Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Fährdienst, sie haben einen Sohn, und ihr Sohn geht ihnen zur Hand.«
Überall in den fünf Königreichen gab es Fähren an den Flüssen. In Gesetzen waren die Pflichten des Fährmanns festgelegt, und in Verordnungen war vorgeschrieben, wie die Boote instand zu halten waren. An manchen Stellen gehörten die Fähren einer Privatperson, an anderen warensie Gemeinschaftseigentum der Leute, die an den Flüssen wohnten. Kirchen und Klöster waren berechtigt, eigene Fähren zu unterhalten unter der Bedingung, dass sie jeden, der über den Fluss wollte, unentgeltlich beförderten.
Die Behausung der Fährleute hier am Suir war eine Blockhütte, die unter den Bäumen am Ufer versteckt stand. An einem kleinen Anlegesteg lag das ether , das Fährboot. Nicht mehr als zwei Ruderer und vier Fahrgäste hatten darin Platz. Weitere Wohngebäude gab es hier nicht. Die Leute in der Hütte hatten die beiden Reiter offenbar schon beim Herankommen gehört, denn die Tür ging auf, und ein gedrungener, muskulöser Mann mit angegrautem Haar trat heraus und rief ihnen zu: »Eure Pferde kann ich nicht rüberschaffen.«
»Wir wollen uns gar nicht übersetzen lassen«, erwiderte Gormán, »doch ein Becher lind wäre uns sehr recht, auch möchten wir dir ein paar Fragen stellen.«
Der Fährmann war nicht sehr erbaut davon und schürzte verächtlich die Lippen. »Mit der Fähre verdiene ich meinen Lebensunterhalt für mich, meine Frau und meinen Sohn, der uns hilft, die Leute hinüberzurudern. Aber gut, ihr sollt meine Gäste sein, auch wenn ihr meine Fährdienste nicht benötigt.«
»Wir werden dich für deine Gastfreundschaft entlohnen und auch für die Zeit, die du uns opferst«, versicherte ihm Gormán, schwang sich vom Pferd und band es an einen Pfosten neben der Hütte. »Erkennst du mich nicht, Echna?«
Der Fährmann schaute ihn groß an und bemerkte den goldenen Halsreif. »Du bist Gormán von den Nasc Niadh!«, erinnerte er sich. »Dann musst du der Sachse sein, der Eadulf heißt und der Mann von Lady Fidelma ist.«
Eadulf hatte das Gefühl, dass er es hier nicht so genau nehmen und den Fährmann nicht darauf hinweisen sollte, dass er ein Angle, aber kein Sachse war. Er ging darüber hinweg.
Der Fährmann rief seiner Frau in der Hütte bereits zu, sie solle einen Krug lind und ein paar Becher bringen. Er deutete auf die Bank neben dem Anlegesteg. »Setz dich, Gormán, und bitte nimm auch du Platz, Bruder Eadulf. »Ich heiße Echna und betreibe die Fähre hier«, stellte er sich Eadulf vor.
»Hast du viel zu tun mit der Fähre?«, fragte der ihn und setzte sich.
Echna schüttelte den Kopf. »Hätte ich nicht mein Stück Land und das Vieh, würden wir glatt verhungern. Wir sind eine gute Wegstrecke von jedweder Siedlung entfernt. Der Hauptweg nach Durlus Éile verläuft weiter ostwärts. Bis vor kurzem waren da noch die Kapelle, ein Wirtshaus und eine Fähre, genau südlich von hier, doch die sind nun niedergebrannt. Das ist noch keine Woche her.«
»Wie konnte das passieren?« Gormán war sofort klar, dass der Fährmann von dem Ort redete, an dem sie die letzte Nacht verbracht hatten. Auch der Zeitpunkt des Feuers stimmte mit seiner Einschätzung überein.
»Die Ansiedlung ist vom Westufer des Stroms her überfallen worden«, erzählte Echna. »Wir haben gehört, ein Dutzend Banditen seien über den Fluss gekommen und hätten die Kapelle in Brand gesteckt. Das Wirtshaus daneben fing Feuer und ging auch in Flammen auf.«
»Hat es Tote gegeben?«, fragte Eadulf.
»Für den Gottesdienst in der Kapelle war ein Wanderpriester verantwortlich, und der war zu der Zeit nicht dort. Der Mann, der die Fähre betrieb, wurde ermordet. SeineFamilie hat in der Abtei von Ros Cré im Gebiet der Éile Zuflucht gesucht. Jetzt ist die Ansiedlung nur noch ein Haufen Asche.«
»Warum wurde die Ansiedlung überfallen?«
»Brauchen Banditen und Diebe einen Grund, um so etwas zu tun?« Echna schwieg kurz und fügte dann sarkastisch hinzu: »Dass die Fähre dort nicht mehr existiert, hilft uns kein bisschen, denn die Händler benutzen nun einen anderen Übergang über den Fluss, weiter im Norden. Da gibt es Brücken und natürlich auch Fährboote.«
Eine einfach aussehende Frau kam mit einem Krug lind und Bechern heraus. Sie stellte das Tablett damit vor ihren Mann und verschwand wieder in der Blockhütte.
»Nur selten kommen Reisende an diese Biegung des Flusses und wollen übergesetzt werden. Seid ihr unterwegs nach Cashel?«
»Nach Durlus«,
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