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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hatte er mich nicht verlassen. Er war zu mir zurückgekehrt. Dann kam er ins Zimmer, das Licht der Deckenlampe fiel auf sein Gesicht.
    Irgendwer hatte ihn ziemlich übel zugerichtet.

 
    5
    S ummer schrie leise auf. Mein Arm schnellte nach vorn. „Warte“, sagte ich.
    Dass wir seine Wunden immer noch sehen konnten, bedeutete, dass sie vor kurzer Zeit von Nephilim verursacht worden sein mussten, denn so heilten sie langsamer als alle Wunden von Menschenhand. Was auch immer Jimmy so zugerichtet hatte, es stand jetzt womöglich direkt hinter ihm.
    Ich ging auf ihn zu, zog ihn mit einem Ruck ins Zimmer, warf einen Blick in den Flur – er war leer – und verschloss die Tür wieder. Ein dumpfes Geräusch ließ mich jedoch herumfahren.
    Jimmy war zusammengesackt und auf die Knie gefallen. Summer fing ihn ab, bevor er mit dem Gesicht auf dem Teppich landete. Sie umsorgte ihn mit vorsichtigen Berührungen und beruhigendem Murmeln. Er legte seinen Kopf in ihren Schoß. Die Blutergüsse hoben sich dunkellila von seinem olivfarbenen Teint ab. Aber als ich sie gerade näher begutachten wollte, fingen sie an zu verblassen.
    „Verschwinde“, herrschte ich Summer an. „Ich muss mit ihm reden.“
    Sie ignorierte mich, flüsterte in Jimmys Haar hinein und tätschelte ihn wie ein Kind.
    Ich stieß mit dem Fuß gegen sein Bein. Seine Augen blieben geschlossen. Ohnmächtig. Na klasse.
    Ich beugte mich zu ihm herunter, um ihm ebenfalls die Wange zu tätscheln. Einmal, kräftig.
    „Nicht!“, befahl Summer mit einer Stimme, die ich noch nie zuvor aus ihrem Mund gehört hatte. Sie klang tief und gefährlich, die Stimme des Dämonenjägers, zu dem sie geworden war, und nicht die der Fee, die sie zu sein vorgab.
    Das hätte mir vielleicht Angst eingejagt, wenn ich nicht schon längst die Hosen voll gehabt hätte. Auf etwas, das Sanducci dermaßen verdreschen konnte, wollte ich wirklich nicht unvorbereitet treffen.
    „Er kann jetzt kein Nickerchen machen“, fuhr ich Summer an. „Ich muss wissen, wie viele es sind, was sie sind und wann sie hier sein werden.“
    „Sie sind alle tot. Sonst wäre er doch nicht zurückgekommen.“
    „Was sind sie?“
    „Das spielt keine Rolle.“
    „Das glaube ich doch. Warum hat er mich nicht geweckt? Warum haben sie nicht auch mich gerufen?“
    „Er wurde nicht gerufen. Er war einfach auf der Jagd.“
    „Wie bitte?“
    „Er tut das manchmal. Wenn er …“ – sie hob ihre makellos weiße Schulter – „ein wenig durcheinander ist.“
    „Durcheinander“, wiederholte ich, und etwas in meiner Brust zog sich zusammen. Für einen Moment war mir zum Heulen zumute, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich eigentlich nie heulte.
    „Wenn er das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren.“ Summer kämmte Jimmys wirre Haarsträhnen mit den Fingern. „Wie damals, als er ein Kind war und …“ Sie sah auf. „Du weißt schon.“
    Ich wusste es.
    Als Kinder auf der Straße waren wir nicht Jäger, sondern Gejagte gewesen. Das war heute anders.
    Wenn man nicht gerade von Nephilim an den Boden gekettet und gefoltert wurde. Oder von jemandem vergewaltigt wurde, dem man eigentlich vertraute.
    „Das ist deine Schuld“, sagte Summer. Ich widersprach ihr nicht.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da kannte ich Jimmy besser als irgendjemand sonst auf der Welt. Okay, es gab wohl auch Dinge, die er mir nicht verraten hatte: Er war ein Dhampir, ein Dämonenjäger, ein Schwein. All das hatte ich selbst herausfinden müssen. Ich hatte gedacht, ich sei neben Ruthie die Einzige, die seine Vergangenheit kannte.
    Da lag ich wohl falsch.
    Jimmy rührte sich und stöhnte. Seine Augenlider flatterten, dann öffnete er die Augen und sah mich direkt an. Für einen Augenblick verzog er die Lippen, und der Ausdruck in seinen Augen war mir so vertraut. Er liebte mich. Doch dann kehrte die Erinnerung zurück, und das Lächeln erstarb, ebenso wie die Liebe.
    Er wandte den Blick ab und starrte Summer an. „Was tust du hier?“
    „Ich wusste, dass du mich brauchen würdest.“
    Ich vermutete, dass Feen seherische Fähigkeiten hatten, obwohl ich selbst noch keine Anzeichen dafür hatte beobachten können. Wenn Summer doch so verflucht übernatürlich begabt war, warum war sie dann ein Dämonenjäger und keine Seherin? Vielleicht war sie einfach nicht geschickt genug.
    Summer hatte mir vorausgesagt, ich werde eines Tages meine Mutter treffen und es werde mir nicht gefallen. Bisher war das noch nicht eingetreten, und ich wartete immer

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