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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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der dockte an wie ein ausgehungertes Baby.
    „Je mehr Blut er trinkt, desto stärker werden seine Vampiranteile. Bald wird von seinem Menschsein nichts mehr übrig sein.“
    „Ich glaube Ihnen kein Wort“, sagte ich.
    Als er seinen Arm von Jimmys Mund lösen wollte, entstand dabei ein solch eklig schmatzendes Geräusch, dass es mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Jimmy versuchte sich gegen den Nahrungsentzug zur Wehr zu setzen, und sein Vater lachte vergnügt in sich hinein und tätschelte seinen Kopf. Schlagartig öffnete Jimmy die Augen, und ich sah die Wahrheit.
    Er war nicht mehr da.
    Erkannt hatte er mich, denn er sagte: „Elizabeth.“ Außer dass Jimmy mich nie so genannt hatte.
    Warum hatte ich bloß nicht auf Sawyer gehört und war dieser Falle ausgewichen? Aber: Hätte ich es gewusst, wäre ich dann nicht gekommen?
    Doch. Denn Jimmy, als er noch Jimmy war, hätte mich nie hier alleine gelassen.
    „Sie ist gekommen, Vater“, flüsterte Jimmy. „Wie du es gewollt hast.“ Er zerrte an den Ketten. „Lass mich jetzt gehen.“
    Mit seinen langen Fingern, deren Nägel eigentlich rasiermesserscharf und rissig hätten sein sollen und nicht manikürt und glänzend poliert, strich der Hexenmeister Jimmy wieder über das Haar. „Töte sie nicht gleich. Wo bliebe denn dann der Spaß? Abgesehen davon, das Blut einer Seherin…“ Er leckte sich bedeutsam über die Lippen, so… durstig, dass ich wieder ein Zwiegespräch mit meinem Magen führen musste. „Ambrosia“, schloss er.
    Sein Blick traf mich, und er setzte wieder sein blödes Grinsen auf. Ich ballte die Hände zu Fäusten, um nicht quer durch den Raum zu stürzen und ihn zu schlagen. Er würde nur zurückschlagen, und dafür hätte er noch nicht einmal seine Hände gebraucht.
    Den Gedanken, ihm den Garaus zu machen, klammerte ich erst einmal aus. Bislang wusste ich nämlich noch nicht, wie. Aber ich schwor mir, jeden Atemzug meines Lebens noch zu nutzen, das herauszufinden. Dann blieb nur noch die Tat.
    Schwerfällig richtete ich mich auf und war dankbar, dass meine Beine nicht nachgaben. Es war immer gut, sich einen Plan zurechtzulegen, gleichgültig, wie provisorisch er war.
    Mit seinen dunklen Augen verfolgte Jimmy jede meiner Bewegungen, wie ein hungriger Hund vor einem saftigen Steak oder ein Wolf, der gerade etwas Kleines und Schmackhaftes aus dem Gebüsch huschen sieht. Zum ersten Mal war ich froh über die Ketten, die ihn zurückhielten.
    In seinen Pupillen war ein solch eigenartiges rotes Flackern, dass es mir vorkam, als sei das hier nur noch Jimmys Hülle, die irgendetwas oder irgendjemand anderen beherbergte – schon lange hat mich nichts mehr so geängstigt. Denn wenn das stimmte, wo war dann Jimmy? Würde ich ihn denn noch erreichen können, wenn er wirklich weg war?
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann und eine Frau, schwarzer und grauer Anzug, traten ein.
    Vampir .
    Konnte Ruthie nicht mal eine andere Platte auflegen?
    „Sind alle hier Vampire?“, fragte ich.
    Einige Sekunden lang schien sich der Hexenmeister zu fragen, ob es ihm nun nutzen oder schaden würde, wenn ich die Wahrheit erfuhr. Er kam wohl zu dem Entschluss, zu dem ich schon längst gekommen war, dass es unerheblich war, was ich wusste. Lebend würde ich diesen Ort ja sowieso nicht verlassen.
    „Ja, alle“, stimmte er mir zu. „Meine private Armee.“
    „Sie sehen aus wie Anwälte“, sagte ich gedankenverloren, „das passt ja gut zusammen. Blutsauger.“
    Ergeben neigte er den Kopf – eine Geste, die heutzutage kaum noch üblich war. „Wir fügen uns hier vorzüglich ein. Manhattan war schon immer der beste Ort für unsereinen: so viele Menschen und so wenig Zeit.“
    Sawyer hatte ja schon gesagt, dass es die Nephilim nach New York zog. In dieser großen Stadt konnte ein Vampir oder sogar tausend Vampire praktisch unentdeckt leben. Hier und da ein verschwundener Obdachloser oder ein Tourist, das würde kaum Aufsehen erregen. Und selbst wenn, die Leichen würden nie gefunden werden.
    Auf einmal hoben mich die beiden Vampire hoch.
    „Ich kann selbst gehen“, beschwerte ich mich. Sie sprachen nicht, sie schauten mich nicht an. Zwei kleine Roboter.
    Vampirroboter. Als Kinofilm wäre das bestimmt ein Kassenschlager. Die Menschen waren eben Herdentiere wie die Schafe.
    Bei dem Vergleich zuckte ich innerlich zusammen. Denn für die Vampire waren wir ja Schafe oder Vieh. Jedenfalls Nahrung. Ich zumindest hatte nicht vor, bei jemandem als nächster

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