Die Pforten Des Hades
letzten Einwand vorzubringen. Crassus trat an eines der Fenster und betrachtete die Trauergäste, die sich im Hof drängelten.
»Der kleine Sklavenjunge - Meto, wie du ihn nennst - rennt umher und verkündet, daß das Bankett in Kürze beginnen soll«, sagte er leise. »Es ist Zeit, unsere schwarzen Gewänder gegen weiße einzutauschen. Entschuldige mich, Gordianus, ich gehe jetzt auf mein Zimmer, um mich umzuziehen.«
»Noch ein letztes Wort, Marcus Crassus. Wenn es zu der erwähnten Krise kommt-wenn das, was du beschlossen hast, geschieht-, bitte ich dich, die Ehrlichkeit des Sklaven Apollonius zu berücksichtigen. Er hätte die Entdeckung des Silbers auch für sich behalten können -«
»Warum sollte er? Wenn er morgen stirbt, ist das Silber wertlos für ihn.«
»Trotzdem, wenn du eine Möglichkeit sehen würdest, ihn zu begnadigen, und vielleicht den Jungen Meto -«
»Keiner dieser beiden Sklaven hat außerordentlich Verdienstvolles geleistet.«
»Aber wenn du ihnen die Gnade trotzdem erweisen könntest -«
»Rom ist nicht in der Stimmung für Gnade. Ich nehme an, du willst jetzt gehen, Gordianus.« Als ich den Raum verließ, stand er mit steifen Schultern und verschränkten Armen unbeweglich am Fenster und starrte ins Nichts. Kurz bevor ich die Tür hinter mir schloß, sah ich, wie er sich umdrehte und den kleinen Haufen Silbermünzen betrachtete, den ich auf dem Tisch hatte liegen lassen. Seine Augen glänzten, und ich beobachtete, wie seine Mundwinkel zitterten und sich zu einer Miene verzogen, die ein Lächeln hätte sein können.
Wieder war das Atrium von Gästen bevölkert, einige noch in Schwarz, während andere für das Bankett bereits weiße Gewänder angelegt hatten. Ich bahnte mir einen Weg durch das Gedränge, stieg die Treppen hoch und ging zu meinem Zimmer.
Der kleine Flur lag verlassen und still da. Die Tür zu meinem Zimmer war angelehnt. Als ich näher kam, hörte ich von drinnen seltsame Geräusche. Ich blieb stehen, um sie zu deuten. Es hätten die Schmerzenslaute eines Tieres sein können oder das unartikulierte Gebrabbel eines Menschen, dem man die Zunge herausgeschnitten hatte. Mein erster Gedanke war, daß Iaia in meinem Zimmer weiteren Hokuspokus veranstaltet hatte, und ich trat vorsichtig näher.
Ich blickte durch den schmalen Spalt und sah Eco vor dem Spiegel sitzen. Er verzog sein Gesicht und gab eine Reihe primitiver Geräusche von sich. Dann hielt er inne, musterte sein Spiegelbild und begann erneut.
Er versuchte zu sprechen.
Ich zog mich zurück und atmete tief ein. Ich ging den halben Flur zurück und stieß dann beim erneuten Näherkommen mit meinem Ellenbogen gegen die Wand, damit er mich hören konnte, bevor ich den Raum erreichte.
Als ich das Zimmer betrat, saß Eco nicht mehr vor dem Spiegel, sondern steif auf seinem Bett. Er blickte auf, als ich eintrat, und lächelte mich schief an, bevor er die Stirn runzelte und rasch aus dem Fenster blickte. Ich sah, wie er schluckte und mit der Hand an seinen Hals faßte, als hätte er Schmerzen.
»Haben Crassus Wachen dich unten beim Bootshaus abgelöst?« fragte ich.
Er nickte.
»Gut. Sieh nur, auf meinem Bett hat man unsere weißen Gewänder für das Bankett fein säuberlich bereitgelegt. Es wird bestimmt ein üppiges Festmahl.«
Eco nickte und sah dann wieder aus dem Fenster. Seine Augen glänzten fiebrig. Er biß sich auf die Lippe und atmete flach. Irgendetwas glitzerte feucht auf seiner Wange, doch er wischte es rasch weg.
NEUNZEHN
Das Bankett wurde in drei miteinander verbundenen Räumen auf der Ostseite des Hauses abgehalten, die alle einen Blick auf die Bucht boten. Die Gäste strömten herein wie eine weiße Gischtwelle, und ihr Murmeln hallte in den hohen Räumen wider wie entferntes Meeresrauschen.
Als letzte seiner Pflichten hatte sich der Designator um die Sitzordnung gekümmert und dafür gesorgt, daß jedem Gast von einem Sklaven ein Platz an der Tafel zugewiesen wurde. Crassus, prachtvoll in Weiß und Gold, hielt im nördlichsten der drei Räume hof, umgeben von Fabius, Mummius, Orata und den bedeutenderen Geschäftsleuten und Politikern aus den diversen Städten am Golf. Gelina residierte im mittleren Raum mit Metrobius an ihrer Seite, umgeben von Iaia und Olympias und den prominenten weiblichen Gästen.
Der dritte, am weitesten von der Küche entfernt liegende Raum war denjenigen von uns vorbehalten, die nirgendwo sonst hingehörten, den Juniorpartnern und zweiten Söhnen, den Übriggebliebenen und
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