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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hier denn gar keine Haustiere?“, fragte ich. Keine einzige Katze, keinen Hund und keinen Sittich hatten wir gesehen, obgleich wir doch Hinweise darauf gefunden hatten.
    „Gestaltwandler haben irgendetwas an sich, das die Tiere verrückt macht. Entweder waren sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden, oder sie waren…“
    Appetithäppchen. In Gedanken füllte ich die Lücke.
    „Wenn die Hunde durchdrehen bei ihrem Anblick“ – oder war es vielleicht ihr Geruch – „dann weiß ich nicht, warum nicht ein paar von den Jungs für uns arbeiten.“
    „Keine schlechte Idee, ein paar Dämonenjäger haben auch einen, aber da wir viel auf Reisen sind, ist es zu mühsam, immer einen Hund mit sich herumzuschleppen. Nicht jeder ist wie Paris Hilton.“
    Beim Gedanken an Sanducci mit einem Chihuahua auf dem Arm musste ich lächeln.
    Während wir auf die Schule zugingen, bemerkten wir ein unentwegtes Summen in der Luft. Es war zu leise, um von einem Flugzeug oder einem Hubschrauber zu stammen, aber auch zu laut, um es zu überhören. Entweder nahm Jimmy es nicht wahr, oder er hielt es für unwichtig. Vielleicht wusste er auch schon, was uns erwartete.
    Vor dem Eingang schwärmten Tausende von Fliegen, flogen gegen das Glas, prallten ab, schwärmten in Gruppen, wollten um jeden Preis hineingelangen. Summten, surrten, brummten.
    „Scheiße“, sagte Jimmy im Plauderton. Dann, ohne von den Fliegen Notiz zu nehmen, riss er die Tür auf.
    Den Geruch erkannte ich sofort. Ich hätte ihn mir schlimmer vorgestellt, aber es war schlimm genug. Lange waren sie dort noch nicht.
    Das nagelneue Basketballfeld war ruiniert. Denn ich glaube kaum, dass man Blut aus Holz gut herausbekommt, besonders nicht solche Mengen von Blut.
    Jimmy stand an der Türschwelle und inspizierte diesen offenkundigen Massenmord. Ich bekam eine ganz gute Vorstellung davon, wie es in Jamestown ausgesehen haben musste. Nur dass es hier kein aromatisiertes Gift gab, nur Blut über Blut und – Überraschung – noch mehr Blut.
    „Sie haben die gesamte Stadt hierhergelockt.“ Jimmy sprach mit gedämpfter Stimme, obgleich ihn hier doch gar keiner mehr hören konnte. „Dann haben sie die Türen verriegelt und sich amüsiert.“
    „Aber warum?“, fragte ich mit rauer Stimme, Tränen brannten mir in den Augen.
    „Weil sie die Gelegenheit dazu hatten.“
    „Du hast doch gesagt, die Nephilim benutzen Menschen als Sklaven und als Nahrung.“
    „Oder zum Vergnügen.“ Sein Blick war noch immer auf das Blutbad gerichtet. „Bestimmt haben die hier ziemlich viel Spaß gehabt.“
    Mir wurde auf einmal ganz übel. Gewiss, als Bulle hatte ich eine Menge mieser Dinge erlebt, aber so etwas wie Hardeyville nicht.
    „Reiß dich zusammen, Lizzy!“, schnauzte mich Jimmy an. „Wir müssen sie alle einzeln untersuchen.“
    „Was?“
    Er drehte den Kopf zu mir. „Vielleicht ist noch jemand am Leben.“
    Das stimmte natürlich. Also lief ich hinter ihm her, und als wir die erste Menschenreihe erreicht hatten, ging er zum Pulsfühlen in die eine und ich in die andere Richtung. Das war keineswegs einfach. Denn wie ich bereits seit Ruthies Tod wusste, stürzten sich Gestaltwandler zuerst auf die Kehle ihres Opfers. Deshalb waren die Hände und Unterarme, mit der sich die Opfer zu schützen suchten, oft so voller Wunden, dass man hier auch keinen Puls mehr ertasten konnte. Ehrlich gesagt, waren die meisten Körper so zerfetzt, dass nicht die geringste Chance auf Überlebende bestand. Aber ich kontrollierte sie trotzdem alle.
    Schon nach kurzer Zeit waren meine Hände und Arme ganz blutverschmiert. Ich weiß zwar nicht, wie, aber die Fliegen gelangten so peu à peu herein. Beim Öffnen der Tür hatten wir nur sehr wenige mit hereingebracht, aber irgendwie hatten sie einen Weg gefunden.
    Niemand war verschont worden. Männer und Frauen. Jung und alt. Als Jimmy und ich uns wieder am Eingang trafen, zitterte ich am ganzen Leib.
    Er sah mich kurz an, und sein Ausdruck wurde eisig. Als er mich bei den Schultern packte, machte ich mich steif, denn ich erwartete, dass er mich durchschütteln wollte, bis mir Hören und Sehen verging. Stattdessen drehte er mich einmal herum und zeigte mit dem Finger auf etwas, das mich erblassen ließ.
    „Siehst du das?“
    Die Farbe der Baseballkappe war unkenntlich geworden, denn in der Hitze wurde das Blut sehr schnell schwarz, auch das Abzeichen war nicht mehr zu erkennen, doch die Größe war ganz eindeutig die eines Kindes – das wusste ich, noch

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