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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nie erfahren. In diesem Moment hätte ich es jedenfalls nicht ertragen.
    Ich ging quer über den Flur auf das Badezimmer zu. Eigentlich wollte ich an der Klinke rütteln und Jimmy anbrüllen, er solle sich beeilen, doch als ich die Klinke berührte, schwang die Tür auf. Immer noch rauschte das Wasser, aber sonst war der Raum unheimlich still.
    Mich überkam ein ungutes Gefühl. Mit dem Fuß trat ich die Tür weiter auf, zückte meine Waffe und bereitete mich innerlich darauf vor, den weißen Duschvorhang rot verziert vorzufinden – noch eine Leiche, diesmal Jimmys.
    Ich versuchte ruhig zu atmen. Unmöglich. Kein Blut. Und auch keine Leiche. Nicht einmal ein Schatten hinter dem Duschvorhang. Seine Waffe lag auf dem Klodeckel. Wo war er nur?
    „Jimmy?“
    Keine Antwort. Mit erhobener Pistole, den Finger am Abdruck, zwängte ich mich ins Bad.
    Der Raum war so klein, dass ich alles im Blick hatte. Ich griff nach dem Duschvorhang und riss ihn gewaltsam beiseite; die Metallringe verursachten einen Höllenlärm, als sie über die Eisenstange schabten. Ich zuckte zusammen. Jimmy nicht.
    Voll bekleidet saß er in der Badewanne. Doch das war nicht das Beunruhigende. Beunruhigend war, dass er gar nicht hochschaute. Sich nicht bewegte. Gar nicht reagierte. Saß einfach nur da und ließ das Wasser auf seinen Kopf prasseln, von wo es ihm über das Gesicht rann wie Regen.
    Oder Tränen.
    „Jimmy?“ Ich versuchte es wieder, keine Reaktion. Noch einmal. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen.
    Ich legte meine Waffe neben seine und verriegelte die Tür. Falls irgendetwas hier auftauchen sollte, konnten wir zumindest rechtzeitig reagieren. Dann zog ich die Schuhe aus, überlegte kurz, ob ich mich ganz entkleiden sollte, wollte aber keine Zeit verlieren, also stieg ich, so wie ich war, zu ihm in die Wanne. Den Duschvorhang zog ich zu und drehte das warme Wasser noch mehr auf, dann quetschte ich mich neben ihn.
    Ich war nicht gut im Trösten, kannte es gar nicht, bis ich zu Ruthie kam. Ruthie streichelte und schmuste für ihr Leben gern. Ihr Pech war nur, dass die meisten ihrer Kinder, mich eingeschlossen, das nicht so gerne hatten. Als ich irgendwann genug Vertrauen zu ihr hatte, ließ ich mich von ihr ab und zu mal in die Arme nehmen. Aber mich an sich drücken? Mich herzen? Mich streicheln? Daran habe ich mich nie gewöhnen können.
    Weil ich wusste, dass alles, was ich hörte und fühlte, unverstellte Wirklichkeit war, vermied ich es weitestgehend, Menschen anzufassen. Denn meistens sah ich eine Wirklichkeit, die ich lieber nicht gesehen hätte.
    Deshalb waren meine Bewegungen auch etwas ungelenk. Wir schlugen mit den Köpfen zusammen, stießen uns an den Schultern, und bei dem Versuch, meinen Arm um ihn zu legen, gab ich ihm eins auf die Nase. Aber zumindest war es mir gelungen, dass er sich für einige Sekunden an mich lehnte, bevor er weiter nach vorn sank und seinen Kopf in meinen Schoß legte.
    Ich stellte mich auf schockierende Bilder ein, doch als nichts geschah, atmete ich auf. Mit den Jahren hatte ich auch gelernt, mich gegen unerwünschte Bilder besser zu wappnen. Sonst hätte ich wohl nicht überleben können.
    Das Wasser trommelte auf Jimmys Kopf. Er regte sich nicht. Ich schob die Schulter vor, um den Strahl abzulenken. Mit den Fingerspitzen strich ich über sein Gesicht. Er schloss die Augen. Wenigstens eine Bewegung. Die Wanne war zwar groß, eine dieser altmodischen Keramikwannen mit Füßen, doch es war trotzdem sehr eng für uns beide. Ich fragte mich, wie lange das heiße Wasser wohl noch reichen würde. Ich fragte mich auch, was ich verdammt noch mal mit einem katatonischen Dämonenjäger machen sollte.
    Ich streichelte einfach weiter sein Gesicht, denn er schien sich dadurch etwas zu beruhigen, wirkte nicht mehr so verkrampft. Ich fuhr ihm durch das Haar, entwirrte vorsichtig die durch Blut und Asche verursachten Knoten, massierte ihm die Kopfhaut.
    Sprich mit ihm.
    Das war jetzt aber nicht Ruthies Stimme. Ich weiß nicht, wessen es war – vielleicht meine eigene. Hoffentlich. Noch mehr Stimmen in meinem Kopf konnte ich wahrlich nicht gebrauchen.
    Was sollte ich ihm erzählen?
    Erinnerungen. Angenehme.
    Gab es welche? Ich versetzte mich in frühere Zeiten zurück.
    Vielleicht als Ruthie uns den streunenden Hund hatte behalten lassen, der uns immer hinterherlief – und es sich dann doch anders überlegte. Hundegeschichten oder von der Zeit, kurz bevor der Schlamassel mit Jimmy und mir

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