Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Gang auf dem Teller zu landen.
Während die Vampire mich aus der Folterkammer wegtrugen, anscheinend war sie mir zuliebe hergerichtet worden oder vielleicht auch für Jimmys Genüsse, noch immer hatte ich sein abartig lustvolles Schmerzensgestöhn im Ohr, hielt ich die Augen offen, um Schwächen in ihrer Verteidigung herauszufinden.
Ich fand keine, es sei denn, man zählte mein allzu leichtes Eindringen dazu, doch da sie mich ja erwartet und ganz offensichtlich mit Absicht hereingelassen hatten und der Widerstand am Eingang eher zum Schein bestanden hatte, damit ich nicht misstrauisch wurde, galt das nicht.
Und dann ging es hinein in den Fahrstuhl. Männlicher Vampir zückte seine Lochkarte, weiblicher Vampir drückte P.
Penthouse. Schick. Ich war noch nie vorher in einem gewesen, und auch jetzt wollte ich das eigentlich nicht.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich kurz darauf wieder, und anstatt mich hochzuheben und mich hinauszutragen, schubsten sie mich einfach – beide gleichzeitig, als könnten sie mittels Gedankenübertragung kommunizieren oder würden sich ein Hirn teilen. In hohem Bogen flog ich bis zur Zimmermitte, wo ich auf allen vieren landete.
„Ein einfacher Hinweis wie ‚Das ist Ihr Stockwerk‘ hätte gereicht“, murmelte ich.
Die Antwort darauf war das sanfte Schließen der Türen und das gedämpfte Surren des hinabgleitenden Fahrstuhls. Ich drehte mich noch einmal um, sie waren beide fort. Beim Aufstehen inspizierte ich den Klingelknopf, es überraschte mich nicht, dass man auch dafür eine Lochkarte brauchte.
Penthouse? Zuchthaus?
Mein Blick fiel auf die Fensterfront. Abgesehen vom Empire State Building war dies das höchste Gebäude weit und breit, also blieb es einem erspart, auf ein anderes Hochhaus zu starren, in dem die Angestellten wie Versuchskaninchen durch ein Glaslabyrinth huschten.
Draußen sah ich bloß die schwarzblaue Nacht und ein paar vereinzelte Sterne, die nicht von den Lichtern des Broadway, der Fifth oder irgendeiner anderen Avenue getrübt wurden.
Einen kurzen Moment lang hatte ich ganz großes Heimweh nach Friedenberg. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich mein Zuhause nie wiedersehen würde.
Der Rest der Wohnung war purer Penthousestil, und damit meine ich Inneneinrichtung à la Larry Flynt.
Die dominierende Farbe war Schwarz, hier und da von Glas und Chrom unterbrochen, genauso wie das Gebäude selbst. Das Sofa war mit schwarzem Leder bezogen, glänzend und weich, in die Armlehne war eine Schalttafel eingelassen. Auf eine einzige Berührung hin klappte das Ding auf und wurde zu einem Bett. Ein zweiter Knopfdruck, und leise Musik ertönte. Barry White. Ach du Scheiße.
In der Küche sah es so aus, als hätte sie noch nie jemand betreten. Wozu auch? Im ganzen Haus schien man intravenöse Kost vorzuziehen.
Über die schneeweißen Keramikkacheln im Badezimmer zog sich ein schmaler schwarzer Streifen. Die Badewanne war riesig und bot Platz für zwei; mit Knöpfen konnte man nicht nur den Wasserstrahl regulieren, sondern auch Barry das Zeichen zum Einsatz geben.
Als ich das Licht im Schlafzimmer anknipste, erschrak ich sehr, denn nach so viel Schwarz und Weiß, erwartete mich hier eine richtige Farbexplosion. Rot, Rot, immer wieder Rot – die Wände, die Tagesdecke, der Teppich. Vom bloßen Anblick bekam ich schon Herzklopfen. Wie konnte man hier nur schlafen?
Ich ahnte, dass dies niemand tat.
Galt dieses Verführungsszenarium mir? Aber warum? Mir kam es nicht so vor, als wenn der Hexenmeister und die neue, nicht gerade optimierte Version von Jimmy Sanducci sich mit solchen Lappalien abgaben. Sie nahmen sich einfach, was sie wollten; und dann entledigten sie sich der Reste.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer, drückte den Knopf, um das Bett wieder in ein Sofa zu verwandeln, und setzte mich hin. Mit der Fernbedienung versuchte ich den riesigen Plasmafernseher an der Wand einzuschalten. Es liefen nur Pornos.
Angewidert schaltete ich das Ding ab und vergrub meinen Kopf in dem butterweichen Leder. Kurz darauf sprach ich mit Ruthie.
33
I ch rannte durch das offene Tor den kleinen Weg hinunter. Dieses Haus war meine Zuflucht, zumindest in Gedanken.
In der Küche saß Ruthie am Tisch und wartete bereits mit zwei Tassen und Tee auf mich. Durch das offene Fenster drangen die fröhlichen Stimmen der Kinder, die im Garten spielten.
„Warum hast du mich nicht gewarnt?“, fragte ich, während ich mich ihr gegenüber an den Tisch setzte.
Die schön geschwungenen
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