Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Feinde der Hyänen sind, war für den Zauber jemand mit afrikanischer Abstammung, mit dem Blut einer afrikanischen Großkatze erforderlich. Zaubersprüche sind sehr spezifisch.“
„Woher kennst du diesen Zauber?“
Luther verzog den Mund. „Ich bin schon ziemlich lange auf dieser Welt. Du wärst überrascht, was ich noch so alles weiß.“
„Vermutlich nicht“, murmelte ich. Ich wünschte, ich hätte mit Ruthies Kräften auch ihr ganzes Wissen in mich aufnehmen können. Das hätte uns allen eine Menge Ärger erspart.
„Boudas kommen aus Afrika“, stellte ich fest. „Was machen sie denn hier?“
„Hier laufen doch überall Wesen herum, die nicht von hier stammen. Als die Grigori ankamen, lebten die Afrikaner in Afrika, doch das ist nicht mehr so. Oder zumindest ist Afrika nicht mehr der einzige Ort, an dem man jemanden mit der DNS einer matriarchalischen Hexe aus dem alten Land der Boudas finden kann.“
Ich rieb mir die Stirn. „Also kann auch niemand sagen, welche Sorte Bestien jetzt auftauchen werden, nachdem die Grigori zurück sind?“
„Nein. Möglicherweise wissen die Grigori nicht einmal selbst, was sie da hervorbringen.“
„Das scheint ihnen wohl auch egal zu sein, solange es nur böse ist.“
„Alles, was sie hervorbringen, ist böse“, sagte Ruthie/Luther. „Die Grigori sind das reine Böse. Sie setzen eine Saat der Bösartigkeit in die Bevölkerung, wie es sie seit dem Fall der Engel nicht mehr gegeben hat. Ohne Zweifel werden jetzt Nephilim gezeugt, wie sie die Welt nie zuvor gesehen hat.“
„Und wir haben keinen Hinweis darauf, wie wir sie vernichten können.“ Nicht, dass wir vorher besonders viele Hinweise gehabt hätten.
„Wir brauchen einen neuen Plan“, sagte Ruthie.
„Was stimmt denn mit dem alten nicht? Alle umbringen und den Jüngsten Tag vermasseln.“
„Das hat ja bisher auch ganz toll funktioniert.“
Sarkasmus. Na wunderbar.
„Der Jüngste Tag wurde eingeleitet, als der Anführer der Dunkelheit die Anführerin des Lichts tötete“, fuhr Ruthie fort. „Das war ich.“
„Der Jüngste Tag ist eine Zeit des Chaos, die mit dem ultimativen Kampf zwischen Gut und Böse endet.“
„Armageddon“, stimmte Ruthie zu.
„Aber in der Zwischenzeit werden die Grigori aus dem Höllenschlund befreit und bevölkern die Erde wieder mit neuen Nephilim.“
„So stellen sie ihre Armee für die große Schlacht auf.“
„Wie sehen die Grigori eigentlich aus?“, fragte ich. Soweit ich nämlich wusste, hatte bisher niemand auch nur einen von ihnen zu Gesicht bekommen, was mir verdammt komisch vorkam.
Jetzt mischte sich auch Sawyer, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, ins Gespräch ein: „Die Grigori sind Geister des Chaos. Sie sehen immer so aus wie derjenige, von dem sie gerade Besitz ergriffen haben.“
„Auf der ganzen Welt“, sagte Ruthie, „gibt es immer mehr Fälle von Besessenheit und Geisteskrankheit. Vergewaltigungen, Suizide, Morde und unerklärliche Todesfälle greifen um sich.“
Ich hatte schon davon gehört – im Fernsehen, im Radio, auf der Straße. Die Geister des Chaos verbreiteten das Chaos. Das war ihr Job.
Ich dachte an all die unschuldigen Menschen, die nicht verstanden, was hier vorging. Sie hörten Stimmen, die ihnen befahlen, schreckliche Dinge zu tun, träumten von Mord, Totschlag und Körperverletzung, von gewalttätigem Sex mit Fremden oder Bekannten und waren beim Aufwachen blutverschmiert oder stellten einen Monat später fest, dass sie schwanger waren, und den einzigen Anhaltspunkt bildete die Erinnerung an diesen furchtbaren Traum.
Was würden Sie denken, wenn Menschen, denen Sie bisher vertraut hatten, die Sie liebten, plötzlich gewalttätig wurden, Missbrauch begingen, schlicht und einfach böse wurden? Wenn sie dann Ihnen oder Ihren Kindern etwas antaten? Wenn Sie selbst in den vertrauten Augen plötzlich den Blick eines fremden Wesens entdeckten? Würden Sie sich selbst für verrückt halten oder den anderen?
Ich zitterte. Der Jüngste Tag, das Chaos, die Apokalypse – es war doch alles das Gleiche. Eine Zeit, in der das Surreale Wirklichkeit wurde, der Schrecken alltäglich. Der Anfang vom Ende.
Das war jetzt der Fall.
„Ich habe nichts Auffälliges gesehen, nichts …“ – ich hob die Hände zu einer hilflosen Geste – „… Seltsames gefühlt.“
„Du warst ziemlich beschäftigt mit den Dämonen der Sonnen- und Mondfinsternisse“, sagte Ruthie, „und auch noch mit anderen Sachen.“
„Hätten
Weitere Kostenlose Bücher