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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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eines bedeutenden und wohlhabenden Mannes sterben - ist das nicht die römische Art?«
    Darauf wußte ich keine Antwort. Ich ließ sie am Beckenrand stehen, wo sie einsam in die schwefligen Tiefen starrte.
    Im Vorraum stand Eco auf dem Gerüst, einen Pferdehaarpinsel in der Hand, während sich Olympias hinter ihm herumdrückte, ihre Hand zärtlich auf seine gelegt, um sie zu führen. »Eine flüssige streichende Bewegung«, sagte sie gerade. »Für eine feine gleichmäßige Glasur.«
    »Also wirklich, Eco«, rief ich zu ihm hoch, »ich hatte ja keine Ahnung, daß du künstlerisches Talent hast.«
    Er fuhr zusammen. Olympias drehte sich lächelnd zu mir um. »Er hat eine sehr ruhige Hand«, sagte sie.
    »Dessen bin ich sicher. Doch ich fürchte, wir müssen uns jetzt verabschieden. Komm, Eco.« Leichtfüßig kletterte er herab, wobei er einen erhitzten und leicht desorientierten Eindruck machte und sich unbeholfen über die Schulter umsah, als wir den Raum verließen.
    »Hast du dich ihr aufgedrängt, Eco, oder hat Olympias vorgeschlagen, daß du zu ihr aufs Gerüst steigst?« Eco deutete an, daß letzteres der Fall gewesen war. »Aha, und sie war es auch, die so dicht an dich herangetreten ist und ihren Arm um dich gelegt hat?« Er nickte verträumt und runzelte dann die Stirn, als er sah, wie ich die Lippen schürzte. »Ich würde der Freundlichkeit dieser jungen Dame nicht vorbehaltlos trauen, Eco. Nein, sei nicht albern, ich bin nicht eifersüchtig. Aber irgend etwas an der Art, wie sie lächelt, bereitet mir Unbehagen.«
    Eine Stimme hinter uns rief uns einen Gruß zu, und ich drehte mich um. Es waren Metrobius und Sergius Orata, jeweils in Begleitung eines Sklaven. »Seid ihr auch auf dem Weg zu den Bädern?« fragte der Geschäftsmann mit einem Gähnen, das andeutete, daß er eben erst aufgestanden war.
    »Ja«, sagte ich. Warum auch nicht?
    Während Orata und Eco sich im heißen Becken entspannten, nahm ich Metrobius Angebot an, seinen Masseur mit ihm zu teilen. Wir entkleideten uns und legten uns nebeneinander auf zwei Bänke im Umkleideraum. Der Sklave ging vom einen zum anderen, knetete unsere Schultern und die Muskeln entlang unserer Wirbelsäule. Er war ein großer, runzeliger Mann mit außergewöhnlich kräftigen Händen.
    »Wenn ich reich wäre«, stöhnte ich, »würde ich mich wahrscheinlich jeden Tag massieren lassen.«
    »Ich bin reich«, sagte Metrobius, »und ich lasse mich täglich massieren. Wie bist du nur an diese gräßliche Beule an deiner Stirn geraten?«
    »Oh, das ist nichts. Eine Tür war niedriger, als ich dachte. O ja! Das ist gut! Ja, da, der Punkt unter meiner Schulter... Diese Bäder sind wirklich wunderbar, nicht wahr? Eco und ich waren schon gestern gleich nach unserer Ankunft hier. Mummius wollte mit der Installation angeben. Er hat sich von dem Jungen massieren lassen, der gestern abend gesungen hat, Apollonius heißt er, glaube ich. Doch ich wage zu bezweifeln, daß Apollonius nur halb so geschickte Hände hat wie dein Mann.«
    »Woher sollte ich das wissen«, erwiderte Metrobius vorsichtig. Er lag auf der Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt und betrachtete mich mit unvermitteltem Argwohn.
    »Nicht? Du bist doch häufig Gast in diesem Haus; ich dachte, du hättest vielleicht die Gelegenheit genutzt, diesen Apollonius selbst einmal auszuprobieren.«
    Metrobius summte und wölbte eine Braue. »Nur Mollio hier darf mich massieren. Sulla hat ihn mir vor Jahren geschenkt. Er kennt jeden schmerzenden Muskel und jeden brüchigen Knochen in diesem müden alten Körper. Bei einem unerfahrenen Jungspund wie Apollonius würde ich mir vermutlich eine Zerrung zuziehen.«
    »Ja, das Risiko kann Mummius vermutlich eingehen. Er wirkt nicht gerade zerbrechlich. Kräftig wie ein Ochse, dem Aussehen nach.«
    »Und beinahe so klug.«
    »Oh! Könntest du das noch einmal machen, Mollio? Ich habe den Eindruck, daß du Marcus Mummius aus irgendeinem Grund nicht magst, Metrobius.«
    »Er ist mir gleichgültig.«
    »Du verachtest ihn.«
    »Ich gestehe. Los, Mollio, jetzt bin ich dran, Gordianus hat fürs erste genug.«
    Ich lag schlaff wie ein durchgekneteter Teig in einem Zustand mittlerer Glückseligkeit auf meiner Bank, schloß die Augen und sah Bilder von Seesternen und Tintenfischen, untermalt von seltsam keuchenden Lauten. Jetzt war Metrobius mit Stöhnen und Ächzen dran.
    »Warum geht diese Abneigung so tief?« fragte ich.
    »Ich konnte Mummius nie ausstehen.«
    »Aber es muß doch etwas

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