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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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kleinen Stadt zum Leben braucht: Lebensmittel, Haushaltswaren, Frieur und Arzt. In den Nebenstraßen, die zu beiden Seiten von der Hauptader wegführten, zierten Wohnhäuser die Reihen.
    Der Ort war schaurig still. Zugegeben, die Morgendämmerung zeigte sich noch nicht am Horizont, aber als ich mein Fenster herunterließ, konnte ich rein gar nichts hören – keinen Hund, keinen Vogel, nicht einmal das entfernte Dröhnen eines Flugzeuges, Zuges oder Autos.
    „Womit haben wir es denn hier zu tun?“, fragte Jimmy.
    „Keinen Schimmer.“
    „Ich gehe nur äußerst ungern blind in einen Kampf.“
    „Ich gehe überhaupt ungern in einen Kampf.“
    „Du bleibst hier im Auto.“
    Ich schnaubte verächtlich. „Nein.“
    „Lizzy, du bist eine Seherin.“
    „Laut Ruthie bin ich beides.“
    Er schaute mich an, wandte seinen Blick aber schnell wieder ab. „Du hast mit ihr gesprochen?“
    „Wie hätte ich denn sonst von Hardeyville erfahren sollen?“
    „Irrsinniger Zufall?“
    „Wie man es auch immer nennen mag.“
    „Wenn sie dich schon hierherbestellt hat, warum hat sie dir nicht der Einfachheit halber auch noch gesagt, was uns hier erwartet?“
    „Langsam glaube ich, dass das Wort ‚einfach‘ in meiner Stellenbeschreibung nicht vorkommt. Bislang musste ich die Nephilim immer berühren, um ihre wahre Identität zu erkennen.“
    „Das kann schnell in die Hose gehen“, murmelte Jimmy.
    „Ist es ja schon beinahe.“
    Früher oder später, wahrscheinlich eher früher, würde ich ein Monster zu viel anfassen.
    Auf einmal fluchte Jimmy so laut und böse, dass ich ihn erschrocken ansah. Er blickte angestrengt in den Rückspiegel. Ich drehte mich um und erstarrte.
    Etwas Pelziges, eigentlich eine Pelzgruppe, eher ein Rudel, mit spindeldürren Beinen und gewaltigen Köpfen verschwand in eine Seitenstraße, die in die entgegengesetzte Richtung führte.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass es in dieser Gegend noch Wölfe gibt“, murmelte ich.
    Jimmy hielt mit quietschenden Reifen am Straßenrand. „Sie kommen immer aus dem Nichts.“

 
    14
    J immy fischte unter seinem Sitz nach einer Waffe. Ich tat es ihm nach, aber mit weniger Erfolg.
    „Bleib hier“, wiederholte er und stieg aus.
    Vielleicht war ich nicht zum Dämonenjäger ausgebildet worden, aber schließlich bin ich einmal Bulle gewesen. Ich konnte schießen. Und sogar treffen.
    Ich öffnete die Wagentür und gesellte mich zu Jimmy, der sich am Heck zu schaffen machte. Der Kofferraum war eine rollende Waffenkammer. Gewehre, Munition, Messer, Gabeln – was wollte er bloß damit? –, Schwerter und sogar Krankenhausspritzen.
    „Jetzt weiß ich auch, warum du ihn nicht einfach irgendwo stehen lassen wolltest“, sagte ich.
    „Steig – ins – Auto.“
    Ich griff nach einer Schachtel mit der Aufschrift „Silberkugeln“ und, da ich schon mal dabei war, gleich nach einem passenden Gewehr. Eine Pistole mit der dazugehörigen Munition schnappte ich mir auch noch. Schließlich konnte ich nicht wissen, ob ich Waffen für den Fern- oder Nahkampf brauchte.
    „So“, sagte ich, während ich meine Kanonen lud, „ballern wir jetzt einfach drauflos?“
    „Verdammt, Lizzy.“ Er wirbelte mich am Ellenbogen zu sich herum. Der bevorstehende Kampf schien in ihm gleichermaßen Angst und Wut auszulösen.
    „Ich werde dich nicht alleine ziehen lassen“, flüsterte ich. „Das kann ich einfach nicht. Also verlang es auch nicht von mir.“
    „Ich befehle es dir“, sagte er leise, Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
    „Das ist mir egal.“ Ich riss mich los und ging, nachdem ich die Waffen mit Silber geladen hatte, zu der Stelle, an der ich die schattenhaften Wesen zuletzt gesehen hatte.
    „Warte mal.“
    Ich hielt inne und spannte meine Muskeln an, bereit, mich notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Aber um mich aufzuhalten, würde er mich überwältigen und fesseln müssen. Und das wusste Jimmy genau.
    Er stellte sich neben mich auf den Gehweg, dabei huschte sein Blick zunächst über die Häuserreihen, anschließend über die Dächer und engen Gassen.
    „Ein einziger Schuss müsste reichen, um sie in Asche zu verwandeln.“
    „Und wenn nicht?“
    Seine Lippen wurden ganz schmal. „Dann sind es keine Wandler.“
    Ich dachte an den Chindi. Das wäre gar nicht gut. Um herauszufinden, mit welcher Art von Nephilim wir es zu tun hatten, musste ich sie zunächst einmal berühren, und dann müssten wir auch noch herausfinden, wie man sie tötete. Und wenn Jimmy nun nicht

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