Die Pforten Des Hades
Tageslicht je wiederzusehen.
Was hoffte ich, hier zu finden? Eine Wunderhöhle, die sich mir zu Gefallen plötzlich am Fels auftun würde? Hier gab es keine Geheimnisse, nichts außer Stein und Wasser. Ich ging noch einen Schritt weiter. Das Wasser schlug gegen einen Felsbrocken, dessen Spitze aus der Gischt ragte wie der Kopf einer Schildkröte, und klatschte mir dann ins Gesicht. Prustend und die Arme gegen die Kälte fest um den Körper geschlungen, bewegte ich mich vorwärts. Das Wasser stieg bis zu meiner Brust und drohte mich dann mit Macht in die Tiefen zu zerren. Ich packte Halt suchend den Fels und spürte, wie meine Füße unter mir weggerissen wurden. Die Kalte ließ meinen Atem stocken, und einen Moment lang sah ich Sterne vor den Augen.
Dann verschwanden die Sterne, und ich erblickte die Höhle.
Sie war nur zu erkennen, wenn sich das Wasser zurückzog, und auch dann nur jeweils einen Moment. Ich sah eine zerklüftete schwarze Öffnung in dem zerklüfteten schwarzen Fels, wie der klaffende Schlund eines zahnlosen Untiers. Gischtstrudel perlten von seinen Lippen, bevor die Wellen ihn wieder mit Wasser füllten.
Es war unmöglich, die Öffnung zu erreichen, bis die Flut nicht beträchtlich abgelaufen war. Das konnte jeder vernünftige Mensch erkennen. Doch ein vernünftiger Mensch würde auch nicht bis zum Hals in kaltem Wasser stehen und sich im blassen Licht des frühen Morgens, verzweifelt um sein Leben kämpfend, an einen glitschigen Felsen klammern.
Ich schaffte es, den Felsen loszulassen, mich in Richtung der Öffnung abzustoßen, schließlich die schaumigen Lippen zu umfassen und mich hineinzuhangeln. Hinter mir schlugen die Wellen zusammen, und ich saß in der Falle, konnte mich weder vor noch zurück bewegen, während um mich herum die Gischt gurgelte, Seetang in mein Gesicht schlug und Salzwasser in meine Nase trieb. Als das Wasser abfloß, krabbelte ich ein Stück vor und stieß mit dem Kopf gegen die flache Steindecke. Dann muß meine Wunde wieder angefangen haben zu bluten.
Dunkelheit umgab mich. Plötzlich schwanden meine Kräfte und wurden mit der Ebbe hinaus ins Meer gezogen. Ich wappnete mich gegen die nächste Welle, die mich gurgelnd traf wie ein Schwall aus Neptuns Nüstern. Ich schluckte Salzwasser und schmeckte Blut auf der Zunge. Das Wasser lief ab, und ich war mir sicher, mit hinausgezogen zu werden, doch irgendwie gelang es mir, mich festzuhalten.
Ich öffnete meine salzverkrusteten Augen und blinzelte schmerzhaft. Die Welle hatte mich tief in die Spalte gespült. Ich blickte auf und sah hoch über mir ein Loch, durch das ein Sonnenstrahl fiel. Ich war in der Höhle.
Daß ich es geschafft hatte, war nicht nur überraschend, es war ein Ding der Unmöglichkeit. Die verblüfften Mienen auf ihren Gesichtern bestätigten das.
Trotz des trüben Lichtes erkannte ich Olympias sofort. Ich hatte geträumt, sie nackt zu sehen. Jetzt sah ich sie nackt. Ihre Haut war makellos glatt und von einem Schweißfilm überzogen, der die blassen Stellen im trüben Licht alabastergleich glänzen ließ. Ihre Arme und Beine waren dunkler, von der Sonne zu blassem Gold getönt. Sie war schlank, aber keineswegs zerbrechlich; nackt sah sie noch robuster und vitaler aus als bekleidet. Ihre Brüste waren voll und rund mit großen Brustwarzen, die angesichts ihrer goldenen Mähne und dem goldenen Busch zwischen ihren geschmeidigen Schenkeln überraschend dunkel waren. Traurigerweise ließ mein Zustand es kaum zu, diesen Anblick angemessen zu würdigen.
Ihr Begleiter hingegen schien ihn sehr zu würdigen zu wissen - wie ich bemerkte, als sie sich voneinander lösten und ich den Beweis seiner Erregung erkennen konnte. Er kämpfte sich auf die Füße, stieß mit dem Kopf gegen den Fels und fluchte. Derweil rollte sich Olympias zur Seite und begann hektisch zwischen den Kissen und Decken auf dem Steinboden herumzukramen. Schließlich fand sie, wonach sie gesucht hatte, einen glänzenden Dolch mit einer Klinge von der Länge eines ausgewachsenen Unterarms und schwang ihn in einem großen Bogen aufwärts. Vermutlich wollte sie ihn ihrem Beschützer geben, doch in ihrer Hast und Verwirrung hätte sie seinen erigierten Penis fast abgeschnitten. Beiden stockte ob des Beinaheunglücks vernehmlich der Atem. Alexandros taumelte nach hinten, stieß sich erneut den Kopf und fluchte wieder. Es wäre zum Lachen gewesen, wenn mir nicht vor Kalte, Nässe und Kopfschmerzen so elend zumute gewesen wäre.
Er konnte es, wie
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