Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Kreuz wieder zurückzutun. „Ich kam zu spät, aber ich wusste, sie würde wollen, dass du es bekommst…“ Er kam hoch, und als sich unsere Blicke trafen, sah ich die Trauer in seinen Augen, die doch nur ein Spiegelbild meiner eigenen Trauer war. „Ich hab es genommen und dann versucht, dich aufzuwecken, aber die Sirenen…“
„Du bist weggerannt.“
„Wie ein Hase.“
„Wie konnten ihr die Nephilim denn Schaden zufügen, wenn sie doch ein Kreuz um den Hals trug?“
Eine tiefe Traurigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht und setzte sich in seine Augen.
„Es gibt nur wenige Kreaturen, die man mit einem Kruzifix aufhalten kann.“
„Wieso kannst du es anfassen?“
„Weil ich nicht einer von ihnen bin.“
„Aber…“
„Ich bin ein Dhampir, kein Vampir. Da gibt es einen Unterschied.“
„Das behauptest du.“
„Bin ich etwa in Flammen aufgegangen?“
Er war gerade so selbstgefällig, da musste ich ihn einfach fragen: „Kann man einen Vampir mit einem Kruzifix töten?“
Wie Jimmy mich gerade ansah, so als sei er der geborene Lehrer und ich seine Lieblingsschülerin. „Sehr gut. Wir werden schon noch eine Seherin aus dir machen.“ Fast erwartete ich, dass er mir den Kopf tätscheln würde. „Sei bei diesen sogenannten Legenden immer vorsichtig. Der naive Glaube daran hat schon viele ins Grab gebracht.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Jeder heilige Gegenstand wird einen Vampir abwehren. Aber…“ Er schüttelte den Kopf. „Um einen solch mächtigen Dämon zu töten, muss man schon mehr aufbieten.“
„Und Sonnenlicht?“
„Bei einigen funktioniert es. Kommt auf die Art an.“
Ich war erstaunt. „Es gibt verschiedene Arten?“
„Natürlich. Die Bruxta aus Portugal können nur mit einem magischen Amulett vernichtet werden. Die Liderac aus Ungarn muss man dazu bringen, Knoblauch zu essen – viel Glück dabei. Die Vjesci aus Polen müssen in Sand begraben werden.“
„Das ist mir zu hoch.“
„Daran wirst du dich schon noch gewöhnen.“
Das wagte ich zu bezweifeln.
„Sobald der Fall hier abgeschlossen ist“, fuhr Jimmy fort, „und das geht bestimmt schnell, wird die Polizei dir die Kette zurückgeben.“
„Sie haben mir noch nicht einmal gesagt, dass das Kreuz fehlte.“ Alle, die Ruthie kannten, wussten, dass sie die Kette jede Sekunde ihres Lebens getragen hatte.
Der Morgen graute schon. „Sie haben die Information zurückgehalten. Nur der Mörder hätte…“
„Gehen wir.“ Springboard ließ er einfach da liegen, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
Jimmy klemmte sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor an. Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls einzusteigen.
„Du schiebst ihm jetzt die Schuld in die Schuhe?“
„Ich muss die Bullen von mir ablenken.“ Jimmy legte den ersten Gang ein. „Wenn sie glauben, dass Springboard Ruthies Mörder ist, dann bin ich sie los.“
„Glaubst du, das Kreuz allein reicht, um ihn zu belasten?“
„Da er ja nicht mehr das Gegenteil behaupten kann, hoffe ich es.“
Ich schaute mich noch einmal um und sah durch das Rückfenster zu, wie die Leichen von Springboard und dem Berglöwen immer kleiner wurden, bis sie schließlich ganz mit den Schatten verschmolzen waren.
Vielleicht reichte das Kreuz, um den Mordfall abzuschließen, aber es würde wohl nicht reichen, um Hammond und Landsdown vollends von Jimmys Fährte abzubringen. Doch glaubte ich auch nicht, dass sie jetzt, nachdem sie ihren Täter auf dem Silbertablett präsentiert bekamen, ihm nach New Mexico folgen würden. Das ließen ihre Vorgesetzten bestimmt nicht zu.
Als wir das Ende der Zufahrtsstraße erreicht hatten, bogen wir rechts auf eine Landstraße ein, die uns zurück auf den Freeway führen würde. Von da aus gelangte man überallhin. Leider würde er uns nach New Mexico führen. Ich zerbrach mir immer noch den Kopf, wie ich das umgehen konnte.
„Du hast gesagt, Dämonenjäger seien Kreuzungen.“ Jimmy nickte. „Was war Springboard denn?“
„So läuft die Sache nicht. Du sagst mir, welche Bestie sich hinter dem Menschen verbirgt und nicht umgekehrt.“
„Tut mir leid, dass ich hier die Ordnung der Dinge durcheinanderbringe. Aber ich bin in Sachen Dämonen eine Spätzünderin, warum sagst du mir also nicht einfach, was Springboard war?“
„Hyäne“, sagte er scharf. „Ungefähr zu einem Achtel.“
„Er war zu einem Achtel eine Hyäne?“ Ich fühlte Lachsalven in mir aufsteigen, tapfer schluckte ich sie
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