Die Pforten Des Hades
hin abfiel. Vorsichtig schritt ich voran.
Der Weg begann als gepflasterte Rampe, die nach einem kurzen Stück eine Kehrtwendung beschrieb und sich zu einer steilen Treppe verengte, die sich mit einer anderen Treppe, die aus einem anderen Teil der Villa hinabführte, vereinigte. Die Stufen mündeten in einem engen, mit Kieselsteinen gepflasterten Pfad, der sich unter einem Baldachin aus hohen Sträuchern und Bäumen den Hügel hinabwand. Rasch war die Villa aus dem Blickfeld verschwunden, und eine Zeitlang konnte man auch das unten liegende Haus nicht mehr sehen.
Schließlich kam ich um eine Biegung und erblickte direkt unter mir das Dach und dahinter das im Wasser liegende Ende des Steges. Auf dem Pier blitzte eine Lampe auf, man hörte ein Platschen, dann war das Licht blitzschnell wieder verschwunden. Im selben Moment spürte ich, wie ich den Halt verlor und den Pfad hinabschlitterte, wobei ich einen Hagel von Kieselsteinen lostrat, der auf das unter mir liegende Dach prasselte.
In der nachfolgenden Stille saß ich wie erstarrt da, versuchte zu Atem zu kommen, lauschte und wünschte, ich hätte einen Dolch mitgenommen. Das Licht tauchte nicht wieder auf, doch als nächstes hörte ich ein unvermitteltes lautes Platschen, gefolgt von längerer Stille, dann ein Rascheln im Unterholz wie von verängstigt fliehendem Wild. Ich rappelte mich auf die Füße und folgte dem Pfad bis zu seinem Ende. Zwischen dem Fuß des Pfades und dem Bootshaus lag im Schatten der Bäume und Weinreben ein Stück fast undurchdringlichen Dunkels. Ich schritt langsam voran und lauschte meinen unnatürlich lauten Schritten auf dem Gras und dem Plätschern des Wassers gegen den Pier.
Das Bootshaus und der Steg lagen jenseits des Schattens im hellen Mondlicht. Der Pier ragte knapp zwanzig Meter ins Wasser; er hatte kein Geländer, war jedoch an beiden Seiten von Pfosten zum Festmachen der Boote gesäumt. Zur Zeit lagen keine Boote vor Anker, und der Steg war menschenleer. Das Bootshaus selbst war ein schlichtes, viereckiges Gebäude mit einer einzelnen Tür, die auf den Pier führte. Die Tür stand offen.
Ich trat ins Mondlicht und auf die offene Tür zu. Ich blickte hinein und lauschte angespannt, ohne etwas zu hören. Durch ein hohes Fenster fiel genug Licht, um die Taurollen auf dem Boden, ein paar neben der Tür gestapelte Ruder und die an der gegenüberliegenden Wand aufgehängten obskuren Geräte zu erkennen. Die Ecken des Raumes lagen in tiefem Schatten. Es war so still, daß ich meinen eigenen Atem hörte, doch sonst nichts. Ich wandte mich um, betrat den Steg und folgte ihm bis zum Ende, wo die Scheibe des Mondes direkt über dem Wasser zu schweben schien. Die geschwungene Küstenlinie zu beiden Seiten war mit den Lichtern entfernter Villen gesprenkelt, und in der Ferne leuchteten die Lampen Puetolis über das glatte Wasser wie Sterne. Ich beugte mich über den Rand, konnte im schwarzen Wasser jedoch nur mein finsteres Spiegelbild erkennen. Ich machte kehrt.
Der Schlag schien aus dem Nichts zu kommen wie ein unsichtbarer Hammer aus einem schwarzen Abgrund. Er traf meine Stirn und ließ mich nach hinten taumeln. Ich spürte keinen Schmerz, nur einen plötzlichen überwältigenden Schwindel. Der unsichtbare Hammer holte im Dunkel von neuem aus, doch diesmal sah ich ihn kommen - ein kurzes breites Ruder. Dem zweiten Schlag konnte ich zum Teil mit Absieht, zum Teil aus Zufall ausweichen - ein schwankender Mann gibt ein schlechtes Ziel ab. Farbblitze tanzten vor meinen Augen, doch ich erhaschte einen kurzen Blick auf die dunkle maskierte Gestalt, die das Ruder führte.
Dann war ich im Wasser. Meine Auftraggeber fragen mich manchmal, ob ich schwimmen kann, was ich normalerweise bejahe, obwohl es nicht stimmt. Ich schrie und strampelte. Irgendwie gelang es mir, mich über Wasser zu halten, und ich griff mit den Händen verzweifelt nach dem Pier, obwohl dort die maskierte Gestalt mit erhobenem Ruder wartete.
Ich wollte einen der Anlegepfosten packen, doch meine Hände glitten an dem grünen Moosbewuchs ab. Das Ruder sauste hinab, um meine Hand zu treffen, aber bei meinem Versuch, Halt zu finden, bekam ich es zu fassen. Ich zerrte heftig daran, mehr um mich aus dem Wasser zu ziehen als meinen Angreifer hinein, doch er verlor trotzdem das Gleichgewicht und landete mit einem großen Platscher in den schwarzen Fluten.
Er tauchte neben mir auf, rammte seinen rudernden Ellenbogen in meine Brust und griff nach dem Pier. Ich packte seinen Umhang
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