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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nettes Schwätzchen zu interessieren. „Du hast von den vier Reitern gehört?“ Ich nickte. „Sie kommen, wenn das erste von sieben Siegeln gebrochen wird.“
    „Was für Siegel?“
    „Der Offenbarung zufolge befinden sie sich auf einer Schriftrolle.“ Missmutig starrte er die Wiedergänger an. „Aber diese Schriftrolle steht für etwas anderes. Der erste Reiter kommt auf einem weißen Pferd. Manche sagen, es sei Jesus. Die meisten behaupten das Gegenteil.“
    „Der Antichrist.“
    „Jepp. Und wenn der Reiter auftaucht, nachdem das Siegel gebrochen wurde, und wenn dieser Reiter der Antichrist ist, was glaubst du dann, was damit versiegelt war?“
    „Die Hölle“, antwortete ich.
    „Der Kandidat hat hundert Punkte.“
    „Wie wurde das Siegel gebrochen?“
    „Schwer zu sagen, und es spielt auch keine Rolle. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen sehen, wie wir mit den Folgen fertig werden.“
    Er hatte recht. Die Dämonen waren frei, das konnten wir nicht mehr rückgängig machen.
    „Also, das Siegel wurde gebrochen“, sagte ich. „Die Hölle hat sich aufgetan. Die Dämonen sind geflohen.“ Ich sah zu den Wiedergängern hinüber. „Wann kommen die ins Spiel?“
    „Der erste Reiter ist auf Eroberung aus. Einige sagen zwar, in friedlicher Absicht, aber wer weiß.“
    „Und der zweite?“
    „Rotes Pferd, Mann mit Schwert. Bringt die Menschen dazu, sich gegenseitig umzubringen, und nimmt den Frieden von der Erde.“
    „Der gleiche Typ?“
    „Schätze schon.“
    „Um gegen den Frieden zu kämpfen“, sagte ich, „braucht man aber eine riesige Armee.“
    „Ohne Furcht und Skrupel.“
    „Genau. Diese Armee würde sich ziemlich gut dazu eignen, den Krieg auf der ganzen Welt zu verbreiten.“
    „Es ist also der Übergang von der Androhung des Krieges zu seiner tatsächlichen Ausführung.“
    „Und woher bekommt man eine solche riesige Armee, wenn man seit dem Anbeginn der Zeit im Tartarus hockt und Kreuzworträtsel löst?“ Mein Blick wanderte zu den Wiedergängern, deren Schritte mit jedem Block, den wir vorwärtskamen, mehr nach militärischem Gleichschritt klangen.
    „Man erweckt sie von den Toten“, sagte Jimmy.
    „So viele Leichen und so wenig Zeit“, stimmte ich zu. „Und dazu kommt dann auch noch ihre ewige Dankbarkeit.“
    Dass ich die Toten hatte auferstehen sehen, als der Phönix über die Gräber lief und ein Buch bei sich trug, in dem gestanden hatte, wie man die Dämonen unter sein Kommando brachte, sah immer weniger nach einem Zufall aus. Offenbar hatten wir einen Gewinner in dem großen Wer wird Antichrist?- Spiel. Es sei denn …
    „Wenn sie die Dämonen befehligen kann, warum tut sie es dann nicht?“
    Jimmy antwortete nicht. Als ich zu ihm hinübersah, starrte er in die Dämmerung. Ich folgte seinem Blick.
    Das Haus ragte aus einem wogenden Grasmeer auf, das ins Mondlicht getaucht war. Es war riesig, ganz so, wie der Wiedergänger angekündigt hatte, und aus verwittertem rotem Backstein. Der ursprünglich cremefarbene Mörtel hatte im Kampf mit den Elementen einen Gelbstich davongetragen, die Farbe an den Fensterrahmen blätterte ab. Zur Rechten lag die Veranda, deren Stufen bedrohlich knarrten, als uns die Wiedergänger ins Haus folgten.
    Drinnen waren die einst prächtigen Dielenböden verzogen und uneben, die Wände mit Löchern und Rissen übersät. Ein Kronleuchter hing noch in der Eingangshalle und schaukelte im Windstoß, der mit uns ins Haus geweht war. Die Kristalle trafen mit einem hellen und einsamen Klirren aufeinander, das aus irgendeinem Grund ein nostalgisches Gefühl in mir weckte.
    Das Haus roch modrig – als wäre es überflutet worden, getrocknet und dann erneut überflutet worden, das Ganze so um die fünfzigmal. Der kühle, weiche Geruch nach abgestandenem Wasser wurde von dem scharfen, metallischen Geruch frischen Blutes überlagert.
    „Ich möchte meine Mutter sehen“, sagte ich. „Den Phönix.“
    Niemand schien von dieser Forderung überrascht. Ich vermutete, ein Blick in den Spiegel konnte das erklären. Die Erwähnung ihres Namens jedoch verschlug ihnen die Sprache, was kein gutes Vorzeichen für unser Zusammentreffen war.
    So dumm es auch sein mochte, ich hatte immer noch gehofft, dass der Phönix nicht so übel war wie zum Beispiel … die Frau aus Rauch. Aber jetzt beschlich mich allmählich das Gefühl, dass er eher noch schlimmer sein mochte. Wie konnte ich ihn davon überzeugen, dass Jimmy und ich uns auf die dunkle Seite schlagen

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