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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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sehen, ob das Schiff endlich angekommen sei. Der Haushalt ist ein einziges Chaos, wie du dir sicherlich vorstellen kannst.«
    Er sah meinen leeren Gesichtsausdruck. »Aber natürlich, Mummius hat dir vermutlich so gut wie gar nichts erzählt. Ja, so lautete sein Befehl. Keine Angst, man wird dir alles erklären.« Er wandte sein Gesicht in die Brise und ließ sein unmodisch langes Haar wie eine rote Mähne im Wind flattern.
    Ich sah mich im Hafen um. Die Furie war bei weitem das größte Schiff. Der Rest waren kleine Fischerboote und Jachten. Misenum ist nie ein besonders geschäftiger Hafen gewesen; der Großteil des Handels an der Golfküste läuft über Puteoli, den wichtigsten Hafen Italiens. Doch es kam mir so vor, als wenn Misenum mit seiner Nähe zum Nobelviertel von Baiae und dem berühmten Mineralbrunnen noch ruhiger war als gewohnt und beabsichtigt. Ich machte Fabius gegenüber eine diesbezügliche Bemerkung.
    »Du warst schon mal in der Gegend?« fragte er.
    »Ein paarmal.«
    »Dann kennst du dich wohl gut mit Handelsschiffen und ihren Geschäften entlang der kampanischen Küste aus, was?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich hatte hin und wieder beruflich am Golf zu tun. Ich bin beileibe kein Experte für Schiffsverkehr, aber liege ich völlig falsch, wenn ich sage, daß der Hafen auf mich ziemlich leer wirkt?«
    Er verzog leicht das Gesicht. »Keineswegs. Mit den Piraten auf See und Spartacus im Binnenland ist der Handel in ganz Kampanien praktisch zum Erliegen gekommen. Auf den Land- und Wasserstraßen bewegt sich so gut wie nichts mehr -weswegen es um so erstaunlicher ist, daß Marcus bereit war, die Furie für dich nach Rom zu schicken.«
    »Mit Marcus meinst du Marcus Mummius?«
    »Natürlich nicht; Mummius besitzt doch keine Triere! Ich meine Marcus Crassus.« Fabius lächelte dünn. »Das solltest du allerdings noch gar nicht wissen, nicht vor unserer Landung jedenfalls. Aber das kann sich ja nur noch um Sekunden handeln. Halt dich gut fest - diese Tölpel von Ruderern, man könnte meinen, sie versuchen ein feindliches Schiff zu rammen. Ein Einsatz auf der Furie würde ihnen bestimmt nicht schaden.« Ich sah, wie die Sklaven an den Rudern sich ängstlich duckten oder wenigstens so taten als ob.
    Als wir auf den Landungssteg geklettert waren, schaute ich mich ein weiteres Mal im Hafen um. »Du willst sagen, der Handel ist derzeit komplett zum Erliegen gekommen?«
    Fabius zuckte mit den Schultern. Ich schrieb diese Geste der traditionellen patrizischen Verachtung gegenüber jeglicher Form von Handel zu. »Natürlich verkehren kleine Segel- und Ruderboote, die Passagiere und Waren von Dorf zu Dorf transportieren«, sagte er. »Aber es ist ein zunehmend selteneres Ereignis, ein großes Schiff aus Ägypten oder Afrika oder auch nur Spanien an den großen Docks von Puteoli festmachen zu sehen. In ein paar Wochen wird der Verkehr auf dem Meer über den Winter sowieso eingestellt. Was Waren aus dem Inland betrifft, hat Spartacus seinen Schatten mittlerweile auf ganz Süditalien geworfen. Er hat sein Winterlager in den Bergen um Thurii aufgeschlagen, nachdem er den ganzen Sommer über die Region östlich des Vesuvs terrorisiert hat. Ernten wurden vernichtet, Bauernhöfe und Villen bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Märkte sind leer. Nur gut, daß die Einheimischen nicht von Brot leben müssen; solange es in der Bucht Fische und im Lucrinus-See Austern gibt, wird hier in der Gegend keiner verhungern.«
    Er drehte sich um und führte uns über den Pier. »Trotz der Unruhen nehme ich nicht an, daß es in Rom schon zu irgendwelchen Knappheiten gekommen ist? Schließlich ist Mangel in Rom nicht erlaubt.«
    »Die Menschen haben Angst, doch sie leiden nicht«, zitierte ich aus einer Rede, die ich unlängst auf dem Forum gehört hatte.
    Fabius schnaubte verächtlich. »Typisch Senat. Setzen wer weiß was in Bewegung, damit es der Pöbel in Rom weiter bequem hat, und bringen es gleichzeitig nicht fertig, einen vernünftigen General gegen Spartacus oder die Piraten loszuschicken. Was für eine Versammlung von Inkompetenzlingen. Seit Sulla die Türen des Senats geöffnet hat, um all seine reichen Spezis mit einem Sitz zu belohnen, ist Rom nicht mehr das, was es einmal war. Heutzutage stehen die Schmuck- und Olivenölhändler Schlange, um Reden zu schwingen, während irgendwelche wild gewordenen Gladiatoren mordend und raubend über Land ziehen. Man kann nur von Glück sagen, daß es Spartacus bisher entweder an

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