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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Händen durch sein verschwitztes, strähniges Haar.
    „… zu töten?“, fragte ich.
    Er stieß die Luft auf eine Art aus, die wahrscheinlich ein verächtliches Schnauben darstellen sollte, und ließ dann die Arme wieder sinken. „Ich war schon lange vorher ein Mörder gewesen.“
    Ich hasste es, wenn er sich selbst als Mörder bezeichnete. Ich glaubte nicht, dass es Mord war, die Nephilim zu Staub zerfallen zu lassen. Aber Jimmy hatte viel länger auf der Straße gelebt als ich, und bevor er zu Ruthie gekommen war, hatte er schon Dinge getan, von denen ich nichts wusste.
    „Du weißt, wozu sie mich gebracht hat“, sagte er. Ich nahm an, er meinte, dass er mit Summer geschlafen hatte. „Ich wusste, es würde dich verletzen“, murmelte er. „Und ich habe es trotzdem getan.“
    „Warum?“
    „Es musste getan werden.“
    „Da hast du’s.“ Ich warf die Hände hoch. „Also warum kannst du mir nicht verzeihen?“
    „Ich weiß es nicht. Hast du mir denn verziehen?“
    Ich dachte an Summers schönes Gesicht, an ihre winzige, wunderbare Figur, ihre blonden Haare und die blauen Augen, an ihre ewige, unüberwindbare Liebe zu Jimmy Sanducci.
    „Nein.“
    Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen, und ich sah in ihm wieder den Jungen, der mein Herz erobert und es dann gebrochen hatte.
    „Dachte ich mir“, sagte er.
    Jimmy zog gerade seine sündhaft teuren Nikes an, die er wahrscheinlich umsonst bekommen hatte, nachdem er das letzte Pressefoto für Venus Williams oder Tiger Woods geschossen hatte – oder wer auch immer gerade die erfolgreichste Schuhwerbung machte. Da hielt er inne und fragte: „Und jetzt?“
    „Wir finden den Dagda und sehen zu, dass wir wieder an die Erdoberfläche kommen.“
    „Und dann?“
    Jimmy war nicht ganz auf dem neuesten Stand. Schnell erzählte ich ihm alles.
    „Deine Mutter“, wiederholte er, offenbar ebenso verblüfft, wie ich es gewesen war. Aber zwischen der Wahrheit und dem, was wie die Wahrheit aussah, lagen in letzter Zeit manchmal Welten.
    „Du wusstest es nicht?“ Ich beobachtete ihn genau. Jimmy war ein ziemlich guter Lügner. Das musste er auch sein. Wahrscheinlich konnte ich Wahrheit und Erfindung ganz gut unterscheiden, wenn ich ihn berührte. Wenn ich ihn an diesem Tag allerdings noch einmal berührt hätte, wäre das wohl für mindestens einen von uns blutig ausgegangen. Schon wieder.
    „Ich dachte, sie wäre tot.“
    Hmm. Gelassene Stimme, direkter Blick. Er schien die Wahrheit zu sagen, aber ich konnte noch nicht sicher sein.
    „Du dachtest, sie wäre tot, aber du wusstest, dass sie ein Phönix war? Oder hast du nur gedacht, dass meine Mutter, wer sie auch immer sein mochte, tot wäre?“
    „Ich entscheide mich für Tor Nummer zwei.“ Er band die Schuhbänder mit den silbernen Enden zu einer Schleife und stand auf.
    Ich zog die Brauen zusammen. „Sanducci …“
    Er hob die Hand. „Ich wusste es nicht, okay? Ich dachte einfach, du wärst eine Waise, genauso wie ich.“
    „Du warst keine Waise.“
    Bilder der Vergangenheit flimmerten an meinen Augen vorbei, und ich wünschte, ich hätte das Thema gar nicht erst angeschnitten.
    „Ich war auch keine“, stimmte er zu. „Aber jetzt bin ich es.“
    „Nicht unbedingt.“ Er sah mich mit großen Augen an, und ich hob eine Hand, genauso wie er vorhin. „Ich meine nur, dass Eltern in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Dein Vater, Sawyers Mutter – und jetzt auch noch meine.“
    „Und was für prächtige Exemplare“, brummte er.
    „Ja, die Familientreffen sind wirklich der Hammer. Allerdings …“ Ich dachte nach. „Ich habe meine Mutter noch nicht getroffen. Vielleicht …“
    „Tu das nicht“, unterbrach mich Jimmy.
    „Was?“
    „Dich dem Gedanken hingeben, dass sie vielleicht gar nicht böse ist, dass ihr vielleicht eine Beziehung aufbauen könntet, dass es sich bei euch vielleicht anders verhalten könnte. Sie ist von den Toten auferstanden, Lizzy. Sie kann nicht gut sein.“
    „Das eine Mal“, murrte ich.
    „Und das ist alles, was wir haben. Jeder, der heutzutage von den Toten aufersteht, wird für uns zum Problem.“
    Er hatte recht. Aber …
    „Sawyer ist zwar andersartig, aber er ist nicht böse.“
    „Bist du dir da sicher?“
    „Ja!“
    Jimmy hob nur die Augenbrauen. Meine Stimme war zu laut gewesen, das Wort zu nachdrücklich, als dass er mir hätte glauben können. Scheiße, nicht mal ich konnte mir doch glauben.
    „Denk drüber nach“, sagte er. „Er taucht

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