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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Mit einem Ruck zog er den Duschvorhang zu, das kreischende Geräusch ließ mich fast aus der Haut fahren.
    Nein . Das war neu. Seit er mich zum ersten Mal berührt hatte, war die Antwort – wenigstens auf diese spezielle Frage – immer Ja gewesen. Natürlich waren wir jetzt nicht mehr dieselben Menschen, die wir mit siebzehn gewesen waren. Genau genommen waren wir sogar überhaupt keine Menschen.
    „Kannst du nicht anklopfen?“, fragte Jimmy.
    „Ich habe ja geklopft.“
    „Hab ich nicht gehört. Sonst hätte ich Geh weg gesagt.“
    Langsam wurde ich sauer, was vermutlich daran lag, dass ich seinen Abscheu nachvollziehen konnte, sie sogar selbst empfand. Ich hasste den Vampir in mir fast so sehr, wie ich den in ihm hasste.
    Der Dämon begann zu lachen.
    „Halt’s Maul“, murmelte ich.
    Jimmy warf mir – hinter dem Vorhang hervor – einen kurzen, scharfen Blick zu. Ich fragte mich, was ihm sein Vampir so einflüsterte – und wie oft Jimmy wohl auf ihn hörte.
    „Wir müssen los.“
    Das Wasser schwappte über den Rand, als Jimmy sich aufsetzte. „Was und wo?“
    Er dachte, wir hätten einen Ruf erhalten. Was gewissermaßen auch stimmte, obwohl es streng genommen eben ein An-Ruf war. „Keine Nephilim“, sagte ich. „Eine Spur zum Schlüssel.“ Oder vielleicht zum Buch.
    „Okay.“ Wieder schwappte Wasser. „Könntest du – ähm – rausgehen?“
    Ich blinzelte. „Was?“
    „Ich habe nichts an.“
    Ich lachte. „Stimmt.“
    „Ich mein es ernst.“
    „Ich hab das doch alles schon mal gesehen, Sanducci.“ Und es hatte gut ausgesehen.
    „Dann brauchst du es ja nicht unbedingt noch mal zu sehen. Geh raus.“ Seine Stimme wackelte, kippte.
    Ich verließ das Bad.
    Wir hatten die Rollen getauscht. Noch vor Kurzem war ich diejenige gewesen, die gesagt hatte: Nicht gucken. Nicht anfassen. Ich verachte dich.
    Es schmerzte mehr, als ich es für möglich gehalten hätte. Wie hatte er es nur ausgehalten, dass ich ihn mehr hasste als liebte?
    Ich atmete tief durch und zwang mich dazu, nicht mehr zu zittern.
    „Großer, gefährlicher Dämonenjäger“, murmelte ich.
    Ich wollte am liebsten auf etwas einschlagen. Warum nicht auf Summer? Es stand sowieso als Nächstes auf meiner Liste, den Aufenthaltsort eines Dagda aus Summer herauszuprügeln. Ich sah mich im Raum um. Leer.
    Ich ging in mein Zimmer hinüber und fand es ebenfalls leer. Als ich zurückkehrte, kam Jimmy fertig angezogen aus dem Badezimmer und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare.
    Sein Duft umwehte mich: süßes Wasser, herbe Seife und Zimt-Rasierwasser. Jimmy roch immer so, als wäre er gerade aus der Dusche gestiegen. In der Regel war er das auch. Als wir Kinder waren, hatte er zwei- bis dreimal pro Tag das Bad belegt. Ich hatte einige Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass diese Manie aus der Zeit stammte, die er auf der Straße verbracht hatte. Da musste er auf den Luxus von Sauberkeit verzichten.
    „Wo ist die Fee?“, fragte ich.
    „Weg.“
    „Wohin?“
    Er zuckte die Achseln.
    „Sanducci, du weißt genau, dass ich mit ihr reden wollte.“
    „So nennst du das also?“
    „Reden, draufhauen, was auch immer. Ich muss wissen, wo ich einen Dagda finden kann.“
    „Sie hätte es dir sowieso nicht verraten.“
    „Du hast ihr gesagt, sie soll abhauen“, warf ich ihm vor.
    „ Du hast ihr gesagt, sie soll abhauen.“
    Scheiße, das hatte ich wirklich.
    „Ich kann Sawyer fragen.“
    Jimmy verzog den Mund. „Jetzt gerade kannst du das eher nicht.“
    Sawyer war ein Navajo-Medizinmann. Außerdem war er ein Fellläufer – Hexer und Gestaltwandler in einem, also eines der mächtigsten Wesen auf der Welt. Und er hatte kein Telefon.
    „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich herausfinde, was ich wissen will. Wenn du es mir sagst, ersparst du uns allen den Ärger.“
    „Ich weiß aber nicht, wo man einen Dagda findet.“
    Ich durchquerte das Zimmer und legte meine Hand auf seinen Arm. Er stieß mich so hart von sich, dass ich aufs Bett fiel, von den Sprungfedern zurückgeworfen wurde und zu Boden rollte.
    „Meine Gedanken gehören mir“, sagte er. „Halt dich aus ihnen raus!“
    Ich kam auf die Füße. Ich hatte die Wahrheit gesehen, bevor er mich weggestoßen hatte. Er wusste es wirklich nicht.
    „Du kannst nicht so herumlaufen und einfach jeden berühren, in sein Bewusstsein eindringen und seine Geheimnisse stehlen.“
    „Doch, genau das kann ich.“
    Jimmy kniff die Augen zusammen. „Oh, tatsächlich?“
    Früher hatte ich

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