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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der Éile könnte von Osraige eingeschüchtert werden. Und wie gesagt, den Clans der Osraige kann man nicht wirklich trauen, wenn sie Cashel auch Bündnistreue schwören. Man muss bedenken, dass die Éile im Grenzbezirk zwischen Muman, Osraige und Laigin siedeln. Seine Unabhängigkeit zu bewahren ist schwer, wenn man zwischen raubgierigen und mächtigen Nachbarn lebt.«
    »Wie lange herrscht Gelgéis schon über den Stamm der Éile?«
    »Sehr lange noch nicht. Ich glaube seit dem Jahr, in dem Colgú zum König von Muman ausgerufen wurde.«
    »Hat sie sich bisher immer friedfertig verhalten?«
    »Ich wüsste nichts Gegenteiliges zu sagen, dennoch haben Colgús Ratgeber ihre Bedenken ihr gegenüber. Sie meinen, Gelgéis würde sich mit ihren mächtigen Nachbarn gegen Muman verbünden, sobald sie einen Vorteil davon hätte.«
    »Welchen Vorteil?«
    »Kann sein, ich tue ihr unrecht. Es heißt, ihr läge vor allem das Wohlergehen ihrer Leute am Herzen, und von dieser Grundhaltung lässt sie sich leiten.«
    »Schön, das zu wissen, aber es hilft uns nicht weiter.«
    »Das stimmt, doch es wappnet uns für unser Vorgehen dort.«
    »Wenn Durlus, wie du sagst, ein Marktflecken ist, müssten etliche Lastkähne auf dem Fluss unterwegs sein«, grübelte Eadulf laut, »dabei sind wir seit heute früh keinen begegnet. Gerade jetzt, wo die Ernte zu Ende ist, wird doch Getreide verschifft und werden Tauschwaren herangebracht. Der Strom bietet sich geradezu an als Hauptweg für solche Güter.«
    »Du vergisst, was uns der Fährmann erzählt hat. In Durlus wird ein Erntedankfest gefeiert. Wahrscheinlich ist alles, was Beine hat, dorthin geströmt.«
    Eadulf schaute nach dem Sonnenstand. »Wir sollten aufbrechen«, entschied er unvermittelt.
    Sie ritten weiter an den flachen Ufern des Stroms entlang. Eadulf ließ kein Auge vom Fluss und der nächsten Umgebung; kein Anzeichen, das auf den Fluchtweg derer deutete, die sie verfolgten, durfte ihnen entgehen.
    Sie gerieten an eine kleine Erhebung im Gelände, die von Süd nach Nord verlief.
    »Müssen wir noch mal über einen Fluss?«
    Der Krieger schüttelte den Kopf. »Das ist der Hauptweg von Cashel nach Durlus, der verläuft auf dieser Bodenwelle. Wir werden jetzt darauf bis zur Brücke über den Suir reiten, und von der Brücke geradewegs nach Durlus hinein. Gleich östlich von der Brücke biegt der Fluss scharf nach Norden und fließt dann durch den Ort.«
    Eadulf wusste, dass die droichet oder Brücken gewöhnlich da gebaut wurden, wo eine natürliche Furt einen günstigen Baugrund bildete. Die Brücke, die sie nun überquerten, unterschied sich wenig von anderen ihrer Art. Gewachsener Fels am Ufer oder im Flussbett diente als Pfeiler, die von künstlichen Stützen ergänzt wurden. Dazu hatte man große Bäume gefällt und in den Flussgrund getrieben. So entstanden gewissermaßen Hürden, über die man dicke Bohlen legte. Solche Holzbrücken gab es in allen fünf Königreichen. Die Brücke, über die sie ritten, war nicht so breit wie andere, die Eadulf kannte. Immerhin war sie breit genug für einen großen Leiterwagen, und daneben war noch Platz für einen Reiter oder Fußgänger.
    Es gab Gesetze, die genau vorschrieben, wie Straßen, Dämme oder Brücken anzulegen und zu unterhalten waren. Die Brücke war gut instand gehalten, wie Eadulf befriedigt feststellte, während der Hufschlag ihrer Pferde dumpf von den Planken widerhallte. Immer noch begegneten sie keinem Menschen, auch das Land auf dem Nordufer des Flusses war wie leergefegt, obwohl von weitem schon die Gebäude des Marktfleckens zu sehen waren.
    »Das, was du dort siehst, ist Durlus«, bestätigte Gormán.
    Eadulf spürte, wie sein Herz höher schlug. »Lass uns sofort zum Hafen gehen und nach dem Boot suchen«, schlug er aufgeregt vor.
    Gormán wehrte ab. »Kein guter Plan, lieber Freund. »Wir sollten erst einen Platz finden, wo wir die Pferde unterstellen können. Und auch dann ist Umsicht geboten, wenn wir zu den Anlegestellen gehen. Wir wollen doch nicht, dass die Entführer uns erkennen, bevor wir sie erkannt haben.«
    Der Einwand behagte Eadulf wenig, doch musste er sich eingestehen, Gormán hatte recht. Sie kamen jetzt in eine Umgebung, in der sie sich so unauffällig wie möglich bewegen mussten. Sie wussten nicht, wem sie vertrauen konnten und wem nicht.
    Von weitem schien der Ort bedeutend kleiner zu sein als Cashel. Auch fiel auf, dass er nur auf einer Uferseite lag. Am Westufer standen zahlreiche Holzhäuser,

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