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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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aufmerksam geworden war. Noch ein Schlag, und Eadulf hörte Metall zu Boden fallen. Gormán brummte zufrieden, und als sich Eadulf umdrehte, hatte er schon eine der beiden Türen geöffnet.
    »Rasch hinein!«, sagte er nur kurz.
    Eadulf schlüpfte durch die Tür, und Gormán zog sie hinter ihm zu. Durch Lücken in den Holzwänden drang spärliches Licht. Es roch nach Heu und verrotteten Blättern. Eadulf fiel es schwer, in dem Dämmerlicht etwas zu erkennen. Da klirrte es neben ihm, und Funken stieben. Erschrocken hielt er den Atem an, sah aber sogleich, dass Gormán auf der Erde hockte und sich mit seiner Zunderbüchse zu schaffen machte. Er brauchte eine Weile, um eine Handvoll Stroh zum Brennen zu bringen. Sie hattenGlück, denn auf einem Regal fanden sie eine Laterne, und als die erst mal angezündet war, konnten sie das Innere des Lagerraums genauer in Augenschein nehmen. Enttäuschung und Panik übermannten Eadulf. Das Lagerhaus schien leer und verlassen.
    Dann zeigte Gormán auf ein Sacktuch, das weiter hinten halb verdeckt unter einem Bündel Stroh lag. Er leuchtete Eadulf mit der Laterne, und der hastete zu der Stelle und zerrte Stroh und Sack zur Seite. Ein Körper kam zum Vorschein. Zu seiner Beschämung war Eadulf erleichtert, denn auf den ersten Blick war klar, dass er einen jungen Mann vor sich hatte, nicht Fidelma.
    Auch Torna, der Dichter, war es nicht, wie er nach eingehender Betrachtung feststellte. »Es muss Enán, der Sohn des Fährmanns, sein. Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten«, knurrte er wütend.
    Gormán fluchte, wies aber sogleich auf eine Stelle fast daneben. »Schieb mal das Stroh dort zur Seite.«
    Es bedurfte keiner zweiten Aufforderung. Eadulf zerrte das Stroh weg und hatte schon bald ein weiteres Sackgebilde freigelegt. Auch in diesem Sacktuch steckte ein Körper. Eadulf nahm sein Messer und zerschnitt in fieberhafter Eile die Stricke, die es zusammenhielten.
    »Fidelma!«
    Sie rührte sich nicht. Man hatte ihr einen Knebel in den Mund gestopft, so fest, dass sie sich unmöglich von ihm hätte befreien können. Zudem war sie an Händen und Füßen gefesselt.
    »Tot?« Gormáns verzweifelte Frage war mehr ein Krächzen.
    »Gott sei Dank, sie lebt!«, rief Eadulf, entfernte den Knebel und zerschnitt die Fesseln. »Haben wir Wasser?«
    »Ich hol welches vom Fluss.«
    Er überließ Eadulf die Laterne und eilte hinaus.
    Eadulf beugte sich über den bewusstlosen Körper und klatschte Fidelma mehrmals auf die Wangen.
    »Wach auf! Wach auf!«, flehte er inständig. »Spürst du etwas?«
    Kaum wahrnehmbar regte sich etwas in Fidelmas Gesicht, und auch die Augen zuckten und öffneten sich kurz. Doch sogleich schloss sie sie wieder, begleitet von einem Stöhnen. Gormán kehrte mit einer Tonscherbe zurück, mit der er Wasser aus dem Fluss geschöpft hatte. Eadulf nahm sie und spritzte das Wasser Fidelma ins Gesicht. Sie blinzelte erneut, öffnete die Augen und sah ihn einen Moment an. Er glaubte so etwas wie ein Lächeln um die Lippen zu erkennen, und dann fing sie an zu husten.
    »Mehr Wasser«, verlangte Eadulf. »Sieh zu, dass du möglichst sauberes schöpfst.«
    Als Gormán zurückkam, flößte Eadulf ihr etwas von dem Wasser ein, sie fing an zu husten und zu würgen.
    »Wir müssen sie von hier fortschaffen. Am besten bringen wir sie zum Schmied. Dort habe ich wenigstens meine Apothekertasche. Wenn sie tatsächlich seit gestern Abend so geknebelt und gefesselt hier gelegen hat, ist es ein schieres Wunder, dass sie überhaupt noch lebt. Vielleicht hatten die Entführer geglaubt, sie wäre tot, und haben sich deshalb nicht weiter um sie geschert.« Eadulf warf einen Blick auf den Sohn des Fährmanns. »Ihn müssen wir leider hierlassen. Komm, wir tragen Fidelma irgendwie zum Boot.«
    Gormán blies die Laterne aus. Mit vereinten Kräften hoben sie Fidelma an. Sie stöhnte leise, kam für kurze Momente zu sich, konnte aber kein vernünftiges Wort herausbringen.
    Sie schafften sie aus dem Schuppen und ins Boot, lagerten sie im Heck, Eadulf setzte sich zu ihr, und Gormán ergriff die Ruder. Die Strömung trieb sie Richtung Süden, so dass sie auf der anderen Flussseite am südlichen Ende des Marktfleckens landeten.
    »Besser konnten wir es gar nicht treffen«, meinte Gormán beim Aussteigen. »Es erspart uns, sie durch die ganze Siedlung zu schleppen. Gobáns Schmiede erreichen wir von hier gleich querfeldein.«
    Trotz der Abenddämmerung, die inzwischen hereingebrochen war, konnten sie noch

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