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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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eine Jeans ausgesucht, aber mein T-Shirt dazu war knallrosa mit winzigen grünen und weißen Blümchen. Die Schuhe waren ebenfalls rosa, doch mindestens eine Nummer zu groß.
    Von all den Übeln, die uns in dem Haus erwartet hatten, war das mit den Klamotten am harmlosesten. Die tote Frau hatte ein Faible für Pastelltöne, das ich in keiner Weise teilte. Trotz meiner blauen Augen bin ich eher der dunkle Typ, der kein Rosa verträgt.
    Beide verließen wir das Haus mit einem Handkoffer voll Wäsche zum Wechseln. Ich suchte vergeblich nach den blutbesudelten Überresten unserer eigenen Kleider, doch als ich danach fragte, zeigte Jimmy bloß auf die immer noch brennende Schule. Anscheinend hatte er unsere Sachen in dieses Höllenfeuer geworfen, was das Problem zufriedenstellend löste. Wenn es hier nämlich nach einem tragischen Unfall aussehen sollte, dann wäre es keine gute Idee gewesen, blutbeschmierte Kleider herumliegen zu lassen.
    Im Auto konnten wir sie auch nicht mitnehmen. Man stelle sich nur vor, die Polizei hätte die Sachen zufällig bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle entdeckt. Die würden uns bis zum nächsten Jahrtausend nicht mehr aus dem Knast gelassen haben. Und irgendwelche Geschichten von einem Werwolfangriff würden uns erst recht in den Karzer gebracht haben. Unserem Aussehen und unserem Gerede nach hätten sie uns für verrückt erklärt.
    Jimmy ließ es sich wieder nicht nehmen, selbst zu fahren. Er traute mir immer noch nicht und befürchtete, ich könnte eine Kehrtwende machen und in die andere Richtung preschen, sobald er nur ein Auge zutat. Er war zwar fies und gemein, aber blöd war er nicht.
    Der Tag war schon halb vorüber. In Hardeyville hatten wir Zeit verloren, aber da uns ja keiner erwartete, war das nicht weiter schlimm. Außerdem hatte ich es nicht eilig.
    „Hätten wir uns nicht mit Ruthies Dämonenjägern treffen sollen?“, fragte ich.
    „Das wird warten müssen.“ Jimmy nahm den Blick nicht von der Straße.
    „Ich finde, ich sollte sie wirklich kennenlernen.“
    „Noch nicht.“
    „Aber…“
    „Nein, Lizzy. Du musst erst noch viel lernen. Und zwar so bald wie möglich. Denn jeder Tag, den wir nicht kämpfend auf der Straße verbringen, macht sie stärker. Das können wir uns nicht leisten.“
    Ich ließ meinen Blick über die flache Landschaft wandern. Er hatte ja recht, aber deshalb würde ich noch lange keine Freudentänze aufführen.
    „Also, wir fahren jetzt zu Sawyer, und du lernst alles Nötige, und zwar so schnell du kannst, sonst werden wir noch einige Städtchen wie Hardeyville zu sehen bekommen.“
    Da ich so etwas wie in Hardeyville nie wieder erleben wollte, fügte ich mich stumm meinem Schicksal, dem Besuch bei Sawyer. Lernen. In seiner Nähe sein, ihm gehorchen, ihn berühren.
    In Sawyers Nähe war immer eine nur mühsam im Zaum gehaltene Gewalt zu spüren. Er war wild und unberechenbar wie ein Tier. Nie wusste ich, was er als Nächstes tun würde. Wochen hatte ich gebraucht, um nicht bei jeder seiner schnellen Bewegungen zusammenzufahren. Da ich ihn aber schon seit beinahe zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte, stellte ich mich in Gedanken schon mal wieder darauf ein. Wie ich das hasste.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Jimmy.
    „Nein.“ Ich drehte den Kopf zum Fenster und nahm die Landschaft in mich auf. Zum Glück ließ er mich in Ruhe.
    Auf dem restlichen Weg geschah gar nichts. Jimmy fuhr und ich nicht. Ich schlief und er nicht. Auf einen weiteren Besuch von Ruthie wartete ich vergeblich, er fand nicht statt. Stattdessen träumte ich von Hardeyville und davon, dass wir in Zukunft jeden Kampf verlieren würden, weil ich noch nicht so weit war und es vielleicht auch niemals sein würde.
    In der Abenddämmerung erreichten wir die Ausläufer des Navajo-Reservats. Es dehnte sich über drei Bundesstaaten aus: Utah, Arizona und New Mexico, wobei der größte Teil in Arizona lag. Dieses Gebiet, das die Diné bewohnten, wie sich ihr Volk selbst nannte, war größer als zehn der fünfzig amerikanischen Bundesstaaten zusammengenommen.
    Das Land sah hier ganz anders aus als zu Hause in Wisconsin. Hinter der flachen, kargen Prärie mit ihrer kupferroten Erde erhob sich das Vorgebirge, gespickt mit riesigen Pinien. Nicht weit entfernt von den Canyons mit ihren zerklüfteten sandsteinfarbenen Felsen begann das rote Tafelland, das man in wenigstens einem Dutzend John-Wayne-Filmen für die Nachwelt festgehalten hat.
    Sawyer wohnte am äußeren Rand des

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