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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Kaffee. Zum Glück war Sawyer nicht einer dieser nervigen Gesundheitsapostel, die sich weigerten, auch nur eine Kaffeemaschine in ihre Wohnung zu lassen. Bedachte man noch seine Leidenschaft für Nikotin, so schien es, als stünde Gesundheit nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Vermutlich steckte ewiges Leben oder Ähnliches dahinter.
    Die Kanne war noch halb voll und Sawyer nirgends zu sehen. Irgendwie fühlte ich mich geschmeichelt, dass er mir Kaffee gekocht hatte. Ganz so übel konnte er ja dann auch wohl nicht sein.
    Andererseits könnte es auch daran gelegen haben, dass es in dem Hogan keinen Strom gab. Wenn er Kaffee trinken wollte, musste er ihn also hier im Haus machen. Das wiederum hatte mit einer Gefälligkeit dann gar nichts zu tun.
    Schnell sprang ich unter die Dusche und zog wieder die Sachen der Toten an. Es störte mich immer mehr. Nach ein paar Tagen hätten sich die Klamotten doch eigentlich anfühlen müssen, als wären es meine eigenen, aber das war keineswegs so.
    Ich goss mir eine zweite Tasse Kaffee ein, die erste hatte ich noch vor dem Duschen einfach hinuntergestürzt, und trat nach draußen. Sawyer kauerte über einem offenen Feuer und briet Eier und Speck.
    „Hast du was gegen einen Herd?“, fragte ich.
    „Ist nicht der gleiche Geschmack.“
    „Magst du über Walnussholz gegrillte Eier?“
    Er gab keine Antwort.
    Ich sah mich nach Klappstühlen um. Keine Chance. Verlegen trat ich von einem Bein auf das andere und wartete darauf, dass er mit dem Kochen fertig war oder etwas sagen würde. Nach einigen Minuten der Stille hielt ich es nicht mehr aus.
    „Ich muss mal in einen Laden, um mir ein paar Sachen zu kaufen, bessere Schuhe.“
    Auch wenn es im Reservat einsame und verlassene Gegenden wie diese hier gab, Geschäfte gab es dort überall.
    „Nein“, sagte er.
    Was hatte es bloß in letzter Zeit mit diesem Wort auf sich? Außer mir schien es alle in seinen Bann gezogen zu haben.
    „Die hier sind nur geliehen…“ Oder waren sie gestohlen?
    „Wir haben dafür keine Zeit.“ Sawyer ließ die Hälfte des Specks und zwei Eier auf einen Teller gleiten und hielt ihn mir hin.
    „Für mich nicht“, sagte ich. „Hast du Roggentoast?“
    „Iss.“ Er stellte den Teller vor mir auf den Boden und füllte sich selbst auch einen auf. „Du wirst es brauchen.“
    Seit gestern hatte ich nichts mehr gegessen. Es würde heute anstrengend werden. Während der Ausbildung vergaß Sawyer nicht nur das Essen, sondern auch solche Feinheiten wie Pinkelpausen und Schlaf. Der Mann konnte tagelang ohne Essen und Trinken und Schlaf auskommen. Und das tat er auch oft.
    Nach dem Frühstück brachten wir unsere Teller ins Haus. Sawyer belud die Geschirrspülmaschine. Einen Moment lang sinnierte ich über die Widersprüchlichkeit von Sawyers Verhalten nach: Einerseits briet er sein Frühstück draußen über einem Feuer, andererseits gebrauchte er diese Maschine, als sei es die natürlichste Sache der Welt.
    „Es wird Zeit“, sagte er und drückte den Startknopf.
    Ich machte einen Satz, als die Maschine mit lautem Tosen zum Leben erwachte. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, drängte sich Sawyer an mir vorbei. Als ich ihm nach draußen folgte, hatte er gerade irgendetwas Seltsames ins Feuer geworfen, woraufhin die Flammen höher als sein Kopf waren.
    Er hatte sich im Schneidersitz auf die Erde gesetzt und blickte in die tanzenden Flammen. Anscheinend faszinierten sie ihn, also ließ ich mich neben ihn plumpsen und begann ebenfalls zu starren, doch alles, was ich sah, war ein Feuer.
    „Öffne dich“, murmelte er.
    Ich versteifte mich so ruckartig, dass mein Rücken vor Schmerz aufschrie. „Du weißt doch, ich…“
    Er schaute mich an, seine Augen waren schwarze Seen, die Pupillen so groß, dass von der grauen Iris nichts mehr zu sehen war. Vom Himmel brannte die Sonne. Wie konnte er bloß die Augen so weit offen halten, ohne von dieser Helligkeit quälende Kopfschmerzen zu bekommen?
    „Um die Wahrheit zu erkennen, musst du dich öffnen.“
    „Ich weiß nicht, wie.“ Hatte ich noch nie gewusst.
    In jenem Sommer hatte Sawyer alles Erdenkliche versucht, damit ich mich dem Himmel, der Erde, dem göttlichen Vater, der göttlichen Mutter, allen Wesen und Orten dieses Universums und sonstigem Esoterik- oder Hippizeug öffnete. Ich konnte es nicht.
    „Öffne deinen Geist“, er legte mir seine Hand auf die Stirn.
    Schielend saß ich da. Natürlich hätte ich die Augen auch schließen können,

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