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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wird ebenfalls als Ketzer gebrandmarkt. Was ist mit deinem Ordensgelübde?«
    »Wir sind neun Monate zusammen durch die Hölle gegangen, Rogers. Glaubst du nicht, dass das mehr wiegt als ein Gelübde?«
    »Und du, Walter?«, fragte Rogers.
    Walter Longsword grinste. »Mir ist es egal, wer welche Blödheit begeht. Für uns ist sowieso jeder auf dem Kontinent ein Verrückter. Auf mich kannst du immer zählen, Rogers de Bezers, und wenn du zu einem Haufen Pferdeäpfel beten würdest.«
    »Der fette Krüppel – war das einer von deinen Leuten?«, erkundigte sich Godefroy.
    »Er war mal der beste Freund meines Vaters.«
    »Und was hatte er mit dir vor?«
    »Mich dem ärgsten Feind unserer Familie auszuliefern.«
    »Was hat ihn denn dazu bewogen?«
    »Er ist einer von denen, die in den Kellern verschwunden waren.«
    Godefroy zog die Brauen zusammen und schwieg. Nach ein paar Herzschlägen sagte Walter: »Da jetzt alles geklärt ist, können wir wohl weitermarschieren, nicht wahr? Wir müssen ja nur halb Terra Sancta und das Mittelmeer durchqueren, um nach Hause zu kommen.«
    Rogers räusperte sich. »Ich kehre nicht in meine Heimat zurück. Ich … ich habe eine Mission zu erfüllen.«
    »Was hat der junge Bursche zu dir gesagt? Wie hieß er noch gleich?«
    »Walter, woher willst du wissen, dass Hertwig von Staleberc …«
    »Komm schon, Rogers. Du redest zwar in allen möglichen heidnischen Zungen, statt die einzig menschenwürdige Sprache auf der Welt zu sprechen …«
    »… nämlich die deine«, unterbrach Godefroy und grinste.
    »… aber ich bin auch nicht von gestern. Mir ist schon klar, dass der Kleine dir etwas anvertraut hat, bevor er starb. Worum ging es?«
    Rogers kämpfte mit sich, doch er war zu erschüttert von der Freundschaft, die seine Gefährten ihm erwiesen hatten. »Um die Rettung meines Glaubens und das Ende der Verbrecher auf dem Papstthron«, sagte er heiser.
    »Donnerwetter. Kleiner habt ihr Franzosen es wohl nicht, oder? Dann wollen wir uns mal beeilen. Godefroy, wenn du das Ding nicht mehr tragen kannst, nehme ich es dir gerne ab. Es ist ja größer als du.«
    »Das Einzige, was hier größer ist als ich, ist das Mundwerk eines gewissen Engländers.«
    »Ihr wollt mich immer noch begleiten?«, rief Rogers.
    »Meine Güte, seid ihr Franzosen begriffsstutzig.«
    »Ausnahmsweise hat der Engländer recht, Rogers.«
    Ungläubig wandte Rogers sich um und sah sich mit dem ruhigen Blick Alice de Chacenays konfrontiert, die offenbar doch nicht gedöst hatte. Sie lächelte schwach. »Ich werde Euch nicht in die Heimat begleiten, Rogers de Bezers. Ich habe eine andere Aufgabe – nämlich meinen Mann zu befreien –, und die habe ich noch nicht erfüllt. Aber ich wünsche Euch, dass der tiefe Frieden von Bethlehem immer mit Euch sein möge.«
    Rogers schluckte. Nun spürte er, dass Tränen in seine Augen traten. »Das ist …«
    »… der Gruß, mit dem Eure Glaubensbrüder einander Gottes Segen wünschen«, sagte sie. »Habt Ihr gedacht, man kann in Frankreich leben, ohne Euer Schicksal verfolgt zu haben? Ihr und Eure beiden Freunde hier wärt eine Zierde jedes Glaubens, Rogers. Ich weiß, dass die Albigenser denken, die stoffliche Welt sei schlecht und vom Teufel erschaffen worden. Wie immer sich das auch verhält – Menschen wie Ihr sind der Beweis, dass es niemals etwas Böses gibt, das nicht etwas Gutes beinhaltet.«
    16.
PAPINBERC
     

     
    »Stell dir vor …«, sagte Elsbeth.
    »Ich stelle mir vor, ich hätte anständiges Pergament und nicht ein paar zerlumpte Seiten, die jemand ohne große Sachkenntnis abgeschabt und dann mit Harz aneinandergeklebt hat. Ebenso unsachgemäß, wie ich anfügen möchte.«
    »Das ist für die Skizze. Pergament ist teuer, Meister Wilbrand. Wenn wir die Skizze fertig haben, bekommst du von mir persönlich eine frische Unterlage für die Reinzeichnung.«
    »Schwer vorstellbar«, brummte Wilbrand.
    »Für einen, der Künstler sein möchte«, sagte Elsbeth, »hast du ein reichlich unterentwickeltes Vorstellungsvermögen.«
    Wilbrand blinzelte. Die Bemerkung hatte offenbar gesessen. Elsbeth hätte Reue verspürt, wenn sie nicht mittlerweile gewusst hätte, wie sie ihn am besten nehmen musste. Der junge Baumeister presste die Lippen zusammen und rieb an einem seiner dünnen, vielkantigen Holzkohlestifte, bis er noch spitzer war. Es hatte eine Woche gedauert, bis sie ihn dazu überredet hatte, die Bauleitung zu übernehmen; fünf Tage waren allein dafür

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