Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
als wollte er sie der Mondgöttin darbringen, deren silbriger Atem wie ein Hauch von Eis auf unserer Haut lag.
Er liebkoste meine Halsbeuge mit den Lippen, machte sich mit den Zähnen an einer Hautfalte zu schaffen – eine unwiderstehliche Verlockung für das, was in mir gefangen gehalten wurde. Er fuhr mit der Zunge am Rand des Halsbands entlang, das mich im Zaum hielt, und dann kitzelte er mich darunter. Der Dämon in mir brüllte auf.
Ich beugte mich vor, damit er mich von hinten nehmen konnte. Wie immer wusste er besser als ich, was ich wollte und brauchte. Schnell und hart. Nicht reden, nur handeln. Alles vergessen. Nicht mehr denken, nur noch fühlen – und dann kommen.
Einen Arm um meine Taille gelegt, presste er mich an sich, seine Handfläche lag warm auf meinem Bauch, und seine langen, geschmeidigen Finger streichelten mich in immer höhere Sphären hinein. Mit der anderen Hand reizte er meine Brustwarzen, bis sie hart wurden, schmerzten und brannten. Sein Körper schlug so heftig gegen meinen, dass das Geräusch unserer Haut in der Stille der Nacht widerhallte. Und dieses Geräusch war fast so erregend wie das, was wir taten.
Ich wollte mehr davon, und er gab mir mehr, gab mir sogar alles, was er hatte, alles, was er konnte, bis wir gemeinsam erbebten, unsere Körper erschauderten, ineinander, umeinander, eins waren.
Als die Glut verlosch – das tat sie immer –, richtete ich mich auf. Er trat einen Schritt zurück. Ich warf ihm einen Blick zu, aber er sah den Mond an, nicht mich.
Er sah genauso aus wie damals, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, und so, wie er immer aussehen würde. Sawyer war alterslos, praktisch unverwundbar und aus diesen und einigen anderen Gründen verdammt gefährlich. Was für ein Glück, dass er auf unserer Seite stand.
Jedenfalls glaubte ich das. Bei Sawyer wusste man eigentlich nie genau Bescheid.
Ich öffnete den Mund, doch bevor ich etwas sagen konnte, drang ein Heulen aus der Dunkelheit, die uns umgab. Ein merkwürdiges Heulen. Ein Geräusch, das in der Wüste New Mexicos nichts zu suchen hatte. Es klang eher wie ein Rufen oder Gackern.
„Füchse?“, fragte ich.
„Nein.“ Sawyers Körper spannte sich an, seine Muskeln bewegten sich unter der bebilderten Haut. Die Tattoos schienen lebendig zu sein, zu atmen, sogar zu tanzen. Da es magische Tattoos waren, die nicht von einem Bikertyp mit Nadel und Farbe, sondern von einem Zauberer mit einem Blitz gezeichnet worden waren, lag Tanzen durchaus im Bereich des Möglichen.
Schatten flackerten, trafen sich, verschmolzen miteinander, um sich dann wieder in einzelne, seltsam gekrümmte Formen aufzulösen, die sich in einem zwar rollenden, dann aber doch merkwürdig ruckartigen Gang bewegten.
„Was ist das?“, flüsterte ich.
„Hyänen“, sagte Sawyer, als ihr haarsträubendes Gelächter erneut zum Mond emporschallte.
„In New Mexico?“, vergewisserte ich mich.
Sawyer warf mir einen kurzen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. „Es sind keine echten Hyänen.“
„Sag bloß“, murmelte ich und wandte den Blick wieder den Schatten zu, die sich stetig vermehrten.
Sawyer und ich hatten keine Waffen dabei. Wie gut, dass wir über so erstaunliche Fähigkeiten verfügten.
Ich griff nach seinem Bizeps, auf dem das Bild eines heulenden schwarzen Wolfs prangte. Aber Sawyer hielt mich mit einem kurzen Kopfschütteln zurück, drehte mein Handgelenk herum und zog meine Hand viel, viel tiefer.
Für einen Augenblick leistete ich Widerstand. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit der Schlange zu spielen. Doch Sawyer sagte: „Die einzigen Tiere, vor denen Hyänen Angst haben, sind Großkatzen.“
Mein Blick fiel auf seinen Schenkel, über den das Bild eines Tigers streifte. Ich legte die Handfläche auf Sawyers Bein, ganz oben, dorthin, wo ich seinen kräftigen, schweren Puls fühlen konnte.
„Hoffentlich hast du recht“, sagte ich.
10
W ieder kam der Blitz – gleißendes Licht und eisige Hitze, dann die Windböe, als ich auf alle viere fiel. Ich hatte mich noch nie zuvor in einen Tiger verwandelt und wusste nicht so recht, was mich erwartete.
Mit der Zeit hatte ich festgestellt, dass das Ergebnis der Gestaltwandlung – zumindest für Fellläufer – nichts mit unserer menschlichen Gestalt zu tun hatte. Wenn ich ein Wolf war, dann war ich ein Wolf von weniger als 50 Kilo Gewicht, obwohl ich als Mensch etwas mehr als 50 Kilo wog. Als Schlange war ich eine Schlange von üblicher Größe. Als
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