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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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unverhofft auf Aidan und Caol, die mit einem vollen cath nach Norden zogen. Auch Enda hatte sich ihnen angeschlossen. Finguine, mein tánaiste, hatte sie in Marsch gesetzt, als Aidan ihm die beunruhigenden Meldungen brachte. Er hielt es für denkbar, dass die Heerscharen aus Laigin ins Gebiet der Éile eindringen könnten, was sie schon einmal vor Jahren versucht hatten. Finguine ist überhaupt umsichtig, denn er hat ein weiteres cath zu den Waffen gerufen, um die Zufahrtswege nach Cashel im Süden zu sichern. Jedenfalls sind wir dann mit Caol und ein paar Kriegern hierher gelangt. Caol hat die meisten seiner Männer gleich nach Hause geschickt. Den Rest kennst du ja, und du willst mir erzählen, all das sei Teil einer Verschwörung?«
    »Und einer sehr sonderbaren«, gab Fidelma zu. »Ich glaube, wenn wir Cronán daran hindern können, seinen Plan durchzusetzen, dann nehmen wir Fianamail den Vorwand, mit seinem Heer in Muman einzufallen.«
    »Hoffen wir, dass du recht hast.«
    »Hast du versucht, Eithne von An Dún zu befragen?«
    Colgú konnte nur kurz auflachen. »Die lässt nicht mit sich reden. Sie hat nur seltsame Worte geschrien, die klangen wie Bibelverse. Gott hat sie angerufen, er möge ihre Feinde vernichten. Es war ziemlich entnervend. Als wir sie gefangen nahmen, hielt sie krampfhaft ein Banner mit einem Kirchensymbol in der Hand.«
    »Sie hat dir keine verständliche Erklärung für ihr Tun gegeben, auch nicht angedeutet, welche Rolle sie in dieser Verschwörung spielt?«
    »Unser Arzt hat versucht, sie mit einem Beruhigungstrunk zu besänftigen, aber … du wirst bald selbst sehen, in welchem Zustand sie ist.«
    »Andere Gefangene habt ihr nicht gemacht, ich meine welche, die leidlich bei Verstand sind und erklären können, warum sie marodierend durchs Land zogen?«
    »Nur drei sind am Leben geblieben, doch die sind schwer verwundet. Wir mussten sie zurücklassen, damit man sich dort um sie kümmert.«
    Fidelma überlegte und sagte dann: »Eines möchte ich noch einmal genau wissen. Du hast Cashel mit nur einer Hundertschaft verlassen, um Dego zu Hilfe zu eilen?«
    »So war es.«
    »Und du hast Drón nicht gesagt, hier in Durlus sei er sicherer als in Cashel?«
    Colgú schnaubte verächtlich. »Dazu habe ich mich doch bereits geäußert. Ich verstehe nicht, wie jemand überhauptauf den Gedanken kommen konnte. Er und Dúnliath waren in Cashel bestens aufgehoben. Du bist doch nicht etwa der Meinung, er wurde hierhergelockt, weil die Verschwörer das wollten? Wurde er hierhergelockt, um ermordet zu werden? Es wird endlich Zeit, dass du erklärst, wie die Verschwörung angezettelt wurde und wer darin verstrickt ist.«
    »Das werde ich binnen kurzem können«, erwiderte Fidelma selbstsicher. »Doch vielleicht könnten wir Lady Eithne noch vorher aufsuchen?«
    Sie warf Gelgéis einen Blick zu, und die griff nach ihrer kleinen Glocke, um Spealáin hereinzurufen.
    »Entschuldigt bitte, dass ich euch nicht begleite. Ich kenne diese arme Irre nicht und lege auch keinen Wert darauf, ihre Bekanntschaft machen. Sie hat so viel Unheil angerichtet. Ich muss gestehen, ich möchte mir ersparen, dieser verrückten Frau zu begegnen.«
    Spealáin kam herein, und Caol folgte ihm. Er bestätigte, die Gefangene sei sicher verwahrt in einem Verlies unten in der Festung. Beide führten Colgú, Fidelma und Eadulf zu einer Tür aus dicken Planken, vor der einer von Spealáins Kriegern Wache hielt. Bevor er die Riegel zurückschob, flüsterte er Fidelma zu: »Wir haben sie gefesselt zu ihrem und auch zu deinem Besten. Erschrick nicht bei ihrem Anblick.«
    »Verstehe schon.«
    Das Verlies war beileibe keine Gefängniszelle. Ein Strahl später Nachmittagssonne fiel durchs Fenster. Der Raum hätte fast anheimelnd gewirkt, wäre da nicht der einsame Gast gewesen. Ein großer Armsessel war in eine Ecke gerückt, und darin saß eine Gestalt. Oder genauer gesagt, dieGestalt war daran mit eisernen Hand- und Fußschellen gekettet. Ihr Haar hing wirr in verfilzten Strähnen herab. Gesicht und Kleidung waren blutverschmiert. Ihre Sachen waren verdreckt und zerschlissen.
    Fidelma stockte der Atem beim Anblick des jammervollen Geschöpfs.
    Unwillkürlich musste sie an ihre erste Begegnung mit Eithne von An Dún in Lios Mór denken. War das wirklich nur wenige Monate her? Damals machte sie den Eindruck einer großgewachsenen eindrucksvollen Gestalt. Man sah ihr an, dass sie in Jugendjahren eine Schönheit gewesen war. Die blauen Augen, deren

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