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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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mittleren Raum fiel mein Blick auf Gelina. Sie schien die unwahrscheinlichste Kandidatin von allen. Alles deutete darauf hin, daß sie ihren Mann ehrlich geliebt hatte und tief um ihn trauerte. Auch Iaia kam, egal wie geringschätzig sie über Lucius gedacht haben mochte, kaum in Frage; außerdem waren sie und Olympias in der Mordnacht in Cumae gewesen, das hatte man mir zumindest erzählt. Wäre irgendeine der Frauen im Haus, selbst Olympias, kräftig genug gewesen, mit einer schweren Statue Lucius Schädel einzuschlagen und seine Leiche dann ins Atrium zu schleifen? Oder die Bündel mit Waffen aus dem Bootshaus zum Pier zu schleppen und sie ins Wasser zu werfen?
    Dasselbe konnte man sich auch über Metrobius fragen, wenn man sein Alter bedachte, doch es lohnte sich, ihn im Auge zu behalten. Er hatte zu Sullas innerstem Zirkel gehört und konnte daher selbst bei Mord kaum Skrupel haben. Er war ein Mann, der einen langen und schwelenden Groll hegen konnte, wie ich von seiner Tirade über Mummius wußte. Von der Bühne abgetreten, seines lebenslangen Gönners verlustig, seiner legendären Schönheit durch die Jahre beraubt, welchen geheimen Zwecken widmete er heute seine rastlose Energie? Er verehrte Gelina und hatte Lucius verachtet; hätte er ihre Not als Vorwand nehmen können, ihren Mann zu töten? War er dessen anonymer Partner? Sein Haß auf Lucius hätte ihn nicht notwendigerweise davon abhalten müssen, einen Teil seines angehäuften Vermögens in Lucius Pläne zu investieren. Es war sogar denkbar, überlegte ich weiter, daß er Crassus Entscheidung, wegen des Mordes sämtliche Sklaven einschließlich Apollonius zu vernichten, vorausgesehen hatte; so konnte er, indem er Lucius tötete und die Dinge ihren Lauf nehmen ließ, gleichzeitig grausame Rache an Mummius nehmen. Doch war selbst ein so subtiler und berechnender Verstand wie der seine einer solch bösartigen und verschlungenen Intrige fähig?
    Und natürlich konnte es trotz meiner Entdeckungen bei dem Bootshaus und wider alle Indizien noch immer sein, daß-
    »Es waren die Sklaven! Haben Lucius den halben Schädel eingeschlagen und sind dann zu Spartacus geflüchtet!«
    Einen Moment lang glaubte ich, ein Gott hätte zu mir gesprochen, um mich für meine blutrünstigen Spekulationen zu tadeln und mich an die eine Möglichkeit zu erinnern, die in Betracht zu ziehen ich mich weigerte. Dann erkannte ich die Stimme, die von dem Sofa hinter mir kam. Es war der Mann, den ich bei der Beerdigung mit seiner Frau hatte tratschen hören. Sie waren schon wieder zugange.
    »Aber weißt du noch, was Crassus gesagt hat? Die Sklaven werden nicht unbestraft bleiben - und das ist richtig so!« sagte die Frau und schnalzte mit der Zunge. »Irgendwo muß eine Grenze gezogen werden. Bei gemeinen Sklaven kann man sich nie darauf verlassen, daß sie ihren Platz kennen; laß sie Zeuge einer solchen Grausamkeit in ihrem eigenen Haus werden, und sie sind für immer verdorben - zu nichts mehr nütze. Wenn sie erst einmal gesehen haben, wie einer von ihnen mit einem Mord davonkommt, darf man ihnen nie wieder den Rücken zuwenden. Am besten erlöst man sie aus ihrem Elend, sage ich, und wenn man es noch so drehen kann, daß es den anderen Sklaven ein gutes Exempel ist, um so besser! Dieser Marcus Crassus weiß, wie man die Dinge anpackt!«
    »Nun, er weiß jedenfalls ganz bestimmt, wie man seine Geschäfte führt«, stimmte der Mann ihr zu. »Dafür spricht schon sein Reichtum. Man sagt, er strebt ein Kommando gegen Spartacus an, und ich hoffe, diese Idioten im Senat zeigen einmal genug Weisheit, dem richtigen Mann auch die richtige Aufgabe anzuvertrauen. Er ist ein knallharter Typ, keine Frage; das muß man schon sein, wenn man alle seine Haussklaven töten läßt, und das ist genau die Sorte Mann, die wir jetzt brauchen - eine starke Hand, die mit diesem thrakischen Monster aufräumt! Könntest du mir noch ein paar von diesen grünen Oliven reichen, meine Liebe? Und vielleicht noch einen Löffel Apfelsauce für mein Kalbsbries? Köstlich! Ein Jammer, daß Crassus auch derart fantastische Köche töten lassen muß!«
    »Aber er wird es trotzdem tun. Das habe ich jedenfalls gehört- und die arme, bemitleidenswerte Gelina schüttelt die ganze Zeit den Kopf und wünscht, es wäre nicht so. Sie hatte schon immer ein weiches Herz, genau wie Lucius einen weichen Schädel, und du siehst ja, wohin das führt! Aber nicht Marcus Crassus - er hat einen harten Schädel und ein noch härteres

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