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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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aber da hätte ich ebenso einem wilden Tier den Rücken kehren können, ich war jedenfalls auf der Hut.
    „Öffne dein Herz.“ Seine Hand lag jetzt auf meinem Brustkorb. Die Finger waren gespreizt, und während der kleine Finger die beginnende Wölbung meiner rechten Brust berührte, lag sein Daumen beinahe auf meiner linken Brustwarze.
    Das geliehene T-Shirt war aus Baumwolle und vom vielen Waschen schon ganz dünn. Das Glühen seiner Hand schien direkt durch den Stoff zu gehen und alles darunter zu verbrühen. In meinem Bewusstsein wurde etwas wach, als wenn für einen kurzen Moment schemenhaft eine andere Welt aufgeblitzt wäre, die aber sogleich wieder verschwand, als habe es sie nie gegeben.
    Unsere Blicke trafen sich. Ich kniff die Augen zusammen, seine waren immer noch schwarz und unheimlich.
    „Öffne dich.“ Es klang wie ein Mantra.
    Ich nahm seine Hand von meiner Brust. Er zwinkerte, und seine Augen wurden wieder so, wie sie sein sollten – menschlich und nicht… was immer sie gewesen waren –, und mit einem deutlich hörbaren Zischen fielen die züngelnden Flammen in sich zusammen.
    „Fass mich nicht an“, sagte ich.
    Wenn er mich berührte, war ich nicht mehr ich selbst. Wenn er mich berührte, wollte ich etwas, auf das ich kein Recht hatte.
    Ihn.

 
    21
    B eim Knirschen von Autoreifen auf Schotter drehten wir uns beide zur Straße um. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich sehnsüchtig nach dem Hummer Ausschau gehalten hatte, bis ich beim Anblick des kleinen Transporters tiefe Enttäuschung spürte.
    Und meine Stimmung besserte sich auch nicht, als ich die Frau sah, die ausstieg.
    Sie war klein und zierlich, hatte hellblonde Haare und sah frisch und rosig im Gesicht aus. Natürlich hatte sie blaue Augen. Ihre Levi’s saßen wie eine zweite Haut, und ihr halb aufgeknöpftes Jeanshemd erlaubte einen verlockenden Blick auf ihre prallen Brüste. Unter dem Cowboyhut kam ihr hübsches längliches Gesicht zum Vorschein, und ihre Stiefel waren gerade staubig genug, um sie noch wie einen normalen Menschen aussehen zu lassen. In den Sachen wirkte sie ein wenig fremd, wahrscheinlich weil sie bei unserer letzten Begegnung gar nichts getragen hatte.
    „Was zum Teufel willst du hier?“, ranzte ich sie an.
    „Kennen wir uns?“
    Eigentlich nicht. Sie hatte mich noch nie gesehen und ich sie nur ein einziges Mal, vor Jahren, als ich Jimmy berührt und dabei entdeckt hatte, dass ich nicht die Einzige für ihn war.
    Wütend ballte ich die Fäuste. Sawyer beobachtete mich mit einer Mischung aus Belustigung und Sorge.
    „Elizabeth Phoenix, das ist Summer Bartholomew …“
    Angriffslustig trat ich auf sie zu, als wollte ich ihr ins Gesicht schlagen. Das hätte ich auch gerne, würde es aber nicht tun. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Jimmy seine Hände nicht in seiner eigenen Hose lassen konnte.
    Sawyer beendete seinen Satz: „… eine deiner Dämonenjägerinnen.“
    „Meine Dämonenjägerin. Was ist denn mit Lucinda?“ Meiner Meinung nach hätte eine Dämonenjägerin in New Mexico auch ihre Seherin in New Mexico haben sollen, aber was wusste ich schon.
    Sawyer warf mir einen raschen Blick zu. „Lucinda ist schon seit Jahren tot.“
    Ich war von der plötzlichen Trauer überrascht, die mich erfasste. Schließlich hatte ich die Frau gar nicht gekannt. Aber sie war Ruthies Freundin und Kollegin gewesen. Der Verlust von Lucinda ließ mich gleich wieder an Ruthie denken, wobei es eigentlich lächerlich war, von einem Verlust zu sprechen, da sie so oft in meinen Träumen auftauchte. Solange sie das tat, war sie nicht ganz verloren für mich.
    „Die und eine Dämonenjägerin?“ Ich musterte Summer kritisch und fing dann zu lachen an. „Sie ist klein wie ein Kobold.“
    Sie reckte das Kinn nach oben. „Tatsächlich bin ich eine Fee.“
    „Eine Fee“, wiederholte ich ihre Worte. Es klang so albern, als wären wir bei Peter Pan und wollten gleich alle gemeinsam ins Nimmerland fliegen. Eine echte leibhaftige Fee. So jemanden traf man nicht alle Tage.
    „Wo sind denn deine Flügel?“, fragte ich.
    „Das ist nur ein Märchen.“
    „Und Feen sind keine Märchenwesen?“
    „Du stehst neben einem Fellläufer und willst nicht an Feen glauben?“
    Ich blickte zu Sawyer. „Soll ich sie umbringen? Ich bin verwirrt.“
    Er schüttelte den Kopf, doch schwieg er; ganz offensichtlich genoss er unsere kleine Begegnung. Ich hätte ihn am liebsten geschlagen, aber dazu hätte ich ihn anfassen müssen,

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