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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Verstand oder an Mut gefehlt hat, auf Rom selbst zuzumarschieren.«
    »Diese Möglichkeit wird täglich diskutiert.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Worüber sollten sich die Römer zwischen Kaviar und gefüllten Wachteln auch sonst unterhalten?«
    »Pompejus ist immer ein beliebtes Thema des Stadtklatsches«, schlug ich vor. »Man sagt, er habe die Aufstandischen in Spanien fast besiegt. Die öffentliche Meinung blickt sehnsuchtsvoll auf Pompejus, auf daß er zurückkommen und dem Spartacus-Spuk ein Ende bereiten möge.«
    »Pompejus!« Faustus Fabius sprach den Namen mit beinahe ebenso großer Verachtung aus wie Marcus Mummius. »Nicht, daß er nicht aus einer guten Familie stammen würde, und seine militärischen Verdienste sind unbestreitbar. Aber dieses eine Mal ist Pompejus nicht der richtige Mann am rechten Ort.«
    »Wer ist es denn?«
    Fabius lächelte und blähte seine breiten Nüstern. »Du wirst ihn in Kürze kennenlernen.«
    Pferde warteten auf uns. Begleitet von Fabius Leibwächter ritten wir durch das Dorf Misenum und wandten uns dann auf einer gepflasterten Straße entlang des breiten, schlammigen Strandes nach Norden. Nach einer Weile bog die Straße landeinwärts und stieg einen flachen, bewaldeten Hügel hinauf. Zwischen den Bäumen sah ich auf beiden Seiten große Häuser inmitten riesiger gepflegter Gärten, voneinander getrennt durch Abschnitte unkultivierter Wildnis. Eco riß die Augen auf. An meiner Seite hatte er schon wohlhabende Männer kennengelernt und gelegentlich auch ihre Häuser betreten dürfen, aber ein Pomp, wie er am Golf gepflegt wird, war neu für ihn. Die Stadthäuser der Reichen mit ihren schmucklosen Fassaden stehen dicht beieinander und sind weit weniger aufdringlich als ihre Landvillen. Abseits der neidischen Blicke des städtischen Pöbels jedoch, in einer Umgebung, in der höchstens Sklaven oder selbst wohlhabende Gäste an die Tür klopften, zeigten die großen Römer keine Scheu, ihren guten Geschmack zu demonstrieren sowie die Tatsache, daß sie ihn sich auch leisten konnten. Altmodische Redner auf dem Forum behaupteten zwar immer, daß man in der guten alten Zeit nicht mit Reichtum geprotzt habe, aber zu meinen Lebzeiten hat das Gold sein Gesicht stets ohne jede Scham offen gezeigt, vor allem in der Bucht des Luxus.
    Faustus Fabius schlug ein gemächliches Tempo ein. Wenn sein Auftrag ein dringender war, ließ er es uns nicht merken. Offenbar liegt etwas in der Luft der kampanischen Küste, das selbst den gehetztesten Städter entspannen läßt. Auch ich spürte es - eine Frische in der von Kiefernduft und Meergeruch erfüllten Luft, eine besondere Klarheit des Sonnenlichts, das sich in der riesigen Bucht spiegelte, ein Gefühl von Harmonie mit den Göttern der Erde, des Himmels, des Feuers und des Wassers. Solches Wohlbehagen löst die Zunge, und es fiel mir nicht schwer, mich mit Faustus Fabius anzufreunden, indem ich begeistert die Schönheit der Landschaft kommentierte und ihm einige Fragen über die hiesige Topographie und Küche stellte. Er war zwar durch und durch Römer, besuchte die Region jedoch offensichtlich so häufig, daß er die kampanischen Küstenbewohner und ihre alten griechischen Bräuche recht gut kannte.
    »Ich muß schon sagen, Faustus Fabius, mein Gastgeber an Land ist definitiv auskunftsfreudiger als der auf dem Wasser.« Er nahm das Kompliment mit einem dünnen Lächeln und einem wissenden Nicken entgegen; ich sah, daß er Marcus Mummius nicht besonders mochte. »Sag mir«, fuhr ich fort, »wer genau ist Marcus Mummius eigentlich?«
    Fabius wölbte die Braue. »Ich dachte, das wüßtest du. Während des Bürgerkriegs war Mummius einer von Crassus Proteges und ist seitdem Crassus rechte Hand in allen militärischen Fragen. Die Mummier sind keine besonders vornehme Familie, aber wie alle römischen Familien, die lange genug überleben, haben sie zumindest einen berühmten Vorfahren. Leider geht der Ruhm in diesem speziellen Fall Hand m Hand mit dem Anruch eines Skandals. Marcus Mummius Urgroßvater war Konsul in den Tagen der Brüder Gracchius; für seine Feldzüge in Spanien und Griechenland wurden ihm sogar Triumphe bereitet. Hast du noch nie von dem Verrückten Mummius gehört, auch bekannt als der Barbar?«
    Ich zuckte die Schulter. Der Verstand des Adels funktioniert zweifelsohne anders als der gewöhnlicher Menschen; wie sonst können sie sich scheinbar mühelos so viele Ehrungen und Klatschgeschichten so vieler Vorfahren merken, und zwar

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