Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
scharfer Blick einst ihr Gegenüber durchbohrte, waren jetzt farblos, hatten jeden Glanz verloren. An Fältchen und Runzeln wurde deutlich, wie sehr sie gealtert war. Vor kurzem hatte Fidelma genau hinschauen müssen, um sich zu vergewissern, dass die Frau sich Haare und Augenbrauen mit dunklem Beerensaft färbte. Sorgsam geflochtene Zöpfe waren kunstvoll um den Kopf geschlungen und mit goldenen Schmucknadeln festgesteckt. Jetzt war das Haar zersaust, schmutzig grau, ja, fast weiß, an einigen Stellen blut- und schmutzverkrustet.
    Fidelma sah Caol vorwurfsvoll an. »Hätte man ihr nicht gestatten können, ein Bad zu nehmen, um ein wenig Würde zurückzugewinnen?«
    Trotz des Tadels bewahrte der Hauptmann Haltung. »Jetzt verhält sie sich gerade ruhig, doch der Zustand währt nicht lange. Wie ein Höllenhund kann sie sich gebärden. Nie habe ich jemand derart wild und wutschnaubend gesehen, Lady. Dieser Gefahr wollte ich dich nicht aussetzen.«
    Fidelma kannte Caol gut genug und wusste, dass er niemals etwas grundlos tat. Angewidert verzog sie das Gesicht,trat einen Schritt vor und räusperte sich. »Lady Eithne, erkennst du mich?«
    Die Gestalt rührte sich nicht, kaum war zu spüren, dass sie atmete, doch dann bemerkte Fidelma, dass die Augenlider flatterten und die blassen Augen sich auf sie richteten.
    »Ich bin es, Fidelma von Cashel.«
    Die Frau versuchte, eine ihrer gefesselten Hände zum Gruß zu heben, doch gelang ihr das nur mangelhaft. Aber in der Geste lag eine natürliche Würde. Sie seufzte. »Ich bedauere, Lady, dich so empfangen zu müssen.«
    »Bist du in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Fragen? Es gibt keinerlei Fragen, die du stellen könntest. Einfach glauben musst du, und alles wird gut. Caeli enarrant gloriam Dei! «
    »Fürwahr, die Himmel erzählen die Ehre Gottes, dennoch müssen wir auch Fragen stellen, die wenig mit dem Glauben zu tun haben. Ich möchte mit dir über deinen Vetter Cronán sprechen.«
    Bei der Nennung des Namens zuckten Colgú und Eadulf unwillkürlich zusammen. Eadulf erinnerte sich dumpf, dass Cronán einen Vetter erwähnt hatte, der eine Adlige vom Stamme der Déisi geheiratet hatte.
    »Er ist doch dein Vetter, nicht wahr?« fragte Fidelma eindringlich.
    »Er ist ein großmächtiger Abt«, flüsterte Eithne. »Mir hat er die Wahrheit über den siebenten Engel verkündet. Bald werde ich den Thron der Welt besteigen, denn es ist meine Sendung, zu ertrotzen, dass jedermann der Pracht Gottes ansichtig wird und die Wahrheit Seiner Botschaft begreift.«
    »Gern hätte ich erfahren, wie du und Cronán dieses große Werk in Angriff nehmen wolltet.«
    Plötzlich überkam Eithne eine unklare Ahnung, betroffen blickte sie drein, die Augen gewannen wieder ihr strahlendes Blau. Bösartig starrte sie Fidelma an, als sähe sie sie erst jetzt
    »Ich kenne dich, Hure Babylon!« Ihre Stimme klang harsch, spie Gift und Galle. Das böse verzerrte Gesicht wandte sich Eadulf zu, der erschreckt einen Schritt zurückwich. »Der Tod der Propheten und der Apostel kommt auf das Haupt dieses Weibs!«, kreischte sie. »Sie ist der Hort allen Übels, ein Becher voll Greuels und Unsauberkeit.«
    Sie wand und drehte sich, um ihre Fesseln loszuwerden. Caol ging auf sie zu. Fidelma hielt ihn zurück.
    »Sie zitiert nur aus der Bibel«, erklärte sie. »Das hat nichts zu sagen.«
    »Nichts?« Eithne stand Speichel vor dem Mund. »Und ihre Toten werden liegen in den Straßen ihrer großen Städte … und alle Völker … und die Clans werden sehen die Leichen … doch sie werden sie nicht begraben können, denn es sind ihrer zu viele.« Die Stimme hob sich zu einem krächzenden Crescendo. »Die siebente Posaune erschallt; das Königreich dieser Welt wird zum Königreich unseres Herrn!«
    »Die siebente Posaune«, murmelte Eadulf. »Offenbar ist es das Losungswort der Verschwörer.«
    Fidelma warf einen mitleidigen Blick auf die Alte. Nach ihrem wilden Rütteln an den Fesseln war sie in den Stuhl zurückgesunken. Sie brabbelte Unverständliches, Tränen rannen ihr aus den Augen. Die Besucher gingen hinaus. Caol verriegelte die Tür.
    Bekümmert fragte Fidelma Eadulf: »Gibt es wirklichnichts, womit wir ihr helfen können? Keinen Heiltrunk, um sie ruhigzustellen?«
    »Bei dem Zustand, in dem die Frau ist, lässt sich schwer sagen, was ihr helfen würde. Wir könnten es mit Maiglöckchen versuchen, auch mit Fenchel, oder mit beidem in einem Aufguss.« Hilflos hob er die Hände. »Schlaf ist

Weitere Kostenlose Bücher