Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
steil, dass ich, als ich die Bäume hinter mir gelassen hatte, beinahe in den See gefallen wäre.
Ein Feuer brannte vor einem dicht am Ufer stehenden Hogan. Die Nacht war richtig kalt geworden, und ich beeilte mich, zu den wärmenden Flammen zu kommen.
„Sawyer?“, rief ich. Keine Antwort.
Am Eingang des Hogan machte ich mich noch einmal bemerkbar und steckte dann den Kopf rein. Leer. Obwohl sein Rucksack an der Wand lehnte.
Ich setzte meinen ab, nahm mir ein herumliegendes Schaffell und legte es neben das Feuer.
Da ich nichts zu tun hatte, begann ich in die Flammen zu starren. Jedes Mal wenn mir der Kopf auf die Brust sank, erschrak ich heftig und fuhr auf. Dabei bemerkte ich immer Schatten, die am Rande meines Gesichtsfeldes herumschlichen. Aber wenn ich den Kopf drehte, um auf die Bäume, den See und Berg zu schauen, war da nichts.
Noch einmal zwang ich mich, die Augen zu öffnen, bis ich schließlich das Bewusstsein verlor. Die Flammen loderten in allen Farben des Regenbogens, und sie rochen nach sommerlich warmen Wiesen.
23
S awyer kam hinter den Bäumen hervor, und er trug außer seinen Tätowierungen nichts. Hätte ich nicht gewusst, dass dies nur ein Traum war, wäre ich wohl um mein Leben gerannt. Aber da es einer war, konnte ich seinen Anblick schamlos genießen.
Das Feuer spielte mit seiner Haut, brachte den Schwung seiner Hüfte zur Geltung, die Wölbung des Unterleibs und die Knochen seines reliefförmigen Brustkorbs. Beim Näherkommen erwachten die Schatten auf einmal zum Leben, tanzten als seine Tiere um ihn herum. Die Luft schien in einer längst vergessenen Sprache zu flüstern, und die Flammen züngelten noch höher als zuvor.
Er sagte kein Wort. Verglichen mit seinem bronzefarbenen Gesicht wirkten die Augen blass. Doch schienen sie von innen her zu leuchten, so wie die Augen von Tieren im Scheinwerferlicht.
Ich weiß nicht mehr, wann ich aufgestanden bin. Er blieb so dicht vor mir stehen, dass ich sein Herz samt seiner Erektion spüren konnte. Unwillkürlich rieb ich mich mit dem Bauch an seinem herrlich steifen Glied. Zu dumm, dass ich angezogen war.
Er roch nach frischem Gras. Hatte er sich darin gewälzt? Vielleicht kam der benebelnde Duft auch von den lodernden Flammen, die uns in ein regenbogenfarbiges Licht tauchten.
Er streckte die Hand nach mir aus und fuhr mit der Fingerspitze über meine Wange. Als er die Hand wieder zurückzog, glitzerte ein silberner Tautropfen auf bronzenem Grund.
Mit seinen gespenstisch grauen Augen hielt er meinen Blick gefangen. Er führte den Finger zum Mund und ließ sich die Feuchtigkeit auf den Lippen zergehen. Er saugte an seiner Fingerspitze. Zuerst verspürte ich ein Ziehen im Bauch, dann zog es weiter unten, und nur mit Mühe konnte ich ein lautes Stöhnen zurückhalten.
Im Feuer züngelten und tanzten die Flammen. Plötzlich war ich total scharf. Ich zog mir mein Flanellhemd über den Kopf und entledigte mich meiner Jeans, der Stiefel, der Unterwäsche und Socken. Die Luft fühlte sich auf meiner nackten Haut an wie das Erwachen des Frühlings.
Jeden Winkel seines Körpers wollte ich mit meinen Händen und meinem Mund spüren. Den Wolf wollte ich lecken, mit den Zähnen über den Hai fahren, an dem Tiger saugen.
Da alles nur ein Traum war, konnte ich ihn ja anfassen und sogar noch weitergehen. Und das tat ich auch.
Keinen Ton gab er von sich. Mit den Händen hielt er meinen Kopf zunächst ganz sanft, doch je weiter ich nach unten wanderte, desto fester wurde sein Griff.
Ich leckte seinen langen harten Schwanz, wie das Bild der Klapperschlange darauf wand sich meine Zunge darum.
Ob das ein Scherz war? Darüber musste ich später nachdenken.
Er sank auf die Knie, sodass wir auf einer Höhe waren, Unterleib an Unterleib, Herz an Herz, Auge in Auge. Ich nahm seine Hand und sah all die Jahrhunderte vorbeiziehen. Sie waren endlos, und er war einsam. Niemand war je wie er gewesen – bis ich erschienen war.
Ruckartig zog ich meine Hand weg. Ich war nicht wie er. Konnte es niemals sein.
„Schsch“, murmelte er. Als er sich zu mir beugte, strich sein Haar über meine Wange, dann legte er seinen Mund auf meinen.
Jetzt sah ich nichts mehr, fühlte nur noch. Seine Zunge in meinem Mund, eine Hand auf meinem Rücken und eine auf meiner Brust.
Zwischen uns war die Luft mit der Energie eines Gewitters geladen. Und hätte ich nicht gewusst, dass es eine klare Nacht war, hätte ich geglaubt, der Blitz habe in der Nähe eingeschlagen. Doch es
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