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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Ziege sanft zur letzten Ruhe bettete, ließ mir eine zweite Gänsehaut über den Rücken laufen. Immer fürchten wir uns vor dem, was wir nicht verstehen.
    Seine tiefe Stimme erscholl in dieser seltsam stillen Nacht in einer Sprache, die ich nicht kannte. Er hob die vor Blut glänzenden Hände, und die Flammen hinter ihm schienen höher zu schlagen als die Berge, und ihre Farbe wechselte von Rot zu einer Glut aus flüssigem Silber.
    Dann verschmolzen Rauch und Feuer miteinander, und auf einmal trat hinter der Lichtung eine Gestalt hervor, die im Kreis herumwirbelte, als versuchte sie, aus etwas auszubrechen.
    Sawyer stieß nur ein einziges Wort hervor, einen Befehl, und die tanzenden Flammen hielten sofort inne, reckten sich in die Höhe und verwandelten sich in eine Frau aus Rauch. Sie war nicht farbig, nur schwarz, weiß und grau, dennoch konnte ich sie ganz deutlich in der Blutlache stehen sehen.
    Sie war eine Indianerin, vielleicht sogar im selben Alter wie Sawyer, schwer zu sagen. Ihr Haar ergoss sich bis zu ihren Knöcheln, und Nase und Wangenknochen buhlten miteinander um Aufmerksamkeit in einem Gesicht, das in Marmor hätte gemeißelt werden sollen: Es war uralt und jung, schön und schrecklich zugleich.
    Sie standen beisammen, ohne miteinander zu sprechen oder sich zu berühren. Er hatte sie heraufbeschworen, zu welchem Zweck, wer wusste das schon?
    Die Navajo sind sehr eigen, was ihre Geister, ihre Sagen und ihre Magie angeht. Und noch bevor sie den Blick hob, wusste ich instinktiv, dass diese Zeremonie nicht für meine Augen bestimmt war.
    Ich hatte mich weder geregt noch einen Laut von mir gegeben, konnte es auch gar nicht. Doch plötzlich wandten sich ihre glänzenden schwarzen Augen von Sawyer ab und bohrten sich in meine. Der Bann war gebrochen, und ich verschwand unter meiner Bettdecke, wo ich die ganze Nacht furchterfüllt und zitternd zubrachte. In diesen Augen hatte ich alles Schlechte dieser Welt gesehen: Hass, Mord, das Böse um des Bösen willen und eine unverhohlene Freude daran.
    Bei Tageslicht hätte die Angst eigentlich verschwinden müssen, tat es aber nicht. Dass ich die Frau aus Rauch gesehen hatte, hielt ich für ein schlimmes Vergehen und befürchtete, sie würde kommen und mich holen. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen, aber irgendwann. Ihr Kommen schien unausweichlich.
    Sawyer stand immer noch im Flur und beobachtete mich. Natürlich hätte ich ihn nach jener Nacht fragen können, aber er hätte mir nicht geantwortet. Diesmal war ich mir hundertprozentig sicher. Höchstwahrscheinlich würde er abstreiten, sie überhaupt heraufbeschworen zu haben.
    Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu und zog mich um. Nur wenige Augenblicke später folgte ich ihm über die Weiten des Landes hin zu dem heiligen Berg im Süden, Tso dzilh, besser bekannt als Mount Taylor.
    „Willst du denn das Haus gar nicht abschließen?“, fragte ich.
    „Wozu?“
    „Irgendjemand könnte doch einfach hineinspaziert kommen und dir deine Sachen klauen.“
    „Weißt du, warum ich so weit draußen wohne, Phoenix?“
    Das konnte ich mir ziemlich gut vorstellen.
    „Mein Volk hat sehr wenig Geduld mit männlichen Hexen. Und um den ständigen Anschlägen auf mein Leben zu entgehen, bin ich so weit wie möglich von ihnen weggezogen. Aber von hier kann ich nicht mehr weiter. Ich muss im Ring dieser Berge bleiben. Wenn ich fortgehe, sterbe ich.“
    „Wirklich?“
    Er warf mir einen ärgerlichen Blick zu. „Glaubst du etwa, um mich zu töten, müsste man mich bloß über die imaginäre Grenze zwischen der Fünften Welt und dem Land der Bilagaana werfen?“
    „Bilagaana“, wiederholte ich.
    „Weiße.“
    Wenn er auf diese Weise mit mir sprach, hatte ich das Gefühl, uns trennte nicht nur eine Generation, sondern Jahrhunderte.
    „Also könntest du doch gehen; nichts könnte dich aufhalten?“
    „Ganz so nicht.“
    „Wie denn?“
    „Ich kann das Land der Diné nur als Tier, niemals als Mensch verlassen.“
    „Wirklich?“, sagte ich schon wieder.
    „Glaubst du, ich denke mir das hier aus?“
    „Teilweise. Wenn du also die Grenze übertrittst, schwupp, verwandelst du dich?“
    Sein Achselzucken deutete ich als Zustimmung.
    „Dumm gelaufen.“
    „Ich vermisse nichts. Alles, was ich brauche, habe ich hier.“
    Ich blickte ihm ins Gesicht, doch es war wie immer unergründlich.
    „Na gut“, sagte ich langsam. „Um noch mal auf das Thema mit dem Abschließen zu kommen.“
    Einen Moment lang schillerten seine

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