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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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fasste nach dem Griff seines Schwerts und zerrte an ihm, während er Rogers gleichzeitig mit der freien Faust ins Gesicht schlug … einmal … zweimal … Rogers spürte seine Lippen aufplatzen und ein Stück von einem Zahn abbrechen … Der rote Ritter gab es auf, sein Schwert freibekommen zu wollen, und riss einen breiten Dolch hinten aus dem Gürtel … seine Faustschläge hagelten auf Rogers herab …
    Rogers blinzelte. Sein Herzschlag pochte in seinem Schädel. Er bekam kaum noch Luft. Zögernd klärte sich sein Blick. Er stand inmitten eines weiten Kreises aus Menschen, ganz allein. Er trug den Balken auf der Schulter, seine Hände noch immer daran gefesselt. Vor seinen Füßen lag das Krummschwert des Besitzers von Alice de Chacenay. Der Mann selbst hockte daneben, die Hände vor das Gesicht gepresst, zwischen seinen Fingern lief Blut hervor. Steif drehte Rogers sich einmal um die eigene Achse. Die Gesichter der Menschen rund um ihn herum sahen alle gleich aus, aufgerissene Augen, aufgerissene Münder. Er spürte den Schmerz in seinem Gesicht, wo ihn die Faustschläge von Alices Herrn getroffen hatten. Etwas weiter weg lag der Bursche, den dieser zuvor um das Geld geschickt hatte, offensichtlich sein Leibwächter. Eine riesige Beule mit einer Platzwunde verunzierte seine Stirn. Seine Fersen scharrten im Sand, aber es war nichts weiter als eine Bewegung in der Besinnungslosigkeit. Zwei reglose Gestalten trugen die Tracht der Dörfler. Einer sah aus, als hätte ihn ein Balken mitten ins Gesicht getroffen, der andere lag auf dem Bauch und stöhnte leise, einen unbenutzten Prügel noch immer in der Faust. Ein dritter Dörfler wiegte sich langsam vor und zurück, die Hände zwischen die Beine gepresst und schielend in seinem Schmerz. Rogers fühlte die Schwere des Balkens. Träge wurde ihm bewusst, dass er seinen Peiniger abgeschüttelt haben und auf die Beine gekommen sein musste, und von da an war er nicht mehr ein Kreuzigungsopfer gewesen, sondern ein Rasender, der Fußtritte an strategische Stellen verteilte und einen dreißig Pfund schweren Knüppel auf den Schultern trug, den man ihm nicht einmal aus den Händen schlagen konnte, weil diese daran festgebunden waren.
    Er starrte die Reihen der Dörfler an. Ein Stein traf ihn. Er drehte sich herum und stolperte einen Schritt auf den Halbwüchsigen zu, der ihn geworfen hatte. Der Bursche ließ den Stein in seiner anderen Hand fallen und rannte davon. Es war kein Geräusch zu hören außer dem beständigen Rauschen des Windes in den Ästen der Korkeiche, dem Hämmern von Rogers’ Herzen und dem Ächzen der Niedergeschlagenen. Rogers betrachtete das Schlachtfeld um sich herum. Langsam und nicht ohne Eleganz sank er auf die Knie.
    Vollkommenheit , dachte er undeutlich. Und wieder hatte er sich ein riesiges Stück von der Vollkommenheit entfernt. Was hätte er getan, wenn er nicht gefesselt gewesen wäre und das Krummschwert zu fassen bekommen hätte? Die mageren Bauern zerstückelt?
    Er senkte den Kopf. Ein paar von den Dörflern wurden beiseitegestoßen, und die Leibwächter des persischen Händlers traten vor, Bogen gespannt und Pfeile eingelegt. Rogers machte sich nicht die Mühe, ihnen in die Augen zu sehen. Er war tot.
    Er vernahm das Knarren, mit denen die Bogen das letzte kleine Stück gespannt wurden, bevor die Pfeile flogen.
    »Halt«, rief eine Stimme. »Im Namen des einen und barmherzigen Gottes: Halt!«
    7.
WIZINSTEN
     

     
    Die vergangenen Stunden bildeten einen Wirbel in Constantias Kopf, aus dem immer wieder der eine Gedanke auftauchte: Nun war sie Rudegers Frau. Es war so unglaubhaft, dass sie das Buchskränzchen in ihrem Haar bereits mehrfach berührt hatte, nur um sich zu vergewissern, dass sie sich alles nicht nur einbildete. Es kam ihr vor wie ein Traum.
    Allerdings war es kein schöner Traum.
    Ihr Blick begegnete dem von Meffridus Chastelose, und sie wandte sich ab. Anfangs hatte sie ihm noch zugelächelt, doch mittlerweile machte ihr seine Anwesenheit Angst. Nicht, dass er etwas Ungehöriges gesagt oder getan hätte. Er hatte ihr und Rudeger sogar ein Geschenk überreicht: einen Ballen Tuch aus feinstem Leinen, den sie sich selbst nie hätten leisten können. Aber mehrfach waren Männer und Frauen aus der Stadt an ihn herangetreten und hatten ihm etwas ins Ohr geflüstert. Constantia hatte die Mienen der …
    … Bittsteller? …
    … beobachtet. Wenn sie an Meffridus herantraten, waren sie verzerrt vor innerer Spannung. Wenn

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