Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
wurde erst heiß, dann kalt, während der grelle Zauberblitz, der die Verwandlung begleitet hatte, verblasste. Ich stand nackt und keuchend im Mondlicht, mein Körper war noch immer erhitzt, mein Geist aufgewühlt wie die stürmische See.
Ein weiterer Lichtblitz zuckte vor den Sternen am marineblauen Himmel auf, dann stand Sawyer neben mir. Er hatte wenigstens noch seine Tattoos zwischen sich und der Nachtluft.
In menschlicher Form war er nicht hübsch, dafür war sein Gesicht zu scharfkantig geschnitten, aber er sah mit seinem seidigen schwarzen Haar, das ihm bis über die Schultern fiel, und der bronzefarbenen Haut, die einen starken Kontrast zu seinen merkwürdig hellen Augen bildete, schon eindrucksvoll aus.
Ich habe noch nie graue Augen bei einem Navajo gesehen, schon gar nicht bei einem Vollblut wie Sawyer. Das brachte mich zu der Annahme, dass ihn diese Augen als Fellläufer kennzeichneten, als Zauberer, als geborenen Hexer. Da die Navajos Angst vor allem Übernatürlichen haben und Hexen mehr als alles andere hassen, vermochte dies vermutlich eine Menge über Sawyer zu erklären.
„Wenn wir Wölfe sind, Phoenix, dann sind wir Wölfe“, fing er an.
„Sind wir aber nicht.“
Ich riss meinen Blick von seinem schlanken, glänzenden Körper los. Ganz gleich, wie sehr er mich auch auf die Palme brachte, mir Angst einjagte oder mich verwirrte, wenn Sawyer seine Kleider auszog – und das tat er oft und gerne –, wurde mein Mund trocken, und mein Verstand rutschte in den Unterleib. Niemals hatte auf dieser Welt jemand einen attraktiveren Körper gehabt als Sawyer.
„Wölfe denken nicht“, fuhr ich fort, „sie haben keine Vernunft und können sich auch nicht telepathisch miteinander unterhalten.“
„Bist du sicher?“
Ich holte aus, um ihm eine zu scheuern, allerdings ohne zu wissen, warum. Ich würde ihm nicht wehtun. Ich glaubte nicht mal, dass überhaupt irgendjemand oder irgendetwas dazu in der Lage wäre. Mit einer Bewegung, die flinker war als die tätowierte Schlange auf seinem Penis, ergriff er mein Handgelenk. Bei Sawyer war ich nie ganz sicher, was ein Scherz sein sollte und was nicht.
Ich hob die andere Hand zum Schlag und zielte direkt auf seine messerscharf geschnittene Nase. Auch diesmal fing er mein Handgelenk in der Luft ab. Unsere Körper trafen aufeinander, Brust an Brust, Hüfte an Hüfte.
Seine Schlange war erwacht.
Ich konnte gerade noch denken: Scheiße, was soll das? , dann küssten wir uns schon. Wenn man das so nennen konnte. Es war eher ein Kampf, bei dem unsere Zähne zusammenstießen, unsere Zungen miteinander rangen und wir uns kleine Bisse in Lippen und Kinn versetzten. Wir waren vielleicht Menschen – andererseits vielleicht auch wieder nicht. Jedenfalls führten wir uns animalischer auf als noch ein paar Augenblicke zuvor.
Ich war nicht ganz sicher, was in mich gefahren war – außer ihm. Sicher, ich war von unserem Zusammentreffen im Bau noch immer ziemlich erregt und stand nackt in dem Schatten des Mount Taylor, wo es nach Kiefern duftete. Der Wind spielte mit meinem Haar, und das Licht der Sterne tanzte auf meiner Haut – da würde wohl jeder durchdrehen.
Vielleicht musste ich einfach mal mit jemandem Sex haben, einfach nur so. Kein Kräfteaustausch – ich hatte bereits Sawyers Kräfte, und sie würden sich nicht verdoppeln, da konnte ich es so oft mit ihm tun, wie ich wollte – und auch keine Gunst, keine Gefälligkeit, kein Bitten um Verzeihung. Einfach nur Sex mit einem Mann, der darin so gut war wie sonst niemand.
Ich versuchte meine Handgelenke wegzuziehen, und er gab sie frei, sodass meine Handflächen über seinen unglaublichen Körper streichen konnten. Jedes Mal, wenn ich ein Tattoo berührte, blitzte das Wesen des jeweiligen Tiers auf – Wolf, Adler, Krokodil, Tarantel, Schlaaaaaange.
Das Zischen einer Klapperschlange breitete sich in meinem Kopf aus, als Sawyers glatte, feste Haut durch meine Hände glitt. Er fluchte, dann nahm er mein Schlüsselbein zwischen die Zähne. Er war genau so heiß wie ich.
Ein Fauchen durchdrang die Luft – ich konnte nicht genau sagen, ob es von ihm oder von mir stammte. Er legte mir die Hände auf die Lippen und drehte mich herum, mein Rücken berührte seine Brust. Wir waren etwa gleich groß, Sawyer war vielleicht noch ein paar Zentimeter größer, sodass seine Erektion genau zwischen meinen Pobacken lag. Ein sagenhaftes Gefühl. Ich rieb mich an ihm wie eine Katze.
Er umfasste meine Brüste, hob sie empor,
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