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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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zur Seite geneigt.
    »Halte deine Hände auf«, flüsterte er, »wie eine Schale.«
    Dann streckte er den Arm aus und öffnete seine Faust. Die feuchten Münzen glitten in meine Hände wie ein Schwärm winziger silberner Fische.
    Dieselben Münzen, mittlerweile getrocknet, machten ein helles, klimperndes Geräusch, als ich sie auf den Tisch in der Bibliothek rieseln ließ. Crassus, eben erst von der Bestattungszeremonie zurückgekehrt, war noch immer in Schwarz gewandet und roch nach verbranntem Holz. Er zog überrascht eine Braue hoch.
    »Wo hast du sie gefunden?«
    »Im Wasser gleich am Pier. In der ersten Nacht nach meiner Ankunft habe ich beobachtet, wie jemand vom Dock aus etwas ins Wasser geworfen hat. Wer immer es war, hat mich ins Wasser gestoßen und versucht, mich zu ertränken, was ihm auch beinahe gelungen wäre. Erst heute bin ich dazu gekommen, jemanden für mich die Gewässer absuchen zu lassen. Es war der Sklave Apollonius - ja, genau, Mummius Liebling. Und das hat er gefunden. Säcke über Säcke voll Silber, sagt er. Und nicht bloß Münzen; offenbar gibt es auch Säcke voll Gold- und Silberschmuck. Und Waffen.«
    »Waffen?«
    »Bündel von Schwertern und Speeren. Keine Gladiatoren oder Prunkwaffen, sondern klassische Soldatenausstattung. Ich habe eines der Schwerter mitgebracht, um es dir zu zeigen, doch dein Wächter an der Tür hat es beschlagnahmt. Wo wir gerade von Wachen sprechen, ich schlage vor, daß du unverzüglich mehrere davon am Bootshaus stationierst. Ich habe Eco und Apollonius zurückgelassen, um ein Auge auf die Fährleute zu halten, doch bis das versteckte Lager geborgen ist, solltest du es Tag und Nacht von bewaffneten Männern bewachen lassen.«
    Crassus rief dem Wachposten vor der Tür entsprechende Anordnungen zu und ließ sich dann das Schwert bringen, das Apollonius geborgen hatte. Durch die offene Tür drangen die Geräusche der Trauergäste im Atrium. Crassus wartete, bis die Tür wieder geschlossen war, bevor er sprach.
    »Seltsam«, meinte er. »Dieses Schwert ist in einer meiner eigenen Schmieden hier in Kampanien hergestellt worden, das Erz stammt aus meinen Minen in Spanien; das kann man an dem Stempel am Knauf erkennen. Wie ist es hierhergelangt?«
    »Und, noch entscheidender, welches war sein Bestimmungsort?«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn wir davon ausgehen, daß diese Waffen im Bootshaus gelagert wurden und daß Lucius Licinius sie dorthin geschafft hat, welchen Bedarf hatte er für so viele Waffen?«
    »Gar keinen.«
    »Hat er sie für dich gesammelt?«
    »Wenn ich gewollt hätte, daß Lucius irgendwelche Waffen aus meinen Gießereien hierherschaffen läßt, hätte ich ihm das gesagt«, erwiderte Crassus knapp.
    »Dann wurden die Waffen also vielleicht für jemand anderen dort gelagert. Aber wer könnte Bedarf an so vielen Waffen haben?«
    Crassus sah mich streng an. Er hatte begriffen, worauf ich hinauswollte, weigerte sich jedoch, den Namen laut zu nennen.
    »Denk an die Wertsachen«, fuhr ich fort, »die Münzen, der Schmuck und die Metallarbeiten, alles in Säcken verstaut wie die Beute von Piraten. Angenommen, Lucius hat nicht alles selbst gestohlen, dann hat er sie vielleicht als Bezahlung genommen.«
    »Bezahlung wofür?«
    »Für etwas, was er selbst nicht brauchte, jedoch beschaffen konnte - Waffen.«
    Crassus sah mich mit aschfahlem Gesicht an. »Du wagst es zu behaupten, daß mein Vetter Lucius Waffen an einen Feind Roms geschmuggelt hat?«
    »Was sollte ein vernünftig denkender Mensch sonst vermuten, wenn er auf ein verstecktes Lager von Waffen und Wertsachen stößt? Und vielleicht war das Bootshaus nicht der einzige Ort, an dem diese Gegenstände vorübergehend gelagert wurden. Der Sklavenjunge Meto hat mir erzählt, daß er gelegentlich Schwerter und Speere in dem Anbau hinter den Ställen hat liegen sehen, dem Gebäude, in dem jetzt die Sklaven eingesperrt sind. Bei deiner Ankunft magst du den Anbau vielleicht leer vorgefunden haben, doch das heißt nicht, daß er nicht in der Vergangenheit als Waffendepot gedient hat. Und nicht nur Waffen; Meto erwähnte auch Stapel von Schilden und Helmen. Wie ich höre, müssen einige Spartacianer inzwischen getrocknete Melonenschalen als Helme tragen. Spartacus braucht verzweifelt solide Waffen.«
    Crassus starrte mich wütend an und atmete tief ein, sagte jedoch nichts.
    »Ich habe ebenfalls gehört, daß Spartacus seinen Männern die Benutzung von Geld verboten hat. Sie sind eine Nation ohne Währung.

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