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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Werwölfe frei herumstreifen lassen? Das gefiel mir ebenso wenig.
    Mein Zögern brachte Jimmy auf. „Echte Wölfe wagen sich nicht in Wohngebiete. Sie haben Angst vor Menschen. Wenn du einen Wolf in der Nähe von Menschen siehst, dann hat er entweder die Tollwut, oder er ist ein Werwolf, da kannst du deinen hübschen Hintern drauf verwetten.“
    Ich nickte ergeben. „Schießen ist da in jedem Fall eine gute Idee.“
    „Langsam fällt der Groschen“, sagte er und zog sich wieder aus der Straße zurück.
    Schnell folgte ich ihm. „Und was, wenn sie sich wieder in Menschen zurückverwandeln?“
    „Was soll dann sein?“
    „Woher weiß man, ob es ein Werwolf ist oder nicht?“
    „Das weiß man eben nicht. Oder ich weiß es nicht, dafür habe ich ja dich.“
    „Ich kann ja wohl schlecht jeden Menschen in diesem Universum berühren. Und wenn ich einen Werwolf erspüre, kannst du ihn ja nicht auf offener Straße abknallen.“
    „Nein?“
    Wir liefen eine Straße entlang, die parallel zur Main Street verlief, wo wir den Hummer abgestellt hatten. Hier gab es noch mehr Geschäfte, die den Bürgersteig säumten: einen Waschsalon, eine Apotheke. Bei jedem Schaufenster blieb Jimmy stehen und spähte durch die Scheibe. Auch hier sahen wir keinen Menschen.
    „Du landest noch wegen Mordes im Gefängnis, wenn du dich nicht vorsiehst“, murmelte ich.
    „Das sind doch keine Menschen, also ist es auch kein Mord, Lizzy.“
    „Und wie erklärst du das den Bullen?“
    „Gar nicht.“ Er sah mir ins Gesicht. „Du hast ja recht. Sie hier auf offener Straße zu erschießen ist keine gute Idee. Aber man kann sie ganz leicht an einen einsameren Ort locken und die Sache dort erledigen.“
    Ich wollte ihn gerade fragen, wie er sie dazu brachte, die Gestalt zu verändern, damit er sie erschießen konnte, brach aber ab. Und wenn es ihn kalt ließ? Ich hatte mit einem Mal den leisen Verdacht, dass er genau das sagen würde. Könnte ich ihm danach noch in die Augen blicken, ohne daran zu denken, dass er ohne Skrupel einen Menschen erschießen konnte?
    Jimmy zufolge waren die Nephilim aber gar keine Menschen.
    Außer dass sie Menschen waren. Wenigstens zur Hälfte. Nervös rieb ich mir die Stirn. Mit diesem moralischen Dilemma war ich überfordert.
    Ich hob den Kopf und blickte ihn an.
    „Uns fehlen hier ein paar Dorfbewohner. Was machen wir da?“
    Er gab seine abwehrende Haltung auf, als er merkte, dass ich nicht weiter auf schwierige Erklärungen drängen würde. Im Moment jedenfalls nicht.
    „Wir suchen weiter“, sagte er. „Irgendjemand oder irgendetwas wird schon auftauchen.“
    Wir taten unser Möglichstes und eilten von Laden zu Laden, von Haus zu Haus, klingelten und klopften. Wir stießen auf niemanden, und ich wurde allmählich kribbelig. Ganz offensichtlich hatten hier einmal Menschen gelebt, und jetzt waren sie verschwunden, als hätte sich ein ganzes Dorf in Luft aufgelöst. Soweit ich wusste, war das nicht möglich. Es sei denn…
    „Sag mal, kann es sein, dass das hier eine Stadt von Werwölfen ist?“, fragte ich.
    Jimmy schnaubte abschätzig. „Na klar.“
    Wir näherten uns dem Stadtrand von Hardeyville. Nicht weit von uns entfernt ragte ein Gebäude auf, das wohl die Schule war. Wie alle anderen Gebäude bestand es aus Backsteinen, doch hatte es ein flaches Dach und einen riesigen Parkplatz. Ringsherum standen Turn- und Spielgeräte. An der Stelle, an der Jimmy stand, ging der Bürgersteig über in einen einfachen Sandweg. Finster starrte er auf die ganz neue Turnhalle.
    „Warum denn nicht?“, fragte ich. „Vielleicht haben ein paar von ihnen dem Ort einen kleinen Besuch abgestattet und dann die ganze Bevölkerung umgekrempelt.“
    „Umgekrempelt?“ Jimmy wandte sich mir so langsam zu, als könne er seinen Blick nur schwer von der Turnhalle lösen. „Was zum Teufel meinst du damit?“
    „Ein paar Werwölfe haben sich überlegt, dass sie gerne eine Stadt gründen würden, ein Rudel vielleicht.“ Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee. „Da haben sie dieses nette Städtchen am Ende der Welt ausgekundschaftet und alle Einwohner gebissen.“
    Er schüttelte schon die ganze Zeit den Kopf. „Wir sind doch hier nicht in einem schlechten Film. Werwölfe können keine neuen Werwölfe schaffen, indem sie Leute beißen.“
    „Wie machen sie es dann?“
    „Das brauchen sie gar nicht. Es gibt so viele Werwölfe, dass sie uns eine ganze Zeit lang beschäftigen werden.“
    „Gibt es

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