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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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klärte ihn Eadulf auf.
    »Wenn ihr nach Durlus Éile wollt, habt ihr aber einen ziemlichen Umweg gemacht«, sagte der Fährmann. »Doch das weißt du gewiss, Gormán.«
    Der Krieger schmunzelte. »Wir haben uns vorgenommen, dem Verlauf des Flusses zu folgen. Ist viel Verkehr auf dem Fluss dieser Tage?«
    Echna lachte trocken auf. »Er ist immer noch ein Hauptweg nach Durlus Éile. Jenseits von Durlus ist der Fluss für Händler nicht mehr schiffbar.«
    »Heute sind aber kaum Boote unterwegs«, warf Eadulf ein, denn seit sie von dem Platz aufgebrochen waren, an dem sie kampiert hatten, war ihnen nicht ein Boot entgegengekommen.
    »Heute?« Der Mann runzelte die Stirn. »Heute ist ein Festtag in Durlus. Das Erntedankfest wird gefeiert, alleBauern und Händler werden dort sein. Deshalb hast du keine Boote gesehen.«
    »Du kennst den Strom wohl sehr genau?«
    »Den Suir kenne ich wie meine Hosentasche. Ich kann den Fluss schon von weitem mit dem bloßen Ohr wahrnehmen, höre, wie die Strömung über das steinige Flussbett schießt, kann unterscheiden, ob sich Hochwasser ankündigt oder ob der Oberlauf fast am Versiegen ist.«
    »Und du merkst dir auch, welche Boote flussab und flussauf unterwegs sind?«
    Die Frage verwunderte den Fährmann. »Natürlich winke ich ihnen zu, die meisten Flussschiffer sind meine Freunde. Nicht selten legen Händler an unserem Steg an, lassen sich einen kühlen Trunk reichen und rudern weiter.«
    »Hast du schon mal nachts Boote auf dem Fluss wahrgenommen?«
    Ein Funken Misstrauen blitzte in den Augen des Fährmanns auf. »Dir müsste doch klar sein, dass Kaufleute mit ihren Booten nicht nachts unterwegs sind. Die suchen sich, wenn es dunkel wird, stets einen sicheren Ankerplatz.«
    »Üblicherweise ist das so«, stimmte ihm Eadulf zu. »Aber in der letzten Nacht waren vielleicht doch Boote unterwegs?«
    Der Fährmann schaute von Eadulf zu Gormán, und bevor er noch antworten konnte, mischte sich eine schrille Stimme ein. »Letzte Nacht ist nicht ein einziges Boot hier vorbeigekommen!«
    Sie blickten sich um; die Fährfrau stand aufgebracht im Türrahmen. Sie hatte die Hände auf die Hüften gestemmt und das Kinn vorgeschoben. »Nicht ein Boot ist letzte Nacht hier vorbeigekommen!«, wiederholte sie wütend.

K APITEL 9
    »Dich habe ich gar nicht gefragt«, bemerkte Eadulf trocken. »Doch jetzt vermute ich, dass vergangene Nacht ein Boot stromaufwärts gefahren ist.«
    Der Frau wurde klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und sie riss erschrocken die Augen auf. Ihr Mann ging zu ihr und legte ihr besänftigend die Hand auf den Arm. »Das sind Leute des Königs, ihnen müssen wir die Wahrheit sagen.«
    »Aber wenn uns deshalb etwas geschieht?«, jammerte sie. »Oder wenn unserem Jungen etwas Schlimmes geschieht?«
    »Wir werden euch kein Leid zufügen«, versicherte ihr Gormán mit Nachdruck. »Niemand im Dienst des Königs von Cashel wird euch etwas tun. Sag uns aufrichtig, was du weißt. Eure Ehrlichkeit wird euer bester Schutz sein.«
    Echna wandte sich seinen Gästen zu. »Sind diejenigen, die ihr sucht, die im Boot meine ich, eure Feinde?«
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Eadulf unumwunden. »Warum befürchtet ihr, euch oder eurem Sohn könnte etwas zustoßen?«
    Echna zögerte mit der Antwort, tätschelte seiner Frau beruhigend den Arm und schickte sie in die Hütte. Dann setzte er sich und goss sich einen Becher lind ein. »Vergangene Nacht schliefen wir alle, ich, meine Frau und mein Sohn Enán. Es war noch lange vor dem Morgengrauen. Wie ihr wisst, ist ein Fährmann verpflichtet, bei Dunkelheit die ganze Nacht hindurch eine brennende Laterne am Steg aufzustecken. Reisende, die noch auf dem Flussunterwegs sind, sollen so leichter die Anlegestelle finden. Als ich aufwachte, brannte die Laterne nur noch schwach.«
    »Hat dich etwas geweckt?«
    »Ich hörte Geräusche, Ruder knirschten in Dollen, und gleich darauf stieß ein Boot sacht an den Holzsteg.«
    Er hielt inne, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die trocken geworden waren, und nahm einen kräftigen Schluck lind . »Ich stand auf, auch meine Frau wurde wach, und ging zur Tür. Ich dachte schon, es würde Ärger geben, weil ich nicht darauf geachtet hatte, dass die Laterne hell leuchtete. Alles lag im Schatten, auf dem Steg stand ein Mann, genau erkennen konnte ich ihn nicht. Hinter ihm sah ich undeutlich die Umrisse eines Boots.«
    »Hast du ausmachen können, was für ein Boot es war?«, erkundigte sich

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