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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tiger jedoch entpuppte ich mich als riesiges Muttertier: nach der Größe meiner Pranken und dem Gewicht des Fleisches auf meinen Knochen zu urteilen wog ich vielleicht 150 Kilo.
    Ein weiterer Blitz lenkte alle Aufmerksamkeit auf Sawyer. Verdammt, er sah großartig aus. Er hatte orangefarbenes Fell mit braunen Streifen, war schlank und muskulös und noch ein Stück größer als ich.
    Die Hyänen waren geliefert.
    Leider schienen sie es selbst nicht ganz so zu sehen. Anstatt um ihr Leben zu laufen, wie es sich für eine brave Hyäne gehörte, wenn sie einem Tiger gegenüberstand, kamen sie auf uns zu.
    Okay, es waren verdammt viele. Aber Tiger waren gnadenlos , das jedenfalls schloss ich aus der brennenden Wut, die in meinem Blut pulsierte. Die Hyänen hier auf meinem Land, in meinem Revier zu sehen, weckte in mir den Wunsch, ihre Knochen wie rohe Spaghetti zu zerbrechen.
    Wie eine Welle fiel das Rudel über uns her. Ich verließ mich auf meine Instinkte: Sie waren alles, was mir zur Verfügung stand. Ein Streich mit meiner Riesenpranke, und das Genick der ersten Hyäne war gebrochen. Der nächsten schlug ich die Zähne in die Kehle und schleuderte sie herum. So machte ich weiter, schlagend, zerrend, schnappend und reißend mähte ich mich durch den Pulk zur Linken, während sich Sawyer die rechte Seite vornahm. Mit ein bisschen Glück würden wir uns unversehrt in der Mitte treffen.
    Wenn ich nur ein Mensch gewesen wäre, hätte ich das nicht überlebt. Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Hyänen-Gestaltwandler tötete – Silber, Gold, Kugeln, Messer, Erdrosseln mit den verzauberten Innereien eines Ziegenbocks … Aber ein Kampf auf Leben und Tod zwischen Gestaltwandlern wirkte fast immer. Und das Zu-Asche-Zerfallen zeigte mir recht eindeutig, dass es jetzt gerade ziemlich gut funktionierte.
    Das war die gute Nachricht. Und die schlechte? Es waren zu viele von ihnen. Sie kamen in Heerscharen. Schon wieder.
    Sie nahmen uns in die Zange. Ich blutete. Starb ein Fellläufer, wenn er an den Wunden, die ihm ein anderer Fellläufer zufügte, verblutete? Das wusste ich nicht.
    Ich wusste nur: Wenn sie mich umbringen wollten, mussten sie nicht nur mein Fellläufer-Wesen töten, sondern auch meine Dhampir- und Vampir-Wesen. Das war nicht unmöglich, es würde nur ziemlich lange dauern. Wenn man allerdings die Anzahl der Hyänen betrachtete, die über die Dünen gepurzelt kamen, war die Zeit wohl auf ihrer Seite.
    Was sollen wir tun?, dachte ich.
    Sawyer antwortete: Weiterkämpfen. Hilfe ist unterwegs.
    Hilfe? Woher? Was? Wer? Wie? Und vor allem: Wann?
    Zwei Hyänen griffen mich von vorne an, und als ich Hiebe austeilte, schnappte eine dritte nach meinem Bein und biss zu. Hyänen haben die kräftigsten Kiefer im gesamten Tierreich. Als die Knochen in meinem Bein brachen, brüllte ich auf.
    Mein donnerndes Brüllen schüchterte die Gestaltwandler ein, was mir Gelegenheit verschaffte, mich zurückzuziehen. Aber ich war verletzt, konnte mich nicht mehr so schnell bewegen. Und die Wunde würde erst vollständig heilen, wenn ich wieder meine menschliche Gestalt angenommen hatte – und das war bei all den wilden Tieren hier unmöglich.
    Sawyer stieß zu, parierte und schleuderte die Tiere wild durcheinander. Auch er blutete. In seiner Schulter klaffte eine ziemlich tiefe Wunde, er war ebenso geschwächt wie ich. Allmählich bekam ich Angst. Wir würden nicht ewig durchhalten.
    Hilfe!, dachte ich. Ein Appell, ein Stoßgebet. Aber gerade jetzt galt das nicht viel mehr als ein leeres Wort.
    Dann zerriss ein Brüllen die Luft. Alle erstarrten und sahen nach oben. Ich erwartete, Feuer vom Himmel regnen zu sehen. Oder eine riesige göttliche Hand, die vom Himmel herablangte, um Sawyer und mich in Sicherheit zu bringen.
    Hey, ich hatte schließlich eine Menge Blut verloren.
    Stattdessen stand ein Löwe auf einer Anhöhe in der Nähe, der Wüstenwind bauschte seine Mähne, der aufgehende Mond warf silberne Funken auf sein goldenes Fell.
    Geschmeidig trabte er den Hügel hinunter und fiel wild und hemmungslos über die Hyänen her. Watete mit Klauen und Zähnen und Fauchen durch sie hindurch. Sie stoben wie Tauben auseinander. Dummerweise sammelten sie sich danach auch wieder wie Tauben.
    Ich wappnete mich für den Angriff, dann sandte ich einen Gedanken an den Löwen: Lauf, Luther!
    Luther war ein Straßenkind, das ich letzten Monat südlich von Indianapolis aufgelesen hatte. Er war ein Marbas, der Nachkomme eines Löwen-Gestaltwandlers

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