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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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einige hineingeklettert, ohne die geringste Spur zu entdecken. Gerade wollten sie den nächsten Steg betreten, da hörten sie ein gehässiges Kichern.
    Unter einem Haufen Lumpen auf dem Nachbarsteg kam ein verhutzeltes Männchen zum Vorschein, starrte sie an und grinste zahnlos.
    »Lohnende Beute werdet ihr hier nicht finden«, krächzte es. »Die Händler sind ein knauseriges Pack. Haben alles mitgeschleppt und in ihre Lagerhäuser weggeschlossen, bevor sie zur Festung hoch sind. Nicht eine Weizenähre ist liegen geblieben. Ich weiß Bescheid.«
    Eadulf betrachtete das menschliche Wrack mit Widerwillen. »Wir sind keine Plünderer, mein Bester.«
    Der Alte gluckste und bekam einen Hustenanfall.
    »Der hat Lepra«, grummelte Gormán. Die Lumpen waren durch die Bewegung des Mannes verrutscht, und er hatte die schwärzlich verfärbten Flecken am Arm gesehen.
    Rasch versuchte der Alte, alles wieder zu verdecken. »Habe genau so ein Recht zu leben wie ihr«, zischelte er. »Alles, was die dicken Kaufleute liegenlassen, gehört mir.«
    »Auf lohnende Beute, wie du gesagt hast, sind wir wirklich nicht aus«, beruhigte ihn Eadulf.
    »Wir suchen nach einem Boot, das vor kurzem hier angelegt hat.«
    »Was hatte es geladen?«, blaffte der Alte. »Was war drin? Ich krieg einen Anteil.«
    »Ich glaube, da war nichts drin, wovon du was abhaben willst, höchstens ein paar Zoll Eisen zwischen die Rippen«, knurrte Gormán und fasste an sein Schwert, als wollte er es ziehen.
    »Ich hab bloß Spaß gemacht! Sollte bloß ’n Spaß sein!«, kreischte der Alte und wollte davonhasten.
    Eadulf hielt Gormán zurück und zwang sich, den Aussätzigen freundlich anzulächeln. »Zum Spaßen ist mein Freund meist nicht aufgelegt, sein Temperament geht leicht mit ihm durch. Aber kannst du uns zeigen, wo so ein Boot liegt? Es könnte eine Belohnung für dich rausspringen.«
    Die Augen des Alten glänzten. »Eine Belohnung?«
    »Zunächst müssen wir wissen, ob wir dir vertrauen können. Hat heute früh hier ein Boot angelegt?«
    »Nicht nur eins.« Er grinste verschlagen. »Wegen des Festes sind viele Boote und Kähne hier eingetroffen.«
    »Wir halten nach einem Boot Ausschau, das stromaufwärts gekommen ist. Vier Mann haben es gerudert. Auch Passagiere waren drin.«
    Eine Weile schwieg der Alte und sagte dann: »Was krieg ich, wenn ich euch sage, dass ich so ein Boot gesehen habe? Fünf Mann waren drin, einer davon verwundet. Ein paar komische Säcke hatten sie mit.«
    Eadulf und Gormán schauten sich an.
    »War eine Frau dabei?«
    Der Leprakranke schüttelte den Kopf. Als er sah, wie enttäuscht sie waren, ergänzte er: »Merkwürdige Säcke haben sie geschleppt, groß genug, dass ein Mensch hätte drin sein können.«
    »Wo ist das Boot, wo hat es angelegt?«, bedrängte ihn Eadulf.
    »Was ist mit der Belohnung?«
    Eadulf griff in seinen Lederbeutel und hielt dem Alten eine Kupfermünze vor die Nase. Doch der spuckte nur verächtlich aus.
    »Was soll so einer wie ich damit? Wer nimmt schon einen Kupferpenny von einem Aussätzigen?«
    »Was willst du dann?«, fragte Eadulf verdutzt.
    »Was zu essen brauche ich. Gib mir was zu essen, dann erzähl ich dir alles.«
    Hilflos fragend sah Eadulf den jungen Krieger an. »Wo kriegen wir was her für ihn?«
    Gormán riss ihm die Münze aus der Hand und rannte schweigend los. Im Nu war er wieder mit zwei Broten und Käse zurück. Eadulf begriff, dass er zu dem kleinen Mädchen gelaufen war. Die Augen des Alten leuchteten.
    »Das ist schon besser. Her damit!«
    Eadulf wehrte noch ab. »Erst mal erzählst du uns mehr von dem Boot. Mach schon!«
    Der Alte zuckte die Achseln. »Hier am Kai hat es nicht angelegt.«
    Eadulf wollte schon aufbrausen, doch der Kranke sprach rasch weiter.
    »Drüben am andern Ufer hat es angelegt. Seht ihr die Gebäude da? Vor einem davon ist ein kleiner Steg. Genau da sind sie an Land gegangen.«
    »Da liegt doch gar kein Boot.«
    »Jetzt nicht mehr, aber da sind sie ausgestiegen. Fünf waren es, einer war am Arm verwundet. Sie halfen ihm beim Aussteigen, und dann hat es wohl einen Streit mit einem der Ruderer gegeben. Was los war, konnte ich nicht sehen, sie sind schnell im Schuppen verschwunden. Habe nur gemerkt, dass der Streit ganz plötzlich zu Ende war. Zwei schwere Säcke haben sie aus dem Boot gehievt und in das Lagerhaus gebracht. Ach ja, und dann war da noch einer, der auf sie gewartet hatte. Muss ein Mönch gewesen sein, nach der Kutte zu urteilen, die er anhatte. So

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