Die Pforten Des Hades
sicher bald gefahrlos erreichen.«
»Gut. Was immer sonst noch passiert, ich muß pünktlich in der Arena sein. Und ich muß Eco finden.«
»Den Jungen?« fragte Olympias. Offenbar hatte sie sich bisher nie genug für ihn interessiert, um sich seinen Namen zu merken.
»Ja, den Jungen. Meinen Sohn. Der dir immer so schmachtende Blicke zuwirft, Olympias.«
Alexandros runzelte mißbilligend die Stirn. »Der stumme Junge«, erklärte Olympias ihm. »Ich habe dir von ihm erzählt, weißt du nicht mehr? Aber was meinst du, wenn du sagst, du müßtest ihn finden, Gordianus? Wo ist er?«
»Als wir gestern abend nach Cumae aufgebrochen sind, haben wir den Weg genommen, den du uns gezeigt hast. Auf dem Felsplateau oberhalb des Averner Sees wurden wir angegriffen.«
»Von Lemuren?« flüsterte Alexandros.
»Nein, von etwas viel Gefährlicherem: von lebendigen Menschen. Es waren zwei, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher. In der Verwirrung ist Eco verschwunden. Ich habe ihn anschließend gesucht, aber mein Kopf...«
Ich berührte die empfindliche Stelle und zuckte zusammen. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Olympias betrachtete sie. »Iaia wird wissen, wie sie zu behandeln ist«, sagte sie. »Aber was ist mit Eco?«
»Verloren. Ich habe ihn nicht gefunden, und dann bin ich bewußtlos geworden. Nachdem ich wieder aufgewacht bin, bin ich hierhergekommen. Wenn Eco aus eigener Kraft zu Gelinas Villa zurückgekehrt ist, muß er sich die heutigen Bestattungsspiele am Ende alleine ansehen. Er hat zwar schon Gladiatoren auf Leben und Tod kämpfen sehen, aber dieses Massaker - was immer auch passiert, ich muß dort sein, bevor es beginnt. Ich will nicht, daß Eco es sich alleine ansieht. Die alten Sklaven, und Apollonius... und der kleine Meto...«
»Wovon redest du?« Alexandros sah mich verwirrt an. »Olympias, was meint er mit dem Massaker?«
Sie kaute auf ihrer Lippe und sah mich reuig an.
»Du hast es ihm nicht erzählt?« fragte ich.
Olympias biß die Zähne aufeinander. Alexandros war alarmiert. »Was meinst du mit dem Massaker? Was sagst du da über Meto?«
»Todgeweiht«, erwiderte ich. »Sie alle sind zum Sterben verurteilt. Jeder Sklave von den Feldern, aus den Ställen und Küchen wird öffentlich hingemetzelt, um die ehrbaren Bewohner des Golfes zufriedenzustellen. Politik, Alexandros.
Bitte mich nicht, einem thrakischen Sklaven römische Politik zu erklären, glaub mir einfach. Für das Verbrechen des wahren Mörders, den Crassus nicht finden kann, plant er, jeden Sklaven des Hauses hinrichten zu lassen. Sogar Meto.«
»Heute?«
»Nach einem Gladiatorenkampf. Crassus Männer haben auf der Ebene beim Lucrinus-See eine Arena aus Holz errichtet. Es dürfte ein ziemliches Ereignis werden; die Art, von dem man von hier bis nach Rom noch lange sprechen wird, selbst nachdem Crassus Spartacus besiegt und sich endlich zum Konsul hat wählen lassen - und danach, wer weiß? Vielleicht gelingt es ihm, sich zum Diktator machen zu lassen wie sein Mentor Sulla, und trotzdem werden die Leute noch immer von dem Tag reden, an dem er damals in Baiae die Sklaven in ihre Schranken verwiesen hat.«
Alexandros lehnte sich fassungslos zurück. »Das hast du mir nie erzählt, Olympias.«
»Wozu auch? Du hättest dich nur gesorgt und gegrübelt -«
»Und vielleicht hätte er sich auch zu einer noblen Geste hinreißen lassen und wäre nach Baiae zurückgekehrt, um sich selbst Crassus Urteil zu stellen?« vermutete ich. »Hast du es ihm vielleicht deswegen nicht erzählt, Olympias? Statt dessen hast du ihn in dem Glauben gelassen, daß er sich nur lange genug verstecken müsse, bis Crassus wieder abgereist ist, und daß ihm anschließend die Flucht gelingen könnte, aber all die Sklaven, die verurteilt waren, für ihn zu sterben, hast du mit keinem Wort erwähnt.«
»Nicht für ihn, sondern mit ihm!« erwiderte Olympias wütend. »Glaubst du, daß es für Crassus einen Unterschied macht, ob er Alexandros findet oder nicht? Er will diese Sklaven hinrichten lassen - das hast du eben selbst gesagt, aus politischen Erwägungen, um ein großes Spektakel zu inszenieren. Es ist besser für Crassus, wenn er Alexandros nie findet -dann kann er den Leuten weiter Angst machen mit Geschichten über das mörderische thrakische Monster, das davongelaufen ist, um sich Spartacus anzuschließen.«
»Was du sagst, mag richtig sein, Olympias, aber war es das auch von Anfang an, von dem Moment an, als Alexandros zu Iaias Haus geflohen ist?
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