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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dafür.
    „Hör auf“, sagte ich, aber er machte einfach weiter.
    Seine Finger gruben sich in meine Rippen, und sein Mund liebkoste meine Haut. Langsam wurde ich wütend, und die Wut vertrieb meine Erregung. Ich zielte mit dem Ellenbogen auf seine Nase, doch ohne auch nur den Kopf zu heben, blockte er den Angriff mit dem Handteller ab. Der Aufprall vibrierte bis in meine Schulter hinein, und ich bekam es mit der Angst zu tun.
    Bislang hatte ich mich von Jimmy nie körperlich bedroht gefühlt, wahrscheinlich weil ich ihn ein paarmal grün und blau geprügelt hatte. Insgeheim hatte ich immer gedacht, er habe mich mit Absicht gewinnen lassen oder es sei zumindest nicht so hart zur Sache gegangen. Aber Jimmy war nicht mehr der Mensch, den ich früher einmal gekannt hatte. Er war überhaupt kein Mensch mehr, und wer konnte mir garantieren, dass er sich nicht einfach nehmen würde, was er wollte?
    Er biss wieder zu, diesmal härter, und ich hielt einen überraschten Schrei zurück. Ich würde keine Angst haben. Ich hasste es, Angst zu haben. Und als ich damals von Ruthie von der Straße aufgelesen worden war, hatte ich mir geschworen, nie wieder welche zu haben.
    Eine Hoffnung, die nur zu leicht zunichtegemacht werden konnte.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten, und das Messer, das ich noch immer festhielt, drückte sich schmerzhaft in meine Handfläche. Ohne zu überlegen, oder vielleicht hatte ich auch nicht aufgehört, daran zu denken, hob ich das Messer. Jimmy drehte sich ein wenig zur Seite und gab dabei ein beinahe animalisches Fauchen von sich. Ich verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Jeden Moment rechnete ich damit, dass Reißzähne hinter seinen Lippen auftauchen und mir das Blut die Brust hinunterrinnen würde, aber er sah aus wie immer. Und meine Brüste auch.
    Gezückt hielt ich das Messer vor mir wie einen Talisman. „Finger weg!“
    „Von dir lasse ich mir keine Befehle erteilen.“
    „Aber von Ruthie hast du Befehle entgegengenommen, und da ich jetzt ihren Platz einnehme…“ Meine Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln. „Ich wollte schon immer mal dein Boss sein.“
    Er entriss mir das Messer mit einer Geschwindigkeit, die übermenschlich war. „Ich habe dir doch gesagt, dass mir das hier nichts anhaben kann.“
    „Als wenn ich dir noch irgendetwas glauben würde, Sanducci.“
    Er verdrehte die Augen und stach sich dann die Klinge selbst durch die Hand. Das verdammte Ding ging einmal glatt hindurch und schaute auf der anderen Seite wieder heraus. Das Blut, von dem ich geträumt hatte, fiel wie ein Frühlingsregen auf den Dielenboden nieder.
    „Oh Scheiße. Verdammt“, murmelte ich und machte einen Schritt auf ihn zu, um ihm zu helfen. Dann fiel mir aber wieder ein, was er getan hatte und was er war, und sofort machte ich wieder einen Schritt zurück.
    „Lass nur, Lizzy. Mir geht es gut.“
    Er war nicht in Asche aufgegangen. Das war gut – je nachdem.
    Jimmy riss sich das Messer wieder heraus. Bei dem schmatzenden Geräusch zuckte ich zusammen, und er warf mir einen besorgten Blick zu, als fürchtete er, ich könnte in Ohnmacht fallen. Dabei hätte er mich eigentlich besser kennen müssen.
    Nach und nach schloss sich die blutende Wunde in seiner Hand wieder. Innerhalb von Sekunden hatte das Blut aufgehört zu tropfen, und innerhalb weniger Minuten sah seine Hand aus, als hätte er sich mit einer Glasscherbe geritzt und nicht, als sei sie mit einem Silbermesser durchbohrt worden.
    Unsere Blicke trafen sich. „Wie kann denn so etwas sein?“
    „Ich bin eine Mischung, eine Kreuzung. Vor allem Mensch, deshalb bin ich auch keiner der Bösen, aber ich habe noch weit mehr Fähigkeiten.“
    „Und ich soll dir einfach so glauben, dass du nicht zur bösen Seite gehörst?“
    „Ich arbeite für die Guten, macht mich das nicht automatisch gut?“
    „Nicht unbedingt.“
    „Ich töte keine Menschen. Nur Nephilim.“
    „Aber du sagst doch selbst, dass sie Halbmenschen sind.“
    Er wischte sich die Hand an der Hose ab und hinterließ dabei eine dunkelrote Spur, die in das Blau der Jeans überging. Konnte alles sein: Dreck, Ketchup. Ich musste mir auf jeden Fall auch dunklere Jeans kaufen.
    „Die Nephilim sind böse.“ Resigniert zog er eine Schulter hoch. „So sind sie eben.“
    „Aber du bist nicht so?“
    „Nein. Dabei will ich nicht sagen, dass es unter uns nicht auch welche gibt, die für die andere Seite arbeiten. Aber die Generation oder Generationen, die zwischen den Nephilim und uns

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