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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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doch mir konnte er nichts vormachen. Er hatte mir gerade den einzigen Fluchtweg versperrt.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. Zwischen seinem dunklen Hemd, das ich ihm halb aufgeknöpft hatte, guckte ein Stück bloßer Haut hervor; Haut, deren Geruch und Geschmack mir einst so vertraut gewesen waren.
    Während ich ihn mit den Augen fixierte, griff ich nach meiner Gürteltasche und schnallte sie mir um, nur für den Fall, dass mir die Flucht gelingen würde. Ich holte das Messer heraus, doch da er keineswegs beunruhigt wirkte, stieg in mir der Verdacht auf, dass man mit Silber keinen…
    „Was zum Teufel ist eigentlich ein Dhampir?“
    Jimmy seufzte. „Kaum berühre ich dich, schon bin ich in Schwierigkeiten. Das war schon immer so.“
    Plötzlich fiel mir sein Veilchen wieder ein. Im Krankenhaus hatte er es noch gehabt, und jetzt war nichts mehr davon zu sehen.
    Und als ich ihn gestern beim Anblick seines Blutergusses berühren wollte, hatte er gesagt…
    Fass mich ja nicht an. Ich…
    Und da hatte ich geglaubt, er wollte nicht bemitleidet werden. Hatte er nie gewollt. Aber eigentlich hatte er nur verhindern wollen, dass ich die Wahrheit zu schnell herausfand.
    „Hast du tatsächlich geglaubt, wir könnten ewig miteinander zu tun haben und uns dabei nie anfassen?“, fragte ich. „Gehört Dummheit auch zu deinen neuen Superkräften?“
    Jimmy lachte laut. Auch ich konnte mir nur noch mit Mühe ein Lachen verkneifen. Außer unserer körperlichen Anziehungskraft hat uns auch immer ein seltsamer Sinn für Humor verbunden.
    Dabei gab es im Moment eigentlich nichts zu lachen: Ruthie war tot und Jimmy kein Mensch. Wie sollte ich da jemals wieder fröhlich sein können?
    „Ich wollte erst dein Vertrauen gewinnen, bevor ich es dir sage.“
    Jetzt lachte ich, aber in meinem Lachen lag keine Spur von Heiterkeit.
    „Es ist nicht so, wie du denkst. Ich bin nicht, was du denkst“, presste er hervor.
    „Das habe ich doch schon hundertmal gehört. Leg mal eine neue Platte auf, Sanducci.“ Ich schwenkte das Messer. „Schütte mir lieber dein Herz aus, bevor ich es dir herausschneide.“
    „Glaubst du, ich gebe dir eine Waffe, mit der du mich umbringen kannst?“
    Ich blitzte ihn an. „Womit kann man einen Dhampir denn töten?“
    Er schwieg.
    Ich umschloss den Griff des Dolches noch fester. Doch meine Hände waren verschwitzt, und selbst wenn ich den Mut gefunden hätte zuzustoßen, würde die Hebelkraft nicht ausgereicht haben. Aber ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass es ihm zumindest höllisch wehgetan haben würde.
    „Wenn es nicht das ist, wonach es aussieht, was ist es dann?“, fragte ich.
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Wandte seinen Blick ab, schaute dann wieder zwischen dem Messer und mir schnell hin und her, als wenn er abschätzen wollte, wie ernst es mir war. Eigentlich hätte er mich besser kennen müssen.
    „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, murmelte er.
    „Fang doch da an, wo du dich selbst in eine dieser Bestien verwandelt hast, die du abschlachten sollst.“
    Bei den Worten zuckte er unwillkürlich zusammen. Zwar hatte ich mir schon viele Male gewünscht, er wäre tot. Hatte in vielen einsamen Nächten mir die eine oder andere Todesart ausgedacht, schließlich braucht man ja ein wenig Spaß, aber im Grunde wollte ich seinen Tod gar nicht. Wollte auch nicht diejenige sein, die ihn tötete. Aber was ich wollte, hatte ja nie gezählt, habe es nie bekommen.
    „Ich habe die Seite nicht gewechselt“, sagte er. „Ich gehöre nicht zu denen.“
    „Warum hat Ruthie dann gesagt, dass du ein Dhampir bist?“
    „Weil es wahr ist!“, schrie er.
    Die Heftigkeit in seiner Stimme erschreckte mich, und sofort packte ich das Messer, das nur noch lose in meiner Hand gelegen hatte, wieder fester.
    Er ließ sich gegen die Tür sacken. Es schien jetzt weniger so, als wollte er mir den Fluchtweg versperren, sondern vielmehr, als brauchte er einen Halt. Sein Blick wanderte von der Waffe zu mir. „Hast du noch nie etwas von einem Dhampir gehört?“
    „Woher denn bitte schön? Meinst du, ich halte mich ständig mit bizarren Mythen aus dem Land der Wahnsinnigen auf dem Laufenden?“
    „Das wird schon noch kommen.“ Er holte zweimal tief Luft, bevor er begann: „Ich bin das Kind eines Menschen und eines Vampirs.“
    „Ich dachte, du weißt ebenso wenig wie ich, wer deine Eltern sind.“
    „Das weiß ich auch nicht. Alles, was ich weiß ist, dass

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