Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Augen, als suche er dort etwas. Dabei war doch er die verirrte Seele.
„Also.“ Immer fester schlossen sich seine Hände um meine Arme, und vor Schmerz stieg ich auf die Zehenspitzen, meine Brüste rieben sich an seinem bloßen Oberkörper. „Hat ja nicht lange gedauert, bis du mit dem Fellläufer gevögelt hast und deine Vision hattest. Ich dachte, der braucht Wochen, um dich aufzutauen.“
Seine Worte waren grausam, und ich verkrampfte mich, doch hielt ich seinem Blick stand. „Musste das sein?“
„Soweit ich weiß, ja. Was mich interessiert, hat es dir gefallen?“
Da verlor ich die Beherrschung. „Er war besser als du.“
Jimmy ließ mich so abrupt los, dass ich so heftig auf die Couch fiel, dass ich beinahe wieder hochkatapultiert wurde.
„Nimm den Namen ja nie wieder in den Mund.“ Seine Stimme war ein tiefes Grollen. Weder Mensch noch Tier, vielmehr beides zugleich.
„Habe ich ja gar nicht“, korrigierte ich ihn.
Wenn Jimmy so komplett weg war, wenn er besessen oder kein Mensch mehr war, warum litt er dann unter diesem zutiefst menschlichen Gefühl der Eifersucht? Wenn er mich nicht wenigstens noch ein klitzekleines bisschen liebte, warum machte es ihm dann etwas aus, dass ich mit Sawyer geschlafen hatte?
So seltsam dieser Eifersuchtsanfall auch war, gab er mir doch wieder Hoffnung. Wenn er noch eifersüchtig sein konnte, dann war er auch zu anderen Gefühlen imstande, und ich brauchte ihn bloß wieder an unsere Liebe erinnern, dann hatten wir vielleicht eine Chance.
Liebe ist stärker als Hass, hatte Ruthie gesagt, und schon einmal hatte ihn die Erinnerung an gemeinsame Zeiten zurückgebracht, wenn auch aus einer nicht ganz so tiefen Dunkelheit.
Ich musste fest an ihre Worte glauben, denn sie waren alles, was mir noch geblieben war.
Steifbeinig ging Jimmy vor der Fensterfront auf und ab. Mir wurde plötzlich klar, dass er zwar wusste, dass ich jetzt Ruthies Fähigkeiten besaß, aber dass er von meinen emphatischen Kräften keine Ahnung hatte. Er konnte es gar nicht wissen. Vielleicht würde mir diese Gabe das Leben retten.
Ich zwang mich aufzustehen und machte einen Schritt auf ihn zu. „Der Hexenmeister hat gesagt, du wolltest mich.“ Jimmy hörte mit dem Hin- und Herlaufen auf. „Warum?“
„Du hast geglaubt, ich wollte dich davor bewahren, dass er dich umbringt?“ Jetzt war er wieder vergnügt. Seine Launen waren so wechselhaft, dass ich Mühe hatte mitzukommen.
Ich hatte es tatsächlich gedacht, nur einen winzigen Augenblick lang, bis mir klar wurde, wie albern das war. „Eigentlich hatte ich angenommen, dass du das am liebsten selbst tun würdest.“
„Irgendwann einmal.“
Wieder bewegte er sich mit so übernatürlicher Geschwindigkeit; eben noch am Fenster, hatte er mich schon gepackt, zu sich herangezogen und seine Nase an meinen Hals gedrückt und tief eingeatmet.
„Was ist mit dir passiert?“, flüsterte ich.
Jimmy hob den Kopf, doch hielt er mich immer noch fest im Arm. „Wir sind eine altehrwürdige Rasse.“
„Du nicht“, fiel ich ihm ins Wort. „Du bist mehr Mensch als Nephilim.“
Er nahm keine Notiz von meinen Worten, sondern fuhr fort seine Litanei aufzusagen, die er wohl auswendig gelernt hatte, vielleicht hatte man sie ihm auch ins Gehirn gebrannt. „Wir werden die Herren der Welt sein. Die Menschen werden uns dienen, als Sklaven, als Nahrung, was immer uns beliebt. Du solltest meine Erste sein.“
„Ich war deine Erste“, hauchte ich.
In seinen Augen tat sich etwas. Erinnerung? Darauf setzte ich, doch es war so schnell wieder erloschen, dass ich mir nicht sicher sein konnte. Dann lehnte er sich ganz dicht an mich, seine Lippen schwebten über meinen, als er flüsterte: „Meine erste Sklavin.“
Ich fuhr vor Schreck zusammen, obwohl ich es natürlich geahnt hatte. „Glaubst du etwa, ich wasche deine Hosen und putze dir das Klo?“
Seine Lippen kräuselten sich so nah an meinen, dass ich die Bewegung spürte, doch nicht sah, denn ich konnte meinen Blick nicht von seinen unergründlichen Augen lösen.
„Doch nicht solch eine Sklavin“, sagte er und küsste mich dabei.
Er schmeckte immer noch nach Jimmy, küsste wie Jimmy, und meinem Körper war er wohlvertraut, nur mein Kopf schrie Monster!
Obwohl ich gar nicht versuchte, seiner Umarmung zu entkommen, hielt er mich immer noch in festem Griff. Er löste sich von meinem Mund, und seine geöffneten Lippen wanderten küssend über mein Kinn zu meinem Hals. Und als ich meinen Kopf nicht in
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