Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
zuckte nur die Achseln.
„Jeder weiß, dass wir Ihre Anführerin ausgeschaltet haben.“ Er griff in die Schreibtischschublade und holte eine Nadel mit einem violetten Kopf hervor, die er in das verbliebene Loch steckte. „Diese Farbe passt viel besser.“
„Man schaltet eine Anführerin aus, und sogleich nimmt eine neue ihren Platz ein.“ He, vielleicht hieß ich nicht umsonst Phoenix. „Sie können nicht gewinnen.“
„Das habe ich doch bereits. Sie werden Ihre Fähigkeiten nicht weitergeben können, Seherin. Ihre Welt gehört mir.“
Verdammt. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Dann musste ich ihn wohl umbringen, ihn und alle anderen, die mir in die Quere kamen.
Ich drehte mich um, und mein Blick fiel auf ein übergroßes Gemälde auf der gegenüberliegenden Seite. Auf dem Bild war ein Ritter in voller Rüstung mit Schlachtross und einem Heer zu sehen, in dessen Mitte eine Fahne zu erkennen war, die ein Kreuz zierte. Es wirkte hier so fehl am Platz, dass ich näher herantrat. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mann auf dem Bild und dem Hexenmeister war frappierend.
War er ein Kreuzritter gewesen? Wenn mich meine Geschichtskenntnisse nicht täuschten, dann kam es zeitlich hin. Die Kreuzzüge hatten im Mittelalter in der Zeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert stattgefunden, und christliche Kämpfer aus ganz Europa waren dabei gewesen.
Andererseits war der Hexenmeister ein Nephilim, das machte ihn zu einem der Bösen, denn damit war er schließlich ein Nachkomme der abtrünnigen Engel. Dazu passte wiederum das christliche Emblem nicht.
Mir fuhr jemand mit der Hand über den Rücken, und ich machte einen Satz. Ich hatte ganz vergessen, dass ich splitternackt war. Schon erstaunlich, womit man sich abfinden kann, wenn das Leben einen auf die Überholspur leitet.
Mit geballten Fäusten wirbelte ich herum, nur um direkt vor Jimmy zu stehen. Er streckte die Hand nach mir aus und strich mit einem Finger meinen Hals entlang. „Makellos.“
Bei seiner Berührung und besonders bei seinen Worten zog sich bei mir alles zusammen. „Seherblut.“ Scheinbar gleichmütig zuckte ich mit den Achseln und stieß seinen Arm mit dieser Bewegung weg. „Bei mir heilt alles ziemlich schnell.“
„Das war schon immer so“, murmelte er und spielte mit meinem Haar. Langsam ging er mir wirklich auf die Nerven. „So schnell bist du nicht umzubringen.“ Jimmy beugte sich vor und fuhr mit der Zunge über meinen Hals.
„Danke.“
Mir kribbelte es im Bauch, als ich seine Zunge auf meiner Haut spürte, nicht vor Ekel, sondern vor Lust. Was hatte er bloß mit mir angestellt? Die Versuchung, mich in seine Arme zu werfen, ihm die Kleider vom Leib zu reißen und sofort, hier an Ort und Stelle, mit ihm zu schlafen, war beinahe übermächtig. Gequält schüttelte ich den Kopf.
„Du hast es auch gespürt, ja? Dieses Brennen?“ Er legte seine Hand auf meinen Bauch. Sein erigierter Schwanz stach mir in den Rücken. „Du gehörst jetzt mir, so wie du nie wieder jemandem gehören wirst. Ich lasse eine Kette für dich anfertigen.“ Mit sanften Bewegungen fuhr er über meine Hüften. „Dann passt du zu den anderen.“
In mir erwachte wieder der Wunsch, ihm einen gehörigen Schlag zu versetzen, aber ich riss mich zusammen. Zu späterer Stunde würde es noch Gelegenheit genug für Gewalttätigkeiten geben. Ausreichend hoffentlich.
„Gefällt Ihnen mein Porträt?“, fragte der Hexenmeister.
„Was hat es denn mit Ihrer Verkleidung als Kämpfer Christi auf sich?“
Jimmys Hand glitt von meinem Bauch zu meinen Brüsten. Sofort setzte ich meine Ellenbogen ein.
„Autsch“, sagte er, als ich seine Lenden traf.
Ich befürchtete schon, er würde mit der Nummer weitermachen. Ehrlich gesagt, wollte ich es nicht auf dem Fußboden des Hauptquartiers vor den Augen von Psycho-Dad und einer Schwadron Vampire treiben. Ich musste lernen, mich zu beherrschen – Lust und Frust.
Ein paar Augenblicke später spielte er wieder mit meinen Haaren. Ich ließ ihn gewähren. Schließlich war es das kleinste Übel.
„Am Anfang …“, hob der Hexenmeister an, und ich holte tief Luft. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich auf eine Bibelstunde aus seinem Mund gut verzichten konnte. Er machte jedoch nicht mit der Schöpfungsgeschichte weiter. „… gab es die Grigori. Sie waren die Söhne Gottes, und sie paarten sich mit den Töchtern der Menschen und zeugten die Nephilim.“
„Wiederholung.“ Mit dem Zeigefinger machte ich kleine schnelle
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