Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Es war so ziemlich das Gleiche, was Jimmy und mir widerfahren war – Menschen, denen wir vertraut hatten und die für uns hätten da sein sollen, hatten unser Vertrauen missbraucht.
„Die Fee hatte nur Sanducci im Kopf, wie immer.“ Sawyer zog an seiner Zigarette, die einen Augenblick zuvor noch nicht da gewesen war, und atmete den Rauch seufzend aus. „Sie war bei der Ausbildung des Jungen überhaupt keine Hilfe.“
„Also hast du ihn ausgebildet?“
„Ein wenig.“
Ich suchte Luthers Blick. „Ist das okay?“
Luther nickte. Anfangs hatte er nicht neben Sawyer stehen können, ohne zurückzuweichen, und hatte bei jeder Gelegenheit meine Nähe gesucht, aber jetzt schien er sich sicherer zu fühlen und überhaupt keine Angst mehr zu haben. Womöglich war es auch nur Gehabe und gute Schauspielerei, aber das glaubte ich nicht.
„Bist du dir sicher?“, hakte ich nach.
„Ich bin mindestens so stark wie er.“ Der Junge hob das Kinn. „Wenn er irgendwas versuchen sollte, reiße ich ihn in Stücke.“
Hinter Luthers Rücken beleuchtete die Glut der Zigarette Sawyers Grinsen. Wir wussten es zwar beide besser, aber es gab keinen Grund, dies auch noch Luther auf die Nase zu binden. Sawyer würde Luther ohnehin niemals unsittlich berühren. Er war ja selbst oft genug auf diese Weise berührt worden.
„Warum hast du überhaupt gegen sie gekämpft, wenn du einen Zauber kanntest, um sie zu vernichten?“
„Weil ich es … konnte“, sagte der Junge mit der Arroganz seiner Jugend und dem Stolz seines Löwen in der Stimme.
„Nur weil wir kämpfen können , bedeutet das doch noch nicht, dass wir auch kämpfen sollten . Ganz besonders dann, wenn es eine Möglichkeit gibt, die Nephilim ohne Blutvergießen zu beseitigen.“
Luther wandte mir den Blick zu. „Ich brauchte aber Blut.“
„Ihr Blut?“ Er zuckte die Schultern, was ich als Ja interpretierte. „Du bist noch gar nicht bereit fürs Kämpfen.“
Der Junge straffte die Schultern. „Bin ich wohl. Hab mein Leben lang gekämpft.“
„Aber nicht gegen solche Wesen.“
„Ich war gut! Hab keinen Kratzer.“
„Nicht mehr.“
„Ich kann mich heilen, genauso wie du und er.“
„Wir sind aber nicht unbesiegbar, Luther. Wir könnten auch sterben.“
„Schließ bitte nicht von dir auf andere“, murmelte Sawyer. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Das brachte uns jetzt wirklich nicht weiter.
„Du hast mich hierhergeholt, damit ich einer von euch werde“, beharrte Luther. „Das kann ich aber nicht, wenn du mich nicht lässt.“
„Aber …“
„Er hat recht, Phoenix“, unterbrach mich Sawyer und schnippte seine Zigarettenkippe weg. „Er ist besser vorbereitet, als du es warst.“
Luther hatte gewusst, dass hier draußen Dämonen lauerten, er hatte sie aufgespürt und gegen sie gekämpft. Wenn es auch keine Nephilim waren, so waren es doch Menschen, die nahe genug dran waren. Als ich die ganze Dämonensache herausgefunden hatte, war ich ehrlich gesagt viel zu überrascht gewesen.
Schließlich war ich mal Polizistin gewesen. Die Dinge, die ich in jener Zeit gesehen hatte, ließen mich nachts immer noch zitternd und schwitzend aus dem Schlaf hochschrecken. Eigentlich hätte ich erkennen müssen, was los war, lange bevor mir durch Ruthies Tod die Augen geöffnet wurden.
Ich betrachtete Luther. „Du musst etwas vorsichtiger sein.“
Er schnaubte. „Sie sind alle hinüber. Ich würde eher sagen, die sollten mal vorsichtiger sein.“
Da fiel mir etwas ein.
„Wenn du den Zauber nicht von Sawyer gelernt hast und auch nicht von Summer, dann …“
Kein Lüftchen regte sich, trotzdem stellten sich mir wie in einem Windhauch die Haare auf. Luthers Haltung veränderte sich. Er neigte den Kopf in einer eher femininen Bewegung, die Schultern sackten nach vorn und ließen ihn alt und müde wirken. Selbst seine Augenfarbe veränderte sich, sie schien mir jetzt eher dunkelbraun als haselnussfarben.
Als er den Mund öffnete, kam Ruthies Stimme heraus. „ Ich habe es ihm beigebracht, Mädchen. Was hast du denn gedacht?“
11
D as macht mich immer noch ganz kirre“, murmelte ich.
Seit ich die Vampirseite des Dhampirs in mir freigelassen hatte, sprach Ruthie nicht mehr in meinem Kopf oder in meinen Träumen zu mir, sondern durch Luther.
„Es ist nicht wichtig, wie ich zu dir spreche, Lizbeth, sondern nur, dass ich weiterhin zu dir spreche. Wir tun, was getan werden muss, um diesen Krieg zu gewinnen.“
„Du musst es ja
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