Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
und zu vergessen als Sanducci und ich.
„Wir sollten jetzt lieber gehen“, sagte ich.
„Lizzy“, begann er, und ich konnte nichts dagegen tun, dass mir ein Stein vom Herzen fiel, als ich diesen Namen aus seinem Mund hörte. „Es tut mir leid … wegen vorhin.“
Wenn wir so weitermachten, würden wir uns entschuldigen, bis wir tot umfielen.
„Ich bin okay.“ Ich zeigte ihm mein Handgelenk. „Schon verheilt.“
„Ich meinte das davor. Da draußen.“ Ruckartig deutete er mit dem Kopf auf den Höhleneingang, seine dunklen Haare flogen durch die Luft. „Das Ding in mir hat sich für mich ausgegeben … und ich …“
„Dein Vampir hat mich reingelegt“, unterbrach ich ihn. Ich musste das wirklich nicht noch mal durchkauen. „Das hätte ich wissen müssen. Ist nicht deine Schuld.“
„Glaubst du, das macht es für mich leichter? Ich sehe es noch immer vor mir, wie ich dich zwinge …“
„Du hast mich nicht gezwungen. Ich wollte es so.“
„Du wolltest doch mich. Dieses Ich.“ Wieder schlug er sich auf die Brust. Er musste wirklich damit aufhören. „Aber das war nicht ich.“ Er schluckte und starrte auf den Boden, wo mein Blut noch immer den Erdboden verdunkelte.
„Das ist … das ist einfach scheiße“, endete er.
„Was ist das nicht?“
Sein Lachen war schroff, nicht ganz das Vampirlachen, aber nahe dran. „Es macht dich nicht fertig?“
Zu meiner Überraschung tat es das wirklich nicht. Es gab so viele andere Dinge, die mich fertigmachten.
„Nein“, sagte ich, und er atmete hörbar aus.
„Dann bist du weniger nachtragend als ich.“
Das bezweifelte ich. Lange, lange Zeit hatte ich einen Groll gegen ihn gehegt und täte das wahrscheinlich noch immer, wenn ich nicht auf die harte Tour hätte lernen müssen, dass es eine ganze Menge anderer Dinge gab, auf die man seine Wut besser richten konnte.
Ich ging auf ihn zu und griff nach seiner Hand. Er wich zwar aus, aber ich nahm sie trotzdem. Dann strich ich mit dem Daumen über das langsam verblassende Mal, das rund um sein Handgelenk verlief.
Bevor ich ihn zurückgelassen hatte, hatte ich gesehen, was ihm der Dagda antun würde, und darin waren weder Peitschen noch Ketten vorgekommen. Ich hatte an Feuer gedacht, vielleicht auch an ein Messer. Schmerzen und Blut. Geschenkt gab es schließlich nichts. Aber das hier hatte ich nicht gesehen.
Ich streichelte ihn wieder mit dem Daumen und atmete ein, öffnete meinen Geist … und sah überhaupt nichts.
Ich hob den Blick. „Was hat er dir angetan?“
„Ist das wichtig?“
Es würde immer wichtig sein. Es gab nur nichts, was ich dagegen hätte tun können. Was geschehen war, war geschehen. Es spielte eine Rolle, dass ich es zugelassen hatte, es sogar angeordnet hatte, auch wenn ich ihn nicht selbst verletzt hatte. Ich hätte die Macht gehabt, es zu beenden. Doch ich hatte es nicht getan.
Ich verstand, dass ein großer Teil von Jimmys Wut und seiner Unfähigkeit, meine Berührung zu ertragen, von dem Wissen herrührte, dass, kämen wir noch einmal in diese Situation, ich wieder genau das Gleiche täte.
Da ich förmlich spüren konnte, wie sich seine Haut unter meiner Berührung zusammenzog, ließ ich ihn los. In diesem Zustand konnte ich seine Qualen nicht ertragen.
Ich war in der Lage, zwischen dem Vampir Jimmy und dem Dhampir Jimmy zu unterscheiden; ich wusste, dass die Worte und Taten des einen nichts mit denen des anderen zu tun hatten. Und ich dachte, er würde diesen Unterschied zwischen dem Vamp Liz und Lizzy ebenfalls kennen. Bestimmt kannte er ihn – in der Theorie.
Aber Männer sind visuell veranlagt: Deshalb stehen sie auch so auf Pornos, im Gegensatz zu Frauen, die eher emotional sind. Während ich die beiden Jimmys voneinander trennen konnte, weil ich so unterschiedlich für sie empfand, mochte es für Jimmy schwieriger sein, mit seinen widersprüchlichen Gefühlen für jemanden zurechtzukommen, der für ihn immer wie die gleiche Frau aussah.
Das Problem war, dass die Lizzy, die ich einmal gewesen war und in die er sich verliebt hatte, nicht mehr existierte. Ich glaubte auch nicht daran, dass sie jemals wiederkäme. Zurück blieben also eine Frau, die er nicht kannte, und eine, die er nicht mochte – in ein und derselben Verpackung.
„Es gibt Dinge, die wir tun müssen, auch wenn wir es nicht wollen“, begann ich.
„Glaubst du, ich wüsste das nicht? Ich war achtzehn, als Ruthie mich dazu brachte zu …“ Er unterbrach sich und fuhr sich mit zitternden
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