde genommen das Gleiche wie Kaiser Federico, nur zehn Jahre früher?«, fragte Rogers.
    Bevor Ramons etwas sagen konnte, kamen Rudolf und Gabriel an ihre Seite. Rudolfs Gesicht war schrecklich anzusehen, und an dem Blick, den er Rogers zuwarf, konnte man erkennen, dass er die Frage gehört hatte.
    »Du weißt, wo der Schatz in Wizinsten versteckt ist?«, fragte Rudolf.
    Ramons zuckte mit den Schultern.
    »Du wirst es mir sagen, oder du wirst mir den Plan mit dem frischen Blut deiner Frau und deiner Tochter auf den Boden malen«, sagte Rudolf.
    Ramons musterte den Grafen. »Wie tief willst du noch sinken, Rudolf von Habisburch?«
    »Ich steige in die Hölle hinab, wenn es sein muss, und das weißt du ganz genau.«
    Ramons seufzte. »Wir sind ohnehin alle so gut wie tot.«
    Gabriel lenkte sein Pferd näher heran und schlug Ramons herzhaft auf die Schulter. »Wie in allen Dingen kommt es auch beim Sterben auf das ›Wie‹ an, nicht wahr?«, fragte er betont fröhlich.
    »Wo finde ich den Schatz?«
    Ramons schwieg. Rudolf holte Luft, doch Gabriel kam ihm zuvor. »Er wird es uns sagen, Erlaucht«, meinte er. »Wenn Eure Männer sich vor seinen Augen sein Weib vornehmen, wird er es uns sagen.«
    »Wie weit ist es bis Wizinsten? Schaffen wir das heute noch?«
    Gabriel musterte den frühnachmittäglichen Himmel. »Nein, dazu ist es zu spät. Ich schlage vor, wir bleiben über Nacht in Ebra. Dort gibt es im Wesentlichen nur eine riesige Klosterbaustelle, die jetzt im Winter wahrscheinlich stillsteht. Der Hospizwirt wird glücklich sein, so viele Gäste bewirten zu können, besonders wenn Ihr nicht auf dem Hospizrecht besteht, sondern dafür bezahlt. Ebra liegt nicht direkt auf dem Weg, aber die Entfernung ist deutlich geringer als nach Wizinsten. Und wir sind alle beritten. Bis zur Dämmerung sollten wir dort ankommen. Und morgen, ebenfalls zur Dämmerung, in Wizinsten.«
    »Rechtzeitig zur Christvesper«, sagte Rudolf.
    »Der geeignete Moment, ein Geschenk in Empfang zu nehmen«, sagte Gabriel und blinzelte Ramons zu, als wolle er ihm lediglich den freundlichen Wink

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