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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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weiblicher Hand gestaltet. Was meinst du, Eco - versucht einer der Haussklaven mich mit einem Fluch zu belegen? Oder könnte es sein -«
    Eco klatschte in die Hände und wies auf die Tür hinter mir, wo der kleine Sklavenjunge Meto erwartungsvoll mit einem Tablett mit Brot und Früchten stand. Ich sah, daß seine Blicke nervös durch den Raum schössen. Als ich mich umdrehte, verbarg ich die Figur und hielt sie, als ich ihn direkt ansah, hinter meinem Rücken. Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Dann zog ich die Figur hervor und stellte sie auf sein Tablett.
    Er stöhnte kurz auf.
    »Hast du dieses Ding schon einmal gesehen?« fragte ich ihn vorwurfsvoll.
    »Nein!« flüsterte er, was, so wie er die Augen jetzt hektisch abwandte, durchaus der Wahrheit entsprechen konnte.
    »Doch du weißt, was es ist und woher es stammt?«
    Er schwieg und biß sich auf die Lippe. Das Tablett zitterte. Ein Apfel geriet ins Rollen und landete in einem Bündel Feigen. Ich nahm ihm das Tablett aus der Hand, setzte es auf dem Bett ab, griff die Statue und hielt sie ihm unter die Nase. Er musterte sie schielenden Blickes und kniff dann die Augen fest zu. »Nun?« drängte ich.
    »Bitte, wenn ich es dir verrate, funktioniert es vielleicht nicht...«
    »Was? Drücke dich deutlich aus.«
    »Wenn ich es dir erkläre, bleibt die Prüfung vielleicht ergebnislos.«
    »Hörst du das, Eco? Jemand will mich prüfen. Ich frage mich, wer und warum.«
    Meto zitterte unter meinem wütenden Blick. »Bitte, ich verstehe das alles selbst auch nicht so richtig, es ist nur, daß ich zufällig etwas mit angehört habe.«
    »Mit angehört? Wann?«
    »Gestern abend.«
    »Hier im Haus?«
    »Ja.«
    »Vermutlich bekommst du so einiges mit, so wie du dich im ganzen Haus bewegst.«
    »Manchmal schon, aber nie mit Absicht.«
    »Und wen hast du gestern nacht belauscht?«
    »Bitte!«
    Ich sah ihn lange an, trat dann einen Schritt zurück und nahm alle Strenge aus meinem Gesicht. »Du verstehst doch, warum ich hier bin, Meto, oder nicht?«
    Er nickte. »Ich glaube schon.«
    »Ich bin hier, weil du und viele andere in großer Gefahr sind. Ich möchte euch helfen, wenn ich kann.«
    Er sah mich skeptisch an. »Wenn ich mir da sicher sein könnte...«, flüsterte er kaum hörbar.
    »Sei dessen sicher, Meto. Ich glaube, du weißt, wie groß diese Gefahr ist.« Er war nur ein kleiner Junge, viel zu jung, um zu begreifen, welches Schicksal Crassus für ihn vorgesehen hatte. Hatte er je gesehen, wie ein Mensch getötet worden war? War er alt genug, es wirklich zu verstehen? »Vertrau mir, Meto. Sage mir, woher diese Statue kommt.«
    Er starrte mich lange an, bevor er, ohne mit der Wimper zu zucken, die groteske Figur in meinen Händen ansah. »Das kann ich dir nicht sagen«, meinte er schließlich. Eco machte ärgerlich einen Schritt auf ihn zu, doch ich hielt ihn am Arm zurück. »Doch ich kann dir sagen...«
    »Ja, Meto?«
    »Daß du die Figur niemandem zeigen darfst. Und du darfst keinem davon erzählen. Und...«
    »Ja?«
    Er biß sich auf die Unterlippe. »Wenn du dieses Zimmer verläßt, nimm sie nicht mit. Laß sie hier. Aber nicht auf dem Tisch oder der Fensterbank...«
    »Wo sonst? Dort, wo ich sie gefunden habe?«
    Er sah erleichtert aus, als wäre seine Ehre weniger kompromittiert, wenn ich die Worte statt seiner aussprach. »Ja, nur...«
    »Sprich lauter, Meto!«
    »Nur, daß du sie genau andersherum legen mußt, als wie du sie gefunden hast!«
    »Mit dem Gesicht nach unten, meinst du?«
    »Ja, und...«
    »Mit den Füßen zur Wand?«
    Er nickte und warf einen raschen Blick auf die Statue. Er schlug sich mit der Hand vor den Mund und fuhr zusammen. »Sieh nur, wie sie mich anstarrt! Oh, was habe ich nur getan?«
    »Du hast das Richtige getan«, versicherte ich ihm und entfernte die Statue aus seinem Blickfeld. »Ich habe übrigens noch einen Auftrag für dich: Bring dieses Ruder zurück ins Bootshaus. Und jetzt geh und erzähle niemandem, daß du mit mir gesprochen hast. Keinem Menschen! Und hör auf zu zittern, sonst bemerken die Leute noch etwas. Du hast das Richtige getan«, wiederholte ich, die Tür hinter ihm schließend, bevor ich hinzufügte: »Hoffe ich jedenfalls!«
    Nach einem eiligen Frühstück begaben wir uns in die Bibliothek. Die Sklaven waren bereits auf den Beinen, fegten die Räume, waren auf Botengängen durchs Haus unterwegs und verbreiteten den Duft frischer Backwaren aus der Küche, doch ansonsten schien noch niemand wach zu sein. In den

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